Hoffen – Helfen – Heilen

Seit 1999 ruft die Sporthochschule Köln immer wieder ihre Studenten dazu auf, sich als StammzellStammzellenspender registrieren zu lassen. 2800 potenzielle Lebensretter sind so seither durch diese Aufrufe in der Datei der Stefan-Morsch-Stiftung eingetragen. Auch Ferdinand Rissom ist so zu seinem StammzellStammzellenspender-Ausweis gekommen. Ein dünnes hellblaues Kärtchen, das jetzt zu einem Rettungsanker für einen an Leukämie erkrankten Menschen geworden ist. Denn der ehemalige Sportstudent hat diesem „genetischen Zwilling“ in Frankreich mit einer Stammzellspende die Chance gegeben, den Blutkrebs zu besiegen. Ein ganz besonderes deutsch-französisches Freundschaftsband, das in diesem Jubiläumsjahr geknüpft wird.„Wenn ich helfen kann, dann tue ich das“, hatte sich Ferdinand Rissom 1999 gesagt als an der Sporthochschule Köln der Aufruf kam, sich als StammzellStammzellenspender registrieren zu lassen. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland fast 11000 Menschen an Leukämie. Nicht immer können Chemotherapie und/oder Bestrahlung die Patienten heilen. Dann ist die Transplantation von Stammzellen die letzte Überlebenschance. Nur 30 Prozent der Patienten finden einen geeigneten Stammzellenspender im eigenen Familienkreis. Für die übrigen beginnt die Suche nach einem Stammzellenspender, der nahezu identische Gewebemerkmale hat – also eine Art genetischer Zwilling ist. Bei der großen Vielfalt der Gewebemerkmale in der Bevölkerung (theoretisch gibt es mehr als 50 Millionen Kombinationen) ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Merkmale bei zwei nicht verwandten Menschen übereinstimmen, jedoch nicht sehr groß. Obwohl derzeit weltweit mehr als 20 Millionen potenzielle Stammzellenspender registriert sind, verläuft noch so manche Suche erfolglos. Deshalb sind nahezu jeden Tag Teams der Stefan-Morsch-Stiftung im ganzen Bundesgebiet unterwegs, um für die Registrierung als StammzellStammzellenspender zu werben. Die langjährige Kooperation mit der Sporthochschule hat sich dabei schon für viele Leukämiekranke als Glücksfall erwiesen: „Allein in 2012 wurden fünf Studenten bzw. ehemalige Studenten StammzellStammzellenspender. Und hinter jeder dieser Stammzellspenden gibt es eine Krankheitsgeschichte, die mit der Stammzelltransplantation noch einmal die Chance auf ein Happy-End bekommen hat“, so Andrea Djifroudi, Sprecherin der ältesten StammzellStammzellenspenderdatei Deutschlands. „Leider wissen viele Menschen nicht, dass jeder gesunde Mensch ab 18 Jahren mit einer Stammzellspende Leben retten kann.“
Ferdinand Rissom arbeitet inzwischen beim Deutschen Olympischen Sportbund in Frankfurt. Er hat geheiratet, zwei kleine Töchter und wohnt in Bad Vilbel. Sein Alltag besteht darin, Internationale Jugendbegegnungen im Sport zu organisieren. Regelmäßig ist der 33 Jährige als Referent an der Kölner Sporthochschule zu Gast. Kurz bevor er zur Stammzellentnahme nach Birkenfeld, dem Hauptsitz der Stefan-Morsch-Stiftung gereist ist, musste er seiner 3 Jahre alten Tochter ganz viele Fragen beantworten: „Wer braucht dein Blut? Warum ist der andere Mensch krank? Hast Du nachher selber noch Blut, Papa?“ Ferdinand Rissom lächelt ein bisschen, als er an die vielen Fragen seiner Tochter und die dahinter versteckte Sorge um ihren Papa denkt: „Aber bei den Voruntersuchungen und dem ausführlichen Aufklärungsgespräch, das ich im Vorfeld mit den Mitarbeiterinnen und der Ärztin der Stiftung absolviert habe, ist wirklich keine Frage offen geblieben.“
Leukämie ist eine bösartige Erkrankung der weißen Blutkörperchen, die ihren Ausgang im Knochenmark nimmt, wo sämtliche Blutzellen des Menschen im Körper gebildet werden. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Damit die Entnahme stattfinden kann, ist ein koordinatorischer Drahtseilakt nötig: Die Mitarbeiterinnen der Stefan-Morsch-Stiftung müssen mit der Transplantationsklinik des Patienten und dem Stammzellenspender einen genauen Zeitplan abstimmen. Denn der Patient, der dringend auf die Stammzelltransplantation angewiesen ist, muss zum exakt vorbestimmten Zeitpunkt diese Transplantation bekommen. Entscheidend ist dabei auch, dass sein Gesundheitszustand die Übertragung der Stammzellen erlaubt. Deshalb gibt es manchmal sehr kurzfristige Terminverschiebungen, auf die sich dann der Stammzellenspender einstellen muss. Denn der Patient wird parallel zum Stammzellenspender auf die Stammzellen-Übertragung vorbereitet. Sein Immunsystem wird komplett ausgeschaltet – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Eine Therapiephase, die sehr belastend ist. Wenn der Patient sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzell-Spende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet.
Um die Stammzellen beim Stammzellenspender zu entnehmen gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmark-Entnahme entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Stammzellenspenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Stammzellenspender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Stammzellenspender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome – wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen. „Dass ich mir diese Spritzen setzen musste, war für mich die größte Herausforderung“, erzählt Ferdinand Rissom. „Aber es war weit weniger schlimm als ich es mir vorgestellt habe. Ich habe mir einfach vor Augen gehalten, dass es Menschen gibt, die etwa an Diabetes leiden, und das jeden Tag machen müssen.“ Seine kleine Tochter hat die Spritzen übrigens eher neugierig als ängstlich mitverfolgt. Jetzt hat sich der Frankfurter vorgenommen mehr Leute dazu zu ermutigen, sich typisieren zu lassen: „Durch eine Stammzellspende kann man mit wenig Aufwand viel bewirken.“ Über den Patienten, dem er mit den Stammzellen ein Stück Hoffnung gegeben hat, weiß er aus Datenschutzgründen nicht viel: „Eigentlich nur, dass das Transplantat nach Frankreich geht. Da ich 12 Jahre in Frankreich gewohnt habe und mir die deutsch-französischen Beziehungen besonders am Herzen liegen ist das noch einmal mit großer Freude verbunden, vor allem weil dieses Jahr 50 Jahre deutsch-französische Freundschaft gefeiert werden – ein schöner Zufall.“

Werde
Lebens-
retter:in

Jetzt registrieren Slogan