Bilder von den Funzelmärschen gibt es wenige. Auch Erinnerungen sind Mangelware. Trotzdem hat das, was Kevin Herrmann vorhat spätestens jetzt Tradition: Der Mainzer plant gerade den 10. Funzelmarsch, ein Ereignis, das am Samstag, 9. Juni 2019, wieder all jene zusammenbringt, die Lust auf Leben und gute Laune haben. Was als privater Ausflug von einem Dutzend „Dollbohrern“, „Nixblicker“ und „Freibiergesichter“ begann, ist inzwischen zu einem langen Marsch geworden, der in diesem Jahr auch noch einen mehr als guten Zweck erfüllen soll: Vom Start weg Leben retten.
Fremder Mann in Frankreich
Was nüchtern betrachtet, ganz einfach das Pfingsttreffen junger Erwachsener mit Bollerwagen, Alkohol und sehr guter Stimmung beschreibt, ist Teil einer durchaus komplexen Geschichte: Irgendwo in Frankreich gibt es einen Mann, der vor sechs Jahren um sein Leben kämpfte. Leukämie lautete die Diagnose. Es wäre sein Todesurteil gewesen, wenn nicht ein völlig fremder Lehramtsstudent in Mainz ein paar Monate auf die Idee gekommen wäre, sich als potenzieller Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren zu lassen. 2013 spendet Kevin Herrmann für diesen ihm wildfremden Franzosen, der sich so sehr gewünscht hatte, Vater zu werden.
Typisierung – der erste Schritt
In seiner Mainzer Wohnung hängt heute einen Bilderrahmen mit einem Brief jenes Mannes, der den Blutkrebs dank ihm überlebt hat. Kevin ist heute 26 Jahre alt: Kein Lehrer geworden, sondern Ingenieur bei der Lufthansa. Selbstbewusster alszu jener Zeit, reiselustig, erlebnisdurstig und trotzdem bedächtiger und kopflastiger als vor sechs Jahren. Die Registrierung als Stammzellspender war damals eine „Bauchentscheidung“. Heute verfolgt er konkrete Ziele.
Stammzellspende rettet Leben
„In dem Brief meines Empfängers steht, wie sehr ich sein Leben verändert habe. Dabei war er es, der mich und mein Leben so sehr beeinflusst hat“, erzählt Herrmann. Wer sich mit Kevin unterhält spürt, wie sehr er verspürt die Welt und das Leben zu erforschen, etwas verändern, etwas bewegen, etwas anstoßen, helfen wollen.
Aufruf beim Funzelmarsch
Beim Funzelmarsch, so ist sein Wunsch, sollen sich alle gesunden, jungen Erwachsenen vor dem Start von 14.30 bis gegen 15.30 Uhr als Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erster Stammzellspenderdatei, registrieren lassen. Wer kann und möchte darf auch Geld spenden. Damit ist der erste Schritt auf dem Weg zum Lebensretter gemacht und das darf dann auch gefeiert werden. „Mit der Stammzellspende habe ich das Leben eines Menschen entscheidend beeinflusst, das möchte ich meinen Mitmenschen mit auf den „Funzel“-Weg geben. (dji)