Hoffen – Helfen – Heilen

Matthias Engel aus Birkenfeld freut sich: zwei Wochen Urlaub mit Sonne und Strand. Doch vorher hat der 28-Jährige noch einen lebenswichtigen Termin. Er fährt zur Stefan-Morsch-Stiftung, um für einen Leukämiepatienten Stammzellen zu spenden.

Nicht nur beruflich ein Helfer

Anderen Menschen zu helfen ist für Matthias Engel schon immer ein wichtiger Lebensinhalt. Er ist ausgebildeter Rettungssanitäter und arbeitet als Kinderkrankenpfleger in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, am Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier. Als 2013 die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erste Stammzellspenderdatei, zur Typisierung für einen Feuerwehrmann aufrief, war er noch bei der Birkenfelder Feuerwehr aktiv. „Ich helfe schon immer gerne. Dann ließ ich mich auch typisieren“, erzählt er.

Jedes Jahr bekommen rund 11000 Menschen die Diagnose Leukämie. Wenn Chemotherapie und Bestrahlung nicht helfen, kann die Transplantation gesunder Blutstammzellen Hoffnung auf Leben geben. Das ist nur möglich, wenn sich ein passender Spender zur Hilfe bereit erklärt. Täglich sind deswegen Teams der Spenderdatei bundesweit unterwegs, um über die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufzuklären und die Registrierung als potenzieller Lebensretter anzubieten.

Typisierung: der erste Schritt zum Lebensretter

Die Registrierung geht schnell: eine Einverständniserklärung unterschreiben, einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen und dann eine Blut- oder Speichelprobe abgeben. Im Labor der Stiftung werden die Proben auf die genetischen Gewerbemerkmale untersucht, die im Falle einer Transplantation mit denen des Patienten übereinstimmen müssen. Man nennt sie HLA-Werte. Kommt man als Spender in Frage, nehmen Mitarbeiter der Stiftung Kontakt auf.

Bei Matthias Engel klingelte Mitte März 2018 das Telefon. „Ich lag mit Fieber und Halsschmerzen im Bett, als ich gefragt wurde, ob ich helfen möchte“, erinnert er sich. „Klar! Dafür bin ich doch typisiert.“ Mit schweren Erkrankungen wird der 28-Jährige häufig konfrontiert. Drei Mal im Monat ist er nebenberuflich rund um Birkenfeld als Rettungssanitäter im Einsatz für Notfallpatienten. Diesmal ist es anders. Engel weiß nicht, wer „sein“ Patient ist, wie er aussieht, wo er lebt: „Da denke ich schon drüber nach. In welches Land werden die Zellen gebracht? Wird er oder sie es gut annehmen? Kann ich ihn irgendwann kennenlernen? Das würde ich gerne.“ Aus Datenschutzgründen können sich Spender und Empfänger erst nach Ablauf von zwei Jahren treffen, wenn beide damit einverstanden sind.

Zwei Methoden der Stammzellentnahme

Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Bei der klassischen Methode, der Knochenmarkspende, punktieren die Ärzte den Beckenknochen des Spenders. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse, wird heute am häufigsten angewandt. So spendet auch Matthias Engel. In den Tagen vor der Entnahme hat er sich einen Botenstoff gespritzt. Er regt die Stammzellproduktion an und lässt sie aus dem Knochenmark ins Blut übergehen. Von der Entnahme spürt er wenig. Die Arme muss er ruhig halten. Wenn das Entnahmegerät piept, knetet Engel einen kleinen Schaumstoffball. So fließt das Blut besser über den Venenzugang durch den dünnen Schlauch in das Entnahmegerät und das Warnsignal schaltet sich aus. Matthias Engel ist von seiner Hilfe überzeugt: „Ich bereue nicht, dass ich typisiert bin. Mehr sollten es tun. Viele Patienten finden keinen Spender. Mit der Registrierung als Stammzellspender, kann man Leben retten.“(az)

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