Datensicherung – das ist das Metier von Kai Frieben. Als Country-Manager Germany des Festplatten-Herstellers Western-Digital ist er für den Deutschlandweiten Vertrieb von Festplatten und Netzwerken zuständig. Doch privat hat er sich ein ganz anderes Netzwerk eingebracht – eines, das Leben eines Leukämiekranken retten kann. Der 40 Jährige spendete erst Stammzellen und nun Lymphozyten bei der Stefan-Morsch-Stiftung, der ältesten Spenderdatei Deutschlands, Teil eines Netzwerkes, das weltweit dafür sorgt, dass Menschen mit Blutkrebs eine Chance auf Leben bekommen. „Ich habe mich damals typisieren lassen, weil es total einfach war“, lächelt Kais Frieben. Als „Typisierung“ bezeichnet man die Laborarbeiten, die für eine Aufnahme in die Stammzellspenderdatei notwendig sind: Nach entsprechender Aufklärung muss ein Spender schriftlich sein Einverständnis zur Registrierung seiner Daten geben. Aus einer Blutprobe – es genügt ein Fingerhut voll Blut – werden die Gewebemerkmale im Labor bestimmt. Gleiches funktioniert auch mit einem Abstrich der Mundschleimhaut. Nach der Analyse werden diese Merkmale in der Spenderdatei – der Stefan-Morsch-Stiftung – gespeichert. Von dort werden sie anonym an das deutsche Zentralregister (ZKRD) übermittelt, wo die weltweiten Suchanfragen für die Patienten eingehen.
Kai Frieben hat sich 1999 in Soest als Stammzellspender registrieren lassen. Seit dem ist viel passiert: Er ist Vater einer kleinen Tochter geworden und wohnt nun in Unna. Als 2010 die Nachricht von der Stefan-Morsch-Stiftung kam, dass er als Stammzellspender gebraucht wird, war sein erster Gedanke: „Super. Dann helfe ich jetzt.“ Die Stefan-Morsch-Stiftung leistet seit mehr als 25 Jahren schnelle und persönliche Hilfe für Krebskranke und ihre Familien. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. Oftmals reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung aber nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender wie Kai Frieben zur Verfügung stellt. Deshalb wirbt die Stefan-Morsch-Stiftung für eine „Typisierung“ – eine Registrierung in der Spenderdatei. Denn mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich die Chance, dass einem leukämiekranken Patienten das Leben gerettet werden kann.
Nur 30 Prozent der Patienten finden einen geeigneten Spender im eigenen Familienkreis. Für die übrigen beginnt die Suche nach einem Spender, der nahezu identische Gewebemerkmale hat – also eine Art genetischer Zwilling ist. Bei der großen Vielfalt der Gewebemerkmale in der Bevölkerung (theoretisch gibt es mehr als 50 Millionen Kombinationen) ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Merkmale bei zwei nicht verwandten Menschen übereinstimmen, jedoch nicht sehr groß. Obwohl derzeit weltweit mehr als 20 Millionen potenzielle Spender registriert sind, verläuft noch so manche Suche erfolglos.
Der Patient, für den Kai Frieben Stammzellen gespendet hat, hatte Glück. Für ihn wurde ein genetischer Zwilling gefunden. Es folgten, Chemotherapie oder Bestrahlung um sein Immunsystem für die Stammzelltransplantation auszuschalten. Dann bekam er Kai Friebens Stammzellenspende. Der Patient hat dank des Transplantats bis heute überlebt. Zur Sicherheit wurde aber Kai Frieben für weitere Entnahmen reserviert. Das bedeutet: Treten bei dem Patienten auch nach der Übertragung von Stammzellen Komplikationen auf, entscheidet sich das behandelnde Transplantationszentrum bisweilen dafür, das blutbildende System mit einer weiteren Lymphozyten-Infusion zu unterstützen. Auch dafür hat sich der Unnaer wieder zur Verfügung gestellt: „Ich habe mir gesagt, bis hierhin konnte ich helfen. Jetzt geht weiter. Die fünf Stunden meines Lebens, die ich in der Entnahmestation verbringe, bedeuten so viel mehr für das Leben dieses Menschen …“