Hoffen – Helfen – Heilen

„Sofort, ohne darüber nachzudenken“, hat Anna Maria Waßmann „Ja“ gesagt: „Ja“ dazu, sich typisieren zu lassen und „Ja“ dazu, jetzt auch Stammzellen zu spenden. So bekam eine 40-jährige Frau in Deutschland, die gegen den Blutkrebs kämpft, die Chance auf Leben.
In der Westerwaldgemeinde Selters rief das Deutsche Rote Kreuz vor eineinhalb Jahren zum Blutspenden auf. Die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei aus Birkenfeld, arbeitet mit dem DRK  zusammen. Damals wurden die Blutspender daher auch gefragt, ob sie sich für die Datei typisieren lassen möchten. „Natürlich“, sagt Anna Maria Waßmann aus Sessenhausen. Sie spendet regelmäßig Blut und hat sich gefreut, nun gleich doppelt helfen zu können. Es genügt ein Fingerhut voll Blut, um die benötigten so genannten HLA-Gewebemerkmale im Labor zu bestimmen.

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland 11 000 Menschen an Leukämie oder leiden an anderen gravierenden Störungen der Blutbildung. Vielen Patienten kann heute durch die Übertragung von Stammzellen eines gesunden Stammzellspenders geholfen werden. Die Suche nach geeigneten Spendern ist allerdings aufwendig – einen genetischen „Zwilling“ zu finden, ein großer Glücksfall. Die gemeinnützige Stefan-Morsch-Stiftung bietet seit 30 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke und freut sich über Menschen wie Anna Maria Waßmann, die ebenfalls helfen möchten. Die Produktionsmitarbeiterin bei der Firma Siemens & Co in Bad Ems – bekannt für die Emser Pastillen – erhielt schon im November vorigen Jahres die Nachricht, dass ihre Merkmale „passen“ könnten. „Ich bekam auch schon die Röhrchen zugeschickt für die notwenigen Voruntersuchungen beim Hausarzt“, erzählt die 28-Jährige.

„Leukämie-Patientin geht es schlechter“

Für die periphere Stammzellentnahme musste sich Anna Maria Waßmann vorher ein Medikament spritzen, um die eigene Stammzellproduktion auf Vordermann zu bringen. Das Mittel bewirkt, dass sich Spender vorübergehend unwohl fühlen und Grippe ähnliche Symptome zeigen kann. „Ich hatte wirklich heftige Kopfschmerzen“, erinnert sich die Frau, die ansonsten gerne schwimmt. „Aber ich habe mir gesagt, dass es der Leukämiepatientin irgendwo in Deutschland schon sehr viel länger sehr viel schlechter geht.“

Bei der heute häufigsten Form der Spende, der so genannten peripheren Stammzellentnahme (Apherese), werden die Stammzellen aus dem venösen Blut herausgefiltert. Eine Narkose oder gar eine Operation sind nicht erforderlich. Familie, Lebensgefährte und Freunde haben sich mit Anna Maria Waßmann gefreut, dass sie helfen kann. Es gab auch besorgte Stimmen, die vor ihrer Fahrt nach Birkenfeld meinten: „Pass auf Dich auf“, erzählt die Produktionsmitarbeiterin. „Ich selbst habe nicht viel über mich nachgedacht. Meine Gedanken waren und sind ganz bei der kranken Frau.“ Sie hat sich auch gleich hingesetzt und einen Brief – anonym – an die Empfängerin geschrieben. „Das war sehr emotional für mich. Ich habe nach den richtigen Worten gesucht und ihr schließlich alles Gute und Kraft gewünscht.“ Für Anna Maria Waßmann ist es immer noch bewegend, dass von ihrer Spende ein Menschenleben abhängt. Sie würde jederzeit wieder dafür bereit sein. „Wenn es einem mal selbst nicht so gut geht, ist man doch auch froh und dankbar, wenn einem geholfen wird.“ (AW)

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