Hoffen – Helfen – Heilen

Als sich Lisa Krey aus Lüdinghausen bei Münster vor zwei Jahren als mögliche Lebensretterin bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, registrieren ließ, war es eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. Aus der spontanen Aktion wurde nun Ernst: Ein Leukämiepatient ist auf die Hilfe der 21-Jährigen angewiesen. Die letzte Möglichkeit für den Patienten, vom Blutkrebs geheilt zu werden, ist die Transplantation von fremden Blutstammzellen. Zufällig hat Lisa Krey die gleichen genetischen Gewebemerkmale, wie der Patient.
Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Oftmals reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Deshalb ist die Stefan-Morsch-Stiftung täglich in ganz Deutschland unterwegs, um über das Thema Stammzellspende aufzuklären – fast 350 Mal allein im Jahr 2013.

2011 wurde so Lisa Krey auf das Thema aufmerksam. Während des Europafestes des Richard-von-Weizsäcker-Berufskollegs, war die Stiftung vor Ort. Seit Jahren unterstützt die Schule die Spenderdatei bei der Aufklärung junger Menschen über die Chancen dieser Form der Lebenspende. Ohne lange zu überlegen, ließ sich Krey, die dort zur Schule ging, über Stammzellspende aufklären, füllte einen Fragebogen über ihren Gesundheitszustand aus und unterschrieb die Einverständniserklärung. Eine kleine Blutprobe von ihr, etwa 5 ml, wurden dann im hauseigenen Labor der Stiftung in Birkenfeld auf ihre Gewebemerkmale, die HLA-Werte, untersucht. Benötigt ein Patient eine Transplantation, werden genau diese HLA-Werte mit denen von potenziellen Spendern in der Datei verglichen. Um als Spender in Frage zu kommen, stimmen im Idealfall zehn von zehn dieser Werte überein.
Noch im gleichen Jahr kam sie zum ersten Mal für einen Patienten als Spenderin in Frage. Nach einer genauen Untersuchung entschied sich das zuständige Transplantationszentrum auch für sie als geeignetste Spenderin und sie wurde für den Erkrankten reserviert. Doch die Reservierungszeit lief ab ohne, dass es zur Spende kam. Ob eine Stammzellentnahme stattfinden kann, ist von vielen organisatorischen und medizinischen Faktoren abhängig. Einer davon ist der Gesundheitszustand des Patienten.
Doch Krey, die am Autismuszentrum Walltrop eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin macht, sollte doch noch spenden: Wenige Monate nachdem die Spende abgesagt wurde, fragte die Stefan-Morsch-Stiftung sie wieder, ob sie zur Stammzellentnahme bereit wäre. Dann ging alles schnell, der Termin für Spende sollte knapp vier Wochen später sein. „Zuerst habe ich mich darüber gefreut. Nachdem ich im Internet darüber gelesen hatte, hatte ich doch Bedenken. Ich wurde aber sehr gut aufgeklärt. Trotzdem: Ein bisschen Angst blieb schon.“ Steht die Stammzellentnahme fest, wird der Spender von den Mitarbeitern der Stiftung bei allen Schritten begleitet. In dieser Phase sind die Spenderbetreuer und die zuständige Ärztin rund um die Uhr für die Spender erreichbar. Trotz der Bedenken stand für Lisa Krey fest, dass sie spenden wird. Ganz oft hat sie an den fremden Patienten gedacht: “Ich habe mich gefragt, wie es dem Patienten geht und wer er ist.“
Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark. Die zweite Möglichkeit ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation – wie bei der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld – werden dann die Stammzellen herausgefiltert. Das nennt man Apherese. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender.
Lisa Krey, die Fan des FC Schalke 04 ist, entschied sich für die Apherese. „Vor der Entnahme war ich nervös. Aber es war gar nicht schlimm. Ich würde es nochmal machen. Ich würde jedem empfehlen, sich typisieren zu lassen.“ (az)

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