Hoffen – Helfen – Heilen

Was DNA ist, weiß Florian Waldeyer. Mit dem genetischen Code des Menschen hat der Diplom-Biologe und Borussia Dortmund-Fan tagtäglich zu tun. Er arbeitet in der Forensik. Jetzt hat ihn sein eigener genetischer Code dazu verholfen, möglicherweise einem wildfremden Menschen das Leben zu retten.
„Was ich geben kann, gebe ich“, sagt Florian Waldeyer. Deswegen ist der 33-Jährige nicht nur Blut- und Plasmaspender, sondern hat auch einen Organspendeausweis. Außerdem trägt der Mann seit 2004 ein hellblaues Kärtchen der Stefan-Morsch-Stiftung bei sich. Auf dem steht „Ich bin Stammzellspender“. Damals hat er sich im Kreis Höxter in die älteste deutsche Stammzellspenderdatei aufnehmen lassen.

Als Typisierung bezeichnet man die eigentlichen Laborarbeiten, die für eine Aufnahme in die Stammzellspenderdatei notwendig sind. Aus einer Blutprobe – es genügt ein Fingerhut voll Blut – werden die für die Transplantation von Stammzellen relevanten Gewebemerkmale (HLA-Werte) im Labor bestimmt. Das gleiche funktioniert auch mit einem Abstrich der Mundschleimhaut. Nahezu täglich sind Teams der gemeinnützigen Stiftung bundesweit unterwegs, um über die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufzuklären. Fast elf Jahre später bekommt Florian Waldeyer die Nachricht: Ein Leukämiepatient ist an Leukämie erkrankt und dringend auf eine Stammzelltransplantation angewiesen. Der Diplom-Biologe ist der genetisch passende Spender: „Gut dass ich damals zur Typisierung ging – denn jetzt kann ich helfen.“

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt, der die gleichen genetischen Merkmale hat, wie der Patient.

Als Florian Waldeyer gefragt wird, ob er bereit ist zu helfen, sagt er „Ja!“. Beruflich steht der Borrussia-Dortmund-Fan gerade vor einem Wechsel – zurück nach Nordrhein-Westfalen, nach Troisdorf im Rhein-Sieg-Kreis.

Bei der Voruntersuchung zur Stammzellspende wird er komplett über die Chancen und Risiken, aber auch über den Ablauf der Spende aufgeklärt. Florian Waldeyer ist nachdenklich: „Ich habe Verantwortung für diesen Patienten. Wenn mir was passiert und ich nicht spenden kann, wird er oder sie vielleicht sterben.“

Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Dazu wird dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird. Bei der klassischen Methode – der Knochenmarkspende – punktieren die Ärzte den Beckenknochen des Spenders. – niemals das Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde.

Der Genetik-Fachmann hat sich für die Apherese entschieden. Dafür musste er sich ein paar Tage vorher spritzen. Für ihn war das kein Problem: „Das war nicht schlimm. Wegen einer Knieverletzung musste ich mir Thrombosenspritzen verabreichen und kannte das deswegen schon. Nach der Stammzellentnahme sagt er: „Alles ist unkompliziert abgelaufen und ich wurde gut von den Mitarbeitern der Stiftung betreut. Ich hoffe, dass ich helfen kann.

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