Hoffen – Helfen – Heilen

Auf der Bank sitzen, ist Felix Isaak schwer gefallen. Denn normalerweise ist der Zwei-Meter-Volleyballer beim TV Rottenburg als Mittelblocker am Netz zu finden. Aber der 23 Jährige hatte in den vergangenen Tagen eine andere Aufgabe. Und die lautete: Leben retten. Der Sportstudent aus Tübingen hat Stammzellen für einen Leukämiepatienten gespendet, damit der die Chance hat, den Blutkrebs zu besiegen. Und dieser Sieg war Felix Isaak wichtiger als der Sport: „Selbstverständlich“, sagt er. Seit 1999 ruft die Sporthochschule Köln immer wieder ihre Studenten dazu auf, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. 2800 potenzielle Lebensretter sind so seither durch diese Aufrufe in der Datei der Stefan-Morsch-Stiftung eingetragen. Auch Felix Isaak ist so zu seinem hellblauen Stammzellspender-Ausweis gekommen: „Das ist eine gute Sache, habe ich gedacht. Deshalb habe ich mich damals typisieren lassen.“ Leukämie ist eine der bösartigen Erkrankungen, die eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können – wenn Chemotherapie und/oder Bestrahlung nicht ausreichen. Mit einer solchen Transplantation bekommt der Patient ein neues blutbildendes System, dass dann die Krebszellen verdrängen soll. Diese Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich typisieren lassen – sprich: als potenzielle Stammzellspender in einer Spenderdatei wie der Stefan-Morsch-Stiftung erfasst sind. Um Stammzellen übertragen zu können, müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient übereinstimmen. Bis heute sind in den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien weltweit über 20 Millionen Menschen registriert – trotzdem ist es oft ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein Spender findet.
Felix Isaak so ein Volltreffer für seinen „genetischen Zwilling“. Und obwohl gerade jetzt für den TV Rottenburg wichtige Spiele anstanden, war für den Bundesliga-Spieler klar: „Die Stammzellspende geht vor.“ Unterstützt wurde er dabei nicht nur von seiner Familie („Meine Eltern sind auch typisiert und waren begeistert.“), sondern auch von seinem Verein und den Mitspielern: „Allen war klar. Das ist wichtiger als der Sport.“ Emil Morsch, Gründer der Stefan-Morsch-Stiftung, dankt deshalb nicht nur Felix Isaak, sondern auch dem TV Rottenburg, dass der Verein solche Prioritäten unterstützt, obwohl gerade wichtige Spiele im Kampf um den Klassenerhalt anstanden.
Felix Isaak saß also auf der Bank, denn er steckte mitten in den Vorbereitungen für die Stammzellspende. Sowohl der Spender als auch der leukämiekranke Patient müssen vorbereitet werden, damit eine Transplantation erfolgreich sein kann. Für den Volleyballer, der inzwischen in Tübingen Sport, Politik und Wirtschaft studiert, bedeutete das, dass sein Körper wenige Tage vor der Stammzellentnahme medikamentös auf die Stammzellspende vorbereitet wurde. Dieser körpereigene Botenstoff steht nicht auf der Dopingliste, kann also von Sportlern verwendet werden – zumal er alles andere als leistungssteigernde Wirkung hat. Als Nebenwirkungen können grippeähnliche Symptome auftreten, die aber mit der Spende wieder verschwinden. Er bewirkt, dass die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut übergehen. Als genug Stammzellen im Blut nachweisbar waren, wurde er in Birkenfeld zur Stammzellspende gebeten: „Ich hatte Kopfschmerzen, aber ansonsten habe ich von den Nebenwirkungen nicht viel gespürt.“
Parallel zur Vorbereitung des Spenders wird in einer Transplantationsklinik der Patient vorbereitet. Das bedeutet: Sein Immunsystem wird komplett ausgeschaltet – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzell-Spende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet. Dann muss er innerhalb von 72 Stunden Isaaks Stammzellen transplantiert bekommen. Felix Isaak ist froh: „Das Wichtigste ist jetzt, dass es dem Patienten hilft. Ich kann jedem nur empfehlen sich typisieren zu lassen. Man stellt sich die Entnahme immer als große Operation vor. Aber es funktioniert ähnlich wie bei einer Dialyse. Das ist wirklich keine große Sache.“

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