Hoffen – Helfen – Heilen
22. Juli 2024

Ein Meilenstein der Medizin: Stefan Morsch und die Heilung seiner Leukämie

Vor 40 Jahren bewegten das Schicksal des 16-Jährigen und sein Kampf gegen den Blutkrebs die Menschen in ganz Deutschland

Am 31. Juli 1984 markierte ein bahnbrechendes Ereignis den Beginn einer neuen Phase in der Behandlung von Leukämie. Stefan Morsch aus Rheinland-Pfalz wurde als erstem Europäer Knochenmark eines nicht verwandten Stammzellspenders transplantiert. Durch diese experimentelle Behandlung wurde Stefan geheilt. Die damals wegweisende Transplantation rettet noch heute jedes Jahr zehntausenden Menschen weltweit das Leben. Gleichzeitig war sie der Grundstein zum Aufbau eines rund um den Globus gespannten, professionellen Netzwerks, das für Leukämiekranke täglich lebensrettende Stammzellspender:innen vermittelt.

Stefan wurde notgedrungen zum Pionier im Kampf gegen Leukämie

Susanne Morsch, Stefans jüngere Schwester und Vorstandsvorsitzende der Stefan-Morsch-Stiftung erklärt: „Ohne es zu wollen ist mein Bruder zu einem Pionier geworden, der für immer mit der weltweiten Leukämiehilfe verbunden ist. Heute, 40 Jahre nach der Transplantation, gedenken wir nicht nur dem Sieg meines Bruders über die Krankheit, sondern auch der unermüdlichen Arbeit der Forscher, Ärzte, Mitarbeiter, sämtlicher Beteiligter sowie insbesondere dem Engagement der Stammzellspender. Sie machen es möglich, dass diese lebensrettende Behandlungsmethode weltweit verfügbar ist und Betroffene Hoffnung auf Überleben bekommen.“

Kein Familienmitglied kam als Spender:in in Frage

Als Stefan Morsch 1983 an Leukämie erkrankte, galt die Knochenmarkspende eines Verwandten als die einzige Überlebenschance. Doch niemand aus seiner Familie kam für die Spende in Frage. Eine Spenderdatei gab es in Deutschland noch nicht, ebenso wenig, wie Kliniken, die diese Art der Transplantation durchführten. Die behandelnden Ärzte gaben der Familie einen Rat: „Nehmen Sie ihr Kind mit nach Hause und machen Sie ihm ein paar schöne letzte Monate.“

Ein Hoffnungsschimmer: Eine experimentelle Behandlung in den USA

Trotz der scheinbar ausweglosen Lage gaben sie nicht auf. Das World Wide Web stand noch nicht zur Verfügung. So studierten Stefans Eltern Zeitungsartikel, Magazine, recherchierten Kontakte. Doch innerhalb Deutschlands hörten sie immer wieder den gleichen Rat: Keine Zeit zu verschwenden und das Schicksal zu akzeptieren. Schließlich weiteten sie ihre Suche ins Ausland aus und erfuhren in einer Zeitschrift von Versuchen, Patienten mithilfe von nicht verwandten Spendern zu transplantieren.

In England stießen sie dann bei den Nolan Laboratories auf eine Spenderdatei, sogar mit einem passenden Spender, Terence Bayley. Eine Klinik in Seattle (USA), das Fred Hutchinson Cancer Research Center, war als einzige bereit, die Transplantation zu wagen. Unterstützt von einer groß angelegten Geldspendenaktion, an der sich Menschen, Firmen und Vereine bundesweit beteiligten, konnte die Familie die benötigte Summe von 600.000 Mark aufbringen und die große Reise nach Seattle antreten. Stefan erhielt die notwendige Behandlung und wurde tatsächlich von der Leukämie geheilt.

Stefan Morsch wird erfolgreich von der Leukämie geheilt

Medien in Deutschland, den USA und in weiteren Ländern gaben fast täglich Updates über Stefans Gesundheitszustand nach der Transplantation. Es war ein Erfolg, der im In- und Ausland Betroffenen Hoffnung gab und Mediziner aufhorchen ließ.

Stefans transplantierender Arzt, der mittlerweile verstorbene Edward Donall Thomas, gilt heute als Pionier der Knochenmarktransplantation. Für seine Forschungsarbeit, an der Stefans Behandlung einen wichtigen Anteil hat, erhielt er gemeinsam mit Joseph E. Murray 1990 den Nobelpreis für Medizin.

Stefan Morsch jedoch kehrte nie mehr in seine Heimat zurück. Trotz der erfolgreichen Heilung der Leukämie durch die Fremdspendertransplantation erkrankte der mittlerweile 17-Jährige an einer Lungenentzündung. Er verstarb kurz vor der geplanten Heimreise.

Die Eltern gründen die erste Stammzellspenderdatei Deutschlands

Doch sein Vermächtnis lebt weiter: Sein Wunsch war es, auch in Deutschland eine Datenbank für Stammzellspender aufzubauen. In seinem Andenken wurde auf Initiative seiner Eltern Emil und Hiltrud Morsch 1986 die Stefan-Morsch-Stiftung, im rheinland-pfälzischen Birkenfeld gegründet. Damit ist die Stiftung die erste deutsche Knochenmark- und Blutstammzellspenderdatei in Deutschland. Seitdem hat die gemeinnützige Organisation tausenden Patienten mit Leukämie und anderen bösartigen Erkrankungen Hoffnung und Heilung gebracht.

Erfahre mehr über Stefan Morsch und seine Geschichte. Du bist noch nicht als Stammzellspender:in registriert? Nutze unsere Online-Typisierung.

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