10. März 2015

Junge Musiker und 437 Typisierte engagieren sich für Leukämie- und Tumorkranke

Jugendorchester Borghorst rief zur Hilfsaktion für einen erkrankten Freund gemeinsam mit der Stefan-Morsch-Stiftung auf 437 Menschen ließen sich in Steinfurt einen Fingerhut voll Blut abnehmen.

Schon eine viertel Stunde vor Beginn strömten Menschen ins Gymnasium Arnoldium und standen Schlange: Sie alle möchten mit der Typisierung bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, potenzielle Lebensretter werden – 437 Männer und Frauen ließen sich dazu einen Fingerhut voll Blut abnehmen. „Unser Freund braucht Hilfe“ lautete der Aufruf des Jugendorchesters Borghorst, den sie gemeinsam mit der Stiftung starteten. Um dem Freund, der anonym bleiben möchte, zu helfen, organisierten die Musiker über mehrere Wochen ein Konzert mit den Bands Ketar, Mond, Palm Street 11, dem Chor Sing with Joy und dem Orchester selbst. Und wer wollte, konnte auch am Kaffee- und Kuchenbüffet, das das Breitensportzentrum Burgsteinfurt organisierte, die Hilfsaktion unterstützen: Denn der Gewinn wird zugunsten der Leukämie- und Tumorhilfe an die Stiftung gespendet.

Wenn Ingeborg Northoff, Vorsitzende des Musikvereins, von ihren Eindrücken erzählt, muss sie mehrmals Luft holen: „Wir saßen mit offenem Mund da, als eine viertel Stunde vor offiziellem Beginn Scharen von Menschen hinein strömten. Schon nach einer drei viertel Stunde waren 150 Menschen typisiert. Wir sind alle total begeistert! Ganz viele haben uns und den Aufruf unterstützt.“ Immer wieder wurde der Aufruf in den letzten Wochen auf Homepages verlinkt und bei Facebook geteilt, von Politikern, der Kreisstadt Steinfurt, Ortsparteien, Vereinen, Firmen, Bands und vielen mehr. „Und ein Privatmann, der von Beruf Koch ist, hat für die rund 50 Helfer Hühner- und Erbsensuppe gekocht“, ergänzt Northoff.

Die Vorsitzende freut sich, dass besonders junge Menschen dem Aufruf folgten: „Viele unserer Musikschüler, zwei Fußballmannschaften und viele junge Leute aus der Umgebung kamen, um zu helfen.“ Die Feuerwehr Legden fuhr zur Aktion und übergab eine Spende über 600 Euro zugunsten der Leukämiehilfe. Auch die ehemalige Bundestagsabgeordnete Claudia Bögel, die stellvertretende Landtagsabgeordnete Christina Schulze-Föcking und Bürgermeister Andreas Hoge besuchten die Typisierungsaktion.

Der fast 72-jährige Stiftungsgründer und Vorstandsvorsitzende Emil Morsch reiste vom rheinland-pfälzischen Birkenfeld nach Steinfurt: „Ich bedanke mich bei allen, die mit ihrem Engagement, einer Typisierung oder mit Spenden die Leukämiehilfe unterstützen und so ein Hoffnungszeichen für Patienten setzen.“ Für die Neuaufnahme eines Spenders entstehen der Stefan-Morsch-Stiftung Kosten in Höhe von mehr als 50 €. Kosten, für die im deutschen Gesundheitssystem keine Finanzierung vorgesehen ist. Spenden, wie die, die in Steinfurt zusammengekommen sind, werden zur Finanzierung dieser Kosten eingesetzt.

Die 437 Blutproben sind im Labor der Stefan-Morsch-Stiftung eingetroffen und werden nun auf die für eine Transplantation relevanten genetischen Gewebemerkmale (HLA-Werte) untersucht und in der Datei gespeichert. Kommt man als Spender für einen Patienten in Frage, nehmen Mitarbeiter der Stiftung den Kontakt auf und betreuen die potenziellen Spender bei allen Schritten.

Eine solche Typisierungsaktion hat immer nachhaltige Wirkung – vielleicht wird schon in wenigen Wochen oder Monaten ein Spender, der sich am Sonntag in Haßloch hat typisieren lassen, einem Menschen Hoffnung auf Leben schenken können. In jedem Fall aber bietet die Typisierung die Chance, dass nach Jahren, aber auch noch Jahrzehnte später Leben gerettet werden kann. Zugleich wird durch einen solchen Aufruf diese weitestgehend unbeachtete Form der Lebendspende in der Öffentlichkeit thematisiert.

 

Die Blutproben sind im Labor der Stiftung angekommen und werden auf die genetischen Gewebemerkmale analysiert.

Die nächste Gelegenheit, sich zu typisieren ist am:

  • Freitag, 27. März, 16.30 bis 20.30 Uhr,
    in der Antonius-Schule, Auf der Burg 4, in Hörstel-Bevergern
Die Blutproben sind im Labor der Stiftung angekommen und werden auf die genetischen Gewebemerkmale analysiert.

 

 

 

Die drei wichtigsten Fragen zum Thema Typisierung und Stammzellspende:

Bekomme ich einen Nachweis meiner Typisierung?
Jeder Spender, jede Spenderin bekommt einen Spenderausweis der Stefan Morsch Stiftung zugesandt. Da wir jedoch als gemeinnützige Organisation, die sich zum Teil aus Spendengeldern finanziert, Portokosten sparen möchten, sammeln wir diese Briefe und versenden diese Post gebündelt. Das bedeutet, dass die Zusendung der Spenderausweise eine Weile dauern kann. Unabhängig davon werden jedoch die Daten jedes jetzt neu registrierten Spenders direkt nach der Analyse der Gewebemerkmale dem deutschen Zentralregister der ZKRD anonymisiert für weltweite Suchanfragen zur Verfügung gestellt.

Wie lange bleibe ich in der Stammzellspenderdatei registriert?

Bis zum 61. Lebensjahr kann man Stammzellen spenden. Statistische Auswertungen haben jedoch gezeigt, dass ältere Spender sehr viel seltener von den Ärzten als Spender ausgewählt werden. Das Ergebnis dieser Auswertung entspricht den aktuellen Forschungsergebnissen an denen sich gängigen Kriterien zur Spenderauswahl orientieren.

Wie funktioniert eine Stammzellspende?

Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmark-Entnahme entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome – wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.

Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 – 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

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