Hoffen – Helfen – Heilen

„Bloodjob“ – So heißt die Death-Metal-Band in der André Schmittner den Frontmann gibt. Wer in den Soundtrack reinhört, bekommt von dem Mann mit den kräftigen Oberarmen und dem Lippen-Piercing ziemlich ´was auf die Ohren. Da macht er auch ein Gesicht, als ob mit ihm nicht gut Kirschen essen wäre. Doch wenn der 25 Jährige lacht, sitzt man einem Kerl gegenüber, der ziemlich genau weiß, worauf es im Leben ankommt. Als StammzellStammzellenspender hat er gerade einem todkranken Menschen, die Chance gegeben, dem Tod von der Schippe zu springen.
Schmittner kommt aus Marburg und ist zurzeit als Freiwillig Wehrdienstleistender in der Herrenwald-Kaserne in Stadtallendorf stationiert. Dort hat er sich auch vor noch nicht einmal einem Jahr als StammzellStammzellenspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren lassen. Die Stiftung ist die älteste Stammzell-Stammzellenspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Helfen – Hoffen – Heilen“ bietet die Stiftung seit mehr als 25 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. In Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als zehntausend Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie Leukämie. Oftmals reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus, um den Patienten zu heilen. Die Transplantation von Knochenmark oder peripheren Blutstammzellen gesunder Stammzellenspender ist dann die einzige Chance, das Leben zu retten. Mit der Transplantation bekommt der Patient ein neues, gesundes blutbildendes System. Eine solche Übertragung ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. KnochenmarkStammzellenspender zur Verfügung stellt. Keinen Fingerhut voll Blut hat sich André Schmittner beim Blutspendetermin der Bundeswehr zusätzlich für die „Typisierung“ abnehmen lassen müssen – ein verhältnismäßig leichter „Bloodjob“: „Ein Freund von mir war zu diesem Zeitpunkt an Leukämie erkrankt …“, erzählt Schmittner, „ein paar Monate später war er tot.“

Aus seiner Blutprobe wurden im hauseigenen Labor der Stiftung die Gewebemerkmale Schmittners bestimmt und bei der Stammzellenspenderdatei gespeichert. Denn für den Erfolg einer Stammzelltransplantation ist eine nahezu vollständige Übereinstimmung der HLA-Gewebemerkmale (Humane Leukozyten-Antigene) von Empfänger und Stammzellenspender notwendig. Mit jedem Unterschied steigt beim Patienten das Risiko, dass es zu bedrohlichen Komplikationen kommt. Nur für etwa ein Drittel der Patienten werden Stammzellenspender in der eigenen Familie gefunden. Deswegen muss bei der überwiegenden Anzahl der Patienten nach einem nicht verwandten Stammzellenspender gesucht werden. Die Stefan-Morsch-Stiftung speist die Daten ihrer Stammzellenspender anonymisiert in das Zentralregister in Ulm eint, wo sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen. Mit jedem neu gewonnenen Stammzellenspender erhöht sich somit die Chance, dass einem leukämiekranken Patienten das Leben gerettet werden kann.

André Schmittner spielt in seiner Freizeit gerne American Football, aber die Vorbereitungen zur Stammzellspende haben ihn Überwindung gekostet: Nach einem kompletten körperlichen Check-Up musste er sich einen körpereigenen Botenstoff spritzen, um die Stammzellentnahme aus dem Blut vorzubereiten. Denn bei dieser Entnahmeform werden die Stammzellen nicht aus dem Beckenkamm entnommen, sondern ähnlich wie bei einer Dialyse mit Hilfe einer Maschine aus dem Blut zentrifugiert. Freunden und Vorgesetzten hat das ganz schön Respekt eingeflößt: „Natürlich würde ich das noch einmal machen. Wenn man ein Leben retten kann, nimmt man auch die Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Rückenschmerzen in Kauf“, sagt der 25 Jährige. Nach dem Wehrdienst will er wieder in seinem erlernten Job – Chemisch-Technischer Assistent arbeiten: „Die Bewerbungen laufen ….“. Und er will wieder Football spielen: „Linebacker bei den Giessen Golden Dragons.“

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