Hoffen – Helfen – Heilen

Im Juli 2015 löste ein Spendenaufruf für ein kleines, an Leukämie erkranktes Mädchen aus Urmitz bei Koblenz ein überwältigendes Echo aus: In der Peter-Häring-Halle ließen sich mehr als 900 Menschen als potenzielle Lebensretter bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren. Eine von ihnen war Nadja Erben. Nur wenige Wochen später zeigte sich, dass es in Spanien einen Patienten gibt, der dringend die Hilfe der 39-Jährigen braucht. Mit einer Stammzellspende bekam der Mann (Mitte 50 Jahre)eine Chance gegen den Blutkrebs.
Rückblick: Die 39-jährige Mutter hatte es damals schon geahnt: Es dürfte einen gewaltigen Andrang geben, nachdem der Aufruf für das Urmitzer Mädchen veröffentlicht worden war. Der Landrat des Kreises Mayen-Koblenz Dr. Alexander Saftig und der Urmitzer Ortsbürgermeister Norbert Bahl hatten den Aufruf ebenso unterstützt wie nahezu alle lokalen Medien. Auch viele Firmen und Vereine hatten Mitarbeiter und Vereinsmitglieder mobilisiert, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen.  „Ich habe meinen Papa eingespannt, der auf meine beiden kleinen Mädchen aufpassen musste“, erzählt Nadja Erben. Und los ging’s.

Dass sie sich typisieren lässt, stand für die ausgebildete Erzieherin in Elternzeit außer Frage. „Ich bin Organ- und Blutspenderin. Da dachte ich mir, mach’ das Trio voll und spende auch Stammzellen.“ Den besorgten Stimmen aus ihrem Umfeld trat sie entschieden entgegen: „Ich wurde gefragt, wie ich das machen könne. Ich hätte doch zwei Kinder, für die ich sorgen müsse. Aber eben deswegen mache ich es doch“, so die 39-Jährige. Ihre Mädchen sind 1 und 4 Jahre alt. Die Älteste, Marlene, hat sich wegen ihrer Hüftdysplasie schon sieben Operationen unterziehen müssen. „Sie hat dabei auch fremdes Blut gebraucht und da habe ich die Erfahrung gemacht: Ohne Hilfe geht es nicht und es zählt jeder, der mitmacht.“

Schon im September klingelte die Stefan-Morsch-Stiftung an und berichtete der Frau, dass sie als Spenderin infrage kommen könnte. Danach ging alles ganz flott: Im Oktober fand in Birkenfeld, dem Stammsitz von Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, die Apherese statt. Die Entnahme der Stammzellen ähnelt einer Dialyse. Vorteil ist, dass hierbei keine Operation oder Narkose erforderlich ist. Durch die vorherige Gabe eines körpereigenen Botenstoffs bilden sich vermehrt Stammzellen, die dann in die Blutbahn übertreten. Diese Stammzellen werden dem Blut dann in dem speziellen Verfahren entnommen.

„Während der ganzen Zeit bin ich bestens betreut worden. Ich habe mich gefühlt wie ein Juwel.“ Nadja Erben war es schon fast unangenehm. Sie wollte doch nur helfen. Dafür hat sie es auch hingenommen, dass sie eine Zeit lang starke grippeähnliche Symptome hatte. „Die Ärzte sagten mir, dass so eine heftige Reaktion selten sei – aber selten nehmen wir ja gerne“, nimmt’s die Frau mit Humor. „Ich wusste, es geht vorüber.“ Wichtig sei es ihr jetzt nur zu erfahren, wie es dem Empfänger ihrer Stammzellen geht. Diese Information gibt es frühestens nach vier Monaten.

Ein direkter Kontakt zwischen Spender und Empfänger ist je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Empfänger lebt frühestens nach zwei Jahren möglich. Manche Länder erlauben gar keinen direkten Kontakt. Mit Patienten in Spanien können deutsche Spender wie Nadja Erben deshalb nur anonymisiert Nachrichten austauschen – wenn die 2-Jahres-Frist vorbei und der Patient dazu bereit ist. „Ich würde sehr gerne, aber dies muss der Empfänger entscheiden“, zeigt Nadja Erben großes Verständnis. Der an Leukämie erkrankte Mann sei sicher ein Sohn, Vater, Onkel – ungefähr im gleichen Alter wie ihr Lebensgefährte. „Ich hoffe, ich konnte helfen. Ich würde es jederzeit wieder tun“, macht die Urmitzerin anderen Menschen Mut, sich als Spender zu melden.

Die Stefan-Morsch-Stiftung betont: „Nadja Erbens Beispiel zeigt: Eine solche Typisierungsaktion hat immer nachhaltige Wirkung – vielleicht wird schon in wenigen Wochen oder Monaten ein Spender, der sich hier hat typisieren lassen, einem Menschen, der an Leukämie erkrankt ist, Hoffnung auf Leben schenken können. In jedem Fall aber bietet die Typisierung die Chance, dass nach Jahren, aber auch nach Jahrzehnten später Leben gerettet werden kann.“ (AW)

 

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