04. Dezember 2015

Aus Blutspenderin wird Stammzellspenderin

11.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Leukämie. Ohne eine Stammzellspende hätten viele von ihnen kaum eine Chance gesund zu werden. Daher sind regelmäßige Typisierungsaufrufe so wichtig. Die Stefan-Morsch-Stiftung arbeitet dabei  oft mit dem DRK-Blutspendedienst West zusammen – so auch im August 2014 in der Sparkasse in Mülheim. Damals ließ sich  Carina Zöllner aus Bochum typisieren. Ein Jahr später hat sie durch eine Stammzellspende einer jungen US-Amerikanerin eine echte Perspektive, gegeben den Blutkrebs zu besiegen.
Carina Zöllner ist jung, lebhaft und lebensfroh. Sie lacht gerne – selbst wenn sie davon erzählt, wie elend sie sich vor der Stammzellspende gefühlt hat. „Kann meine Geschichte Anderen Mut machen, ebenfalls Stammzellen zu spenden?“, fragt die 21Jährige, die auch regelmäßig Blut spenden geht.

Alles begann mit einem Aufruf in der WAZ: Die Stefan-Morsch-Stiftung und das DRK riefen zur Blutspende und zur Registrierung als Stammzellspender auf. „1 x Stechen, 2 x Helfen“ heißt das Motto. Beide Organisationen weisen immer wieder daraufhin:  „Es ist  wichtig, junge Menschen über das Thema Blutspende und Stammzellspende zu informieren. Denn die Zahl der Krebspatienten, die in den kommenden Jahren Blutkonserven und Stammzellspenden benötigen, wird mit einer wachsenden älteren Bevölkerung stark zunehmen.“

Carina Zöllner machte mit. Mit ihr ließen sich über 80 weitere Menschen typisieren. Ein Jahr später bekam die Studentin – inzwischen im 3. Semester – Bescheid, dass sie eventuell „passen“ könnte. Das bedeutet: Irgendwo auf der Welt gibt es einen Patienten, der dringend auf die Stammzellspende eines fremden Menschen angewiesen ist, weil sich in der eigenen Familie kein passender Spender gefunden hat. Ein passender Spender wird dann in den weltweit vernetzten Spenderdateien gesucht. 10 von 10 Gewebemerkmalen stimmen im besten Fall überein. Carina Zöllner ist dieser „genetische Zwilling“ nachdem gesucht wurde.

Das hat sich im Laufe der kommenden Zeit herauskristallisiert: Denn zur gleichen Zeit erhielt auch Carinas älterer Bruder, der ebenfalls in einer Spenderdatei registriert ist, die Nachricht, er könne für einen Empfänger geeignet sein. Den neckischen geschwisterlichen Wettstreit „gewann“ die junge Frau schließlich nach einer neuerlichen Blutuntersuchung. Danach ging’s erst mal mit ihrem Freund ab in den Urlaub. Gedanken oder Sorgen machte sich die Studentin in der Zeit nicht. „Wenn ich helfen kann, dann gut“, kommt es kurz und bündig von ihr. Vier Tage später begann Carina Zöllners nicht ganz einfacher Weg zur Stammzellspende und damit bekam eine junge Leukämie-Patientin in den USA ihre einzigartige, lebensrettende Chance.

Bevor  Carina Zöllner Stammzellen spenden durfte, wurde ihr bei einer gründlichen Untersuchung alles erklärt. Das änderte nichts an der Bereitschaft zur Spende. Dann begann die entscheidende Phase vor der Transplantation. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Entnahme sogenannter peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse, also einer Blutreinigung.

Dazu wird dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieses Medikament kann  grippeähnliche Symptome auslösen.  Carina Zöllner fühlt sich zu schwach, um selbst nach Birkenfeld zur Apherese zu fahren. So ungewöhnlich heftig reagierte ihr Körper auf das Medikament, mit dem die Stammzellproduktion angekurbelt wird. Die 280 Kilometer zwischen Bochum und der Hunsrückgemeinde Birkenfeld, dem Stammsitz der Stefan-Morsch-Stiftung, erschienen ihr und ihrer Mutter endlos lang. „Ich bin ja nicht die Größte. Vermutlich reagiert mein Körper deswegen so heftig. Ich kenne das schon vom Blutspenden fürs DRK“, winkt die begeisterte Radfahrerin ab.

In der Entnahmestation der Stiftung wurden dann die Stammzellen aus dem Blut gefiltert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird. Während der Entnahme bessern sich die Symptome. Trotzdem war die Spende anstrengend. Ob sie sich nach diesen Erfahrungen denn wieder als Spender zur Verfügung stellen würde? „Aber ja doch“, ist die Psychologie-Studentin fast überrascht von der Frage. „Das ist doch alles kein Vergleich zu der viel schlimmeren Krankengeschichte des Empfängers.“ Und da es sich in ihrem Fall um eine fast gleichaltrige Patientin in den USA handelt, fühlt sich die 21-Jährige besonders verbunden – und lacht: „Meine Mutter hat sich mehr Sorgen gemacht als ich.“ Und die Mutter sei jetzt stolz, dass sie dies alles „so richtig gut durchgezogen“ habe, meint die Bochumerin. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, ist ebenfalls stolz auf jeden „seiner“ Spender: „Eine Transplantation ist immer eine letzte Chance. Diese Chance hat die Patientin in den USA  nur durch Carina Zöllner.“

Der DRK Blutspendedienst West und die Stefan-Morsch-Stiftung suchen gemeinsam Lebensretter. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Der DRK Blutspendedienst West und die Stefan-Morsch-Stiftung suchen gemeinsam Lebensretter. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Die nächste Gelegenheit Blut zu spenden und sich typisieren zu lassen:

  • Sonntag, 24.01.2016 44866  Bochum-Wattenscheid,   DRK-Zentrum,   26,   10:00 Uhr bis 15:00 Uhr,   Kreis Bochum
  • Montag, 25.01.2016 44894 Bochum,    Ernst Brühmann Haus,    36,    16:00 Uhr bis 20:00 Uhr,   Kreis Bochum

Warum kooperiert die Stefan-Morsch-Stiftung mit dem DRK-Blutspendedienst West?

Der überwiegende Teil der Empfänger von Bluttransfusionen sind heute Patienten mit bösartigen Erkrankungen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die beispielsweise an Blutkrebs (Leukämie) erkrankt sind. Dies hängt neben der eigentlichen Erkrankung insbesondere mit der modernen Chemotherapie zusammen. Diese Chemotherapie führt in vielen Fällen zu einer vorübergehenden kompletten Unterdrückung der körpereigenen Blutbildung im Knochenmark (Aplasie), so dass die Patienten in diesen kritischen Behandlungsphasen lebenswichtig auf Blutübertragungen angewiesen sind. Viele moderne und heilende Behandlungsverfahren, gerade im Kampf gegen Krebs, können nur durchgeführt werden, wenn für diese Patienten genügend Blut zur Verfügung steht. So helfen Blutspenden auch über die Wartezeit hinweg, die es dauert, um beispielsweise einen passenden Stammzellspender zu finden, wenn eine Transplantation erforderlich ist.

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