Hoffen – Helfen – Heilen

Ein kleiner Piek vor fast einem Jahren war Alexander Hanflands erster Schritt auf dem Weg zum Lebensretter. In der Saaleck-Kaserne in Hammelburg (Kreis Bad Kissingen) ließ sich der 20-Jährige Kölner 2013 als Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren. Jetzt hat der Offiziersanwärter den zweiten entscheidenden Schritt getan: Er hat seinem an Leukämie erkrankten genetischen Zwilling, einem ihm völlig fremden Menschen, mit einer Stammzellspende die Chance gegeben, den Blutkrebs zu besiegen.Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld (Rheinland-Pfalz) ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die Stiftung seit fast 30 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist es, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender zu registrieren. Beinahe täglich sind Teams der Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um junge Menschen als Stammzellspender zu gewinnen. So werden etwa zusammen mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr in verschiedenen Kasernen die Soldaten über die Chancen der Stammzellspende aufgeklärt.
Alexander Hanfland, der im Herbst 2013 in der Bundeswehr-Kaserne in Hammelburg (Kreis Bad Kissingen) stationiert war, überlegte damals nicht lange: „Ich wollte die Chance nutzen, Gutes zu tun – jemandem das Leben retten“. Um sich als möglicher Lebensretter bei der Stefan-Morsch-Stiftung zu registrieren, lässt er sich eine Blutprobe abnehmen. So viel wie in einen Fingerhut passt. Eine Sprecherin der Stiftung erklärt: „Das Blut wird in unserem Labor auf die transplantationsrelevanten Gewebemerkmale, die HLA-Werte, untersucht.“ Die Daten werden dann anonym im deutschen Zentralregister des ZKRD gespeichert. Dort laufen die Suchanfragen aus aller Welt auf. Gibt es eine Übereinstimmung mit den Daten eines Patienten, wird die entsprechende Stammzellspenderdatei informiert, die sich dann mit dem Spender in Verbindung setzt.
Mittlerweile ist Alexander Hanfland in der Kaserne in Idar-Oberstein (Kreis Birkenfeld) stationiert. Er ist Offiziersanwärter und bereitet sich auf sein Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in München vor. Der Sportwagenfreund ist überrascht, als er zwei Monate nach der Typisierung einen Brief bekommt: „Darin stand, dass ein Leukämiepatient Stammzellen braucht. Ich könnte der passende Spender sein.“ Er möchte helfen. Deshalb willigt er in weitere Blutuntersuchungen ein. „Im Januar kam die Nachricht, dass ich der passende Spender für den Leukämiekranken bin. Ich hab ich mich richtig gefreut.“ Auch seine Familie ist stolz. Seine Vorgesetzten bei der Bundeswehr halten ihm den Rücken frei und organisieren einen Dienstwagen, mit dem er zu den Terminen nach Birkenfeld fährt.
Bevor Alexander Hanfland Stammzellen spenden darf, wird er jedoch umfangreich aufgeklärt und genau untersucht. Diese Voruntersuchungen dienen dazu, herauszufinden, ob er wirklich der optimale Spender ist. Gleichzeitig soll ausgeschlossen werden, dass der Spender ein gesundheitliches Risiko eingeht. Die Mitarbeiter der Stiftung beraten und begleiten den Spender während dieser ganzen Vorbereitungsphase. Jegliche Kosten für die Untersuchungen, die Versicherung, An- und Abreise zum Entnahmeort werden übernommen.
Dann beginnt die entscheidende Phase vor der Transplantation: Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird.
Bei der klassischen Methode – der Knochenmarkspende – entnehmen die Mediziner Knochenmark aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Weder der Spender noch der Patient erfahren zu diesem Zeitpunkt, wer der andere ist. Alexander Hanfland und sein Empfänger bleiben in jedem Fall bis zum Ablauf von zwei Jahren anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Spender und Patient einander kennenlernen können.
Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg: Parallel zur Vorbereitung von Alexander Hanfland wird in der behandelnden Transplantationsklinik der Patient konditioniert. Das bedeutet: Sein Immunsystem wird stark unterdrückt oder sogar ausgelöscht – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzellspende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung: „Eine Transplantation ist immer eine letzte Chance. Diese Chance hat er nur durch Alexander Hanfland.“
Der Offizieranwärter hat sich für die Apherese entschieden. Nach der Entnahme zieht er ein positives Fazit: „Ich habe viel an den Patienten gedacht und daran, was mit ihm passiert. So ein Leid wünsche ich keinem anderen Menschen. Da war für mich klar, dass ich das Richtige tue.“

Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema Stammzellspende:

Ab welchem Alter kann man sich typisieren lassen?
Jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren kann sich als Stammzellspender registrieren lassen. Mit dem Einverständnis der Eltern kann man sich bereits ab 16 Jahren typisieren lassen. Die Eltern sollten dann die Einverständniserklärung mit unterschreiben.

Warum liegt das Typisierungsalter bei der Stefan-Morsch-Stiftung bei 40 Jahren?
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren registrieren lassen. Das Höchstalter für eine kostenlose Neuaufnahme haben wir für unsere Datei so festgelegt, da wir wissen, dass Spender, die älter als 40 Jahre sind, nicht mehr oder nur noch sehr selten von den Transplantationszentren als Spender angefordert werden. Das liegt unter anderem daran, das sich mit zunehmendem Alter die Zellteilung verlangsamt und die Beschwerden zu nehmen. Deshalb bitten wir, Spender, die älter als 40 Jahre sind, einen Beitrag für die Typisierungskosten zu leisten. Denn als gemeinnützige Organisation finanzieren wir die Registrierungen aus Spendengeldern. Und diese Gelder wollen und müssen wir so verantwortungsvoll wie möglich einsetzen.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient einen passenden Spender findet?
Die Wahrscheinlichkeit, für einen Patienten einen kompatiblen Stammzellspender zu finden liegt in der Größenordnung von 1 : 10.000 und 1 : 1.000.000 und ist abhängig von den Gewebemerkmalen (HLA-Merkmalen) des Patienten. Je genauer die Übereinstimmung zwischen den Merkmalen dieses DNA-Teilstückes des Spenders und denen des Patienten ist, umso größer sind die Erfolgsaussichten für eine Stammzelltransplantation.

Ich bin bereits typisiert. Soll ich nochmal?
Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. Egal, wo er registriert ist, die Daten aller Stammzellspenderdateien stehen anonymisiert über das deutsche Zentralregister des ZKRD für weltweite Suchanfragen zur Verfügung. Wer mehrfach registriert ist, würde als Mehrfach-Treffer erscheinen und so zunächst den Eindruck erwecken, es gäbe mehrere Spender zu Auswahl. Letztendlich wäre das eine trügerische Hoffnung. Wer schon typisiert ist, sollte jedoch überlegen, ob die Spenderdatei noch die aktuellen Kontaktdaten hat.

Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 – 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.

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