Hoffen – Helfen – Heilen

„1 x stechen, 2 x helfen“, lautet der Slogan, mit dem der DRK Blutspendedienst West und die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei, junge Menschen dazu motivieren wollen, sich als Blut- und Stammzellspender zur Verfügung zu stellen. Christian Clewing, 43-jähriger Familienvater aus Warstein-Belecke im Kreis Soest, ist seit fast 15 Jahren Blutspender und seit dem ersten Aderlass auch als Stammzellspender registriert. Jetzt konnte er ganz konkret einer ihm völlig unbekannten Frau, die in Südafrika an Leukämie erkrankt ist, die Chance geben, durch seine Stammzellspende den Blutkrebs zu besiegen.Der Alltag von Christian Clewing besteht darin, Geschichten zu schreiben – Geschichten von und über die Menschen und das Leben rund um Warstein. Er ist mit Leib und Seele Redakteur. Die Situation, dass über ihn geschrieben wird ist, ungewohnt, aber er möchte helfen, dass mehr Menschen etwas über die Chancen und Risiken der Stammzellspende erfahren. Deshalb ist er bereit, über seine Erfahrungen als Stammzellspender zu erzählen.

Blutspender und Lebensretter

„Ich habe mich typisieren lassen, weil ich jemandem helfen wollte. Wie das genau funktioniert, damit habe ich mich erst jetzt beschäftigt, als es soweit war und die Stiftung mich kontaktiert hat“, erzählt der Redakteur. Das war im Sommer 2013.
Leukämie ist nur eine der bösartigen Erkrankungen, die eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System – seine einzige Chance auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht geholfen haben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen wie Christian Clewing gibt, die sich typisieren lassen – sprich: als Stammzellspender einer Spenderdatei erfasst sind. Um Stammzellen transplantieren zu können, müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient übereinstimmen. So sind in den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung zwar weltweit über 20 Millionen Menschen registriert – trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.

Ein schönes Gefühl

„Für mich war die Nachricht, dass ich der kompatible Spender bin, ein schönes Gefühl. Anders als beim anonymeren Blutspenden, kann ich jetzt ganz konkret einem Menschen hoffentlich das Leben retten“, erzählt der Vater von drei Kindern, der in seiner Freizeit bei der Freiwilligen Feuerwehr im Löschzug Belecke als Gruppenführer aktiv ist.
Bevor Clewing spenden darf, wird er umfassend aufgeklärt und gründlich untersucht. Diese Voruntersuchungen dienen dazu herauszufinden, ob er wirklich der optimale Spender ist. Gleichzeitig soll ausgeschlossen werden, dass der Spender ein gesundheitliches Risiko eingeht. Die Mitarbeiter der Stiftung beraten und begleiten den Spender während dieser ganzen Vorbereitungsphase. Jegliche Kosten für die Untersuchungen, die Versicherung, An- und Abreise zum Entnahmeort werden übernommen. Dann beginnt die entscheidende Phase vor der Transplantation: Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender einige Tage per Spritze lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Der Botenstoff kann grippeähnliche Symptome auslösen, die aber mit der Entnahme wieder verschwinden. „Ich hatte leichte Rückenschmerzen, leicht erhöhten Puls und merkte, wie mein Körper arbeitet.“ Christian Clewing sagt dazu nach der Entnahme, bei der dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert wurden (Apherese lautet der Fachbegriff): „Das waren allerdings Peanuts im Vergleich zu dem, was der an Leukämie erkrankte Patient zu erleiden hat.“

Patientin in Südafrika

Die zweite, klassische, Methode wäre die Knochenmarkspende gewesen: Dabei entnehmen die Mediziner Knochenmark aus dem Beckenknochen des Spenders. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde.
Weder der Spender noch der Patient erfahren zu diesem Zeitpunkt, wer der andere ist – nur ein paar grobe Daten bekam Christian Clewing nach der Spende in Birkenfeld mitgeteilt: „Ich weiß, dass die Patientin ungefähr im Alter meiner Mutter, also Anfang 60, ist und in Südafrika lebt.“ Der Datenschutz schreibt vor, dass bis zum Ablauf von zwei Jahren der Kontakt nur anonymisiert stattfinden darf. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Spender und Patient einander kennenlernen können.
Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg: Parallel zur Vorbereitung von Christian Clewing wurde in der behandelnden Transplantationsklinik der Patient vorbereitet. Das bedeutet: Sein Immunsystem wird stark unterdrückt oder sogar ausgelöscht – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich dann mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzellspende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung: „Eine Transplantation ist immer eine letzte Chance. Diese Chance hat er nur durch Menschen wie Christan Clewing.“ Der Belecker hofft nun, „dass die Stammzellen das Überleben meines genetischen Zwillings in Südafrika sichern und dass wir uns irgendwann mal kennenlernen werden“. (dji)

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