Hoffen – Helfen – Heilen

Während die Spieler der deutschen Nationalmannschaft in Brasilien 2014 darum kämpfen, in den nächsten Wochen die Fußball-Helden der Nation zu werden, hat ein anderer deutscher Fußball-Profi sich selbst eine große Aufgabe gestellt. Manuel Stiefler, Mittelfeldspieler beim SV Sandhausen, will ein Leben retten. Der 25-Jährige ist seit drei Jahren als StammzellStammzellenspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert. Wenige Tage vor dem Start der WM konnte er einem ihm völlig fremden Menschen helfen. Einem an Leukämie erkrankten Menschen, der ohne die Spende von Manuel Stiefler keine Chance hätte den Blutkrebs zu besiegen.Den ersten Schritt dazu hat Manuel Stiefler vor drei Jahren getan: 2011 ist ein Spieler Spieler des SV Elversberg an Leukämie erkrankt. Familie, Freunde und der Verein rufen im ganzen Saarland zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung zur Typisierung – zur Registrierung als StammzellStammzellenspender – auf. Manuel Stiefler spielt damals beim FC Saarbrücken: „Das war keine Frage, dass wir helfen wollten. Die ganze Mannschaft hat sich damals typisieren lassen“, erzählt der Spieler, der nun dazu beitragen will, dass mehr Menschen darüber aufgeklärt werden, wie jeder gesunde Erwachsene durch eine Stammzellspende das Leben von Leukämie- und Tumorkranken retten kann.
Er weiß: Jedes Jahr erkrankten 11 000 Menschen an Leukämie – allein in Deutschland. Mal trifft es ein Kind, mal eine Mutter von drei Kindern, mal einen Fußballkameraden. Wenn Chemotherapie und/oder Bestrahlung nicht helfen, braucht der Patient ein neues, gesundes blutbildendes System: Stammzellen eines Menschen, der die gleichen genetischen Merkmale besitzt. Gibt es in der Familie keinen passenden Stammzellenspender wird in den weltweit vernetzten StammzellStammzellenspenderdatein – wie der Stefan-Morsch-Stiftung – nach einem Menschen gesucht, der freiwillig und unentgeltlich hilft.
Mitten in der Saison bekam Manuel Stiefler die Nachricht von der Stefan-Morsch-Stiftung, dass er gebraucht wird. Er wurde noch einmal gefragt, ob er bereit sei zu spenden. Die Antwort war: „Ja!“ Familie, Freunde und auch der SV Sandhausen unterstützten ihn in allem, was nun folgte. Denn wie jeder andere Stammzellenspender musste sich auch der durchtrainierte Fußball-Profi von Kopf bis Fuß durchchecken lassen. Dabei geht es darum abzuklären, ob er wirklich der am besten passende Stammzellenspender ist. Aber vor allem Dingen geht es auch darum, sicher zu stellen, dass durch die Entnahme der Stammzellen für die Stammzellenspender kein Risiko besteht.
Um die Stammzellen beim Stammzellenspender zu entnehmen gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmarkspende entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Stammzellenspenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Stammzellenspender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Stammzellenspender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome – wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.
Als Profi-Sportler muss sich Manuel Stiefler regelmäßig Dopingkontrollen unterziehen. Jedes Medikament muss überprüft werden. So wurde auch in seinem Fall mit der Nada (Nationalen Anti-Doping-Agentur) abgeklärt, dass der verabreichte Botenstoff (GCSF) keinerlei leistungssteigernde Wirkung hat. Ebenfalls musste gemeldet werden, dass die durch die Apherese (Entnahme peripherer Blutstammzellen) kein unzulässiger Vorteil für den Spieler

entsteht. Dann stand fest: Die Stammzellapherese hat einen einzigen Gewinner: der Leukämiepatient für den Manuel Stiefler spendet.
Während sich also Manuel Stiefler auf die Entnahme vorbereitet hat, wurde auch sein ihm unbekannter Patient konditioniert. Denn sein Immunsystem muss soweit ausgeschaltet werden, dass der Körper die fremden Stammzellen auch annimmt. Wenn der Stammzellenspender nun in dieser Phase ausfallen würde, wäre das leben des Patienten massiv gefährdet. Aber die Bundesliga hatte die Saison abgeschlossen und Manuel Stiefler konnte ungehindert mit seiner Freundin nach Birkenfeld in die Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung reisen. „Ich hatte nur ungewohnte Rückenschmerzen als Nebenwirkungen des Botenstoff“, erzählt der Fußballer, der in seiner Freizeit gerne Tennisspielt und ansonsten seine Familie in der Nähe von Bayreuth besucht. Die Entnahme verlief problemlos: „Ich freue mich, dass ich helfen kann.“ Bei seinen jetzigen Mannschaftskollegen in Sandhausen, hat er Aufklärungsarbeit geleistet. „Die wollten natürlich genau wissen wie das funktioniert.
Emil Morsch ist begeistert vom Engagement des Sportlers: „Das Beispiel von Manuel Stiefler zeigt, dass eine solche Typisierungsaktion immer nachhaltige Wirkung hat. Die Typisierung – damals 2011 im Saarland – bietet die Chance, dass nach Jahren, aber auch noch Jahrzehnte später Leben gerettet werden kann. Zugleich wird durch einen solchen Aufruf diese weitestgehend unbeachtete Form der Lebendspende in der Öffentlichkeit thematisiert – gerade, wenn sich Sportler wie Manuel Stiefler dafür stark machen.“

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