„Hilfe für Franz“ lautete der Aufruf in Alzey-Worms, der vor mehr als einem Jahr viele Menschen in ganz Rheinland-Pfalz dazu bewegte, sich als potenzieller Lebensretter bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei, zu melden. André Mahler aus Bedesbach bei Kusel war einer von ihnen. Im vergangenen Herbst bekam er dann Post von der Stiftung: Ein Leukämiepatient braucht die Hilfe des 23-Jährigen. Denn er könnte der genetisch passende Spender sein. Trotz seiner Angst vor Nadeln stand für André Mahler fest: „Ich will helfen.“
Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt, der die gleichen genetischen Merkmale hat, wie der Patient.
André Mahler weiß: „Stammzellspende ist die Chance, ein Leben zu retten.“ Das wusste er schon vor zehn Jahren. Damals erkrankte ein Freund von ihm: „Da war ich noch zu jung für die Typisierung.“ Im November 2013 als der Aufruf für den Familienvater durch die Medien publik wurde, war es dann soweit. Bei der Typisierung wird ein Fingerhut voll Blut oder eine Speichelprobe genommen. André Mahlers Gewebemerkmale wurden im Labor bestimmt und bei der Spenderdatei gespeichert. Seitdem stehen sie anonym im deutschen Zentralregister (ZKRD) in Ulm, wo sie mit denen der Patienten weltweit verglichen werden können.
Der 23-Jährige ist beim Jugendamt der Kreisverwaltung Kusel für alle Fragen rund um Kindertagesstätten der richtige Ansprechpartner. Er kümmert sich darum, dass es im Kreis genügend Krippenplätze gibt, und wie die Plätze in Kindertagesstätten verteilt werden. In seiner Freizeit ist der 1. FC Kaiserslautern-Fan bei den Fußballern des TuS Bedesbach-Patersbach aktiv. Entweder steht er bei der Herrenmannschaft im Tor oder trainiert die C-Jugendspieler. Im Oktober 2014 trifft der Brief der Stefan-Morsch-Stiftung ein: „Ich musste sofort an die Blutentnahme denken, da wurde mir ein bisschen mulmig. Dass ich helfen wollte, war klar. Ich habe ein paar Bekannte, die auch gespendet haben. Mit ihnen habe ich viel über die Spende gesprochen. Ihre Berichte und meine Freundin haben mir Mut gemacht“, erzählt der Beamte. Nach der erneuten Blutuntersuchung muss er zur Voruntersuchung. Dort wird zu seiner Sicherheit abgeklärt, ob er ganz gesund ist. Und er wird komplett über die Chancen und Risiken, aber auch über den Ablauf der Spende aufgeklärt.
André Mahler musste sich ein paar Tage vorher einen körpereigenen Botenstoff spritzen. „Beim ersten Mal musste ich mich überwinden, aber dann ging es ganz gut. Und es tat auch nicht weh“, erzählt er. Bei der eigentlichen Entnahme wurden dann die Stammzellen aus seinem Blutkreislauf herausgefitert – ähnlich wie bei einer Dialyse. Jetzt drückt er dem fremden Empfänger die Daumen: „Ich hoffe, dass er oder sie jetzt die Chance hat, zu überleben und dass es gut ausgeht.“
Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, lobt diese Hilfsbereitschaft: „Das Beispiel von André Mahler zeigt: Eine solche Typisierungsaktion hat immer nachhaltige Wirkung – vielleicht wird schon in wenigen Wochen oder Monaten ein Spender, der sich heute hat typisieren lassen, einem Menschen Hoffnung auf Leben schenken können. In jedem Fall aber bietet die Typisierung die Chance, dass nach Jahren, aber auch noch Jahrzehnte später Leben gerettet werden kann. Zugleich wird durch einen solchen Aufruf diese weitestgehend unbeachtete Form der Lebendspende in der Öffentlichkeit thematisiert.“