Hoffen – Helfen – Heilen

„Da ist ein Mensch, der zählt auf mich“ – Grund genug für den 20-jährigen Nicolas Zieseniß, rund 450 Kilometer von Heyen (Kreis Holzminden) bis ins rheinland-pfälzische Birkenfeld zu fahren, zu Deutschlands erster Stammzellspenderdatei, der Stefan-Morsch-Stiftung. Dort hat der Bundeswehr-Student Stammzellen gespendet, um einem Leukämiepatienten irgendwo auf der Welt gegen seine Erkrankung zu helfen.

„Wenn mich jemand braucht, werde ich helfen!“

Mit voller Überzeugung ließ sich der Niedersachse im Sommer 2015 bei einem Aufruf der Bundeswehr als möglicher Lebensretter in der Datei der Stiftung registrieren. Regelmäßig ruft die Bundeswehr in den Kasernen bundesweit zur Typisierung mit der Stefan-Morsch-Stiftung auf, um junge Bundeswehrangehörige über die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke zu informieren und die Typisierung anzubieten. Für den Studenten war da schon klar, „wenn mich jemand braucht, werde ich helfen!“ Ein Jahr später meldet sich die Stiftung bei ihm: „Da war ich überrascht. Schon nach einem Jahr ein Treffer.“ Für den Hannover 96-Fan ist klar: „Ich ziehe das durch.“

Jedes Jahr erkranken 11 000 Menschen an Leukämie

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie der Leukämie. Recht die Behandlung mit Chemo und oder Bestrahlung nicht aus, ist die Übertagung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Das ist aber nur möglich, wenn sich ein genetisch passender Stammzell- oder Knochenmarkspender zur Verfügung stellt.

Unterstützung kommt für den 20-Jährigen von allen Seiten: Eltern, Kameraden und seine Gruppenleiterin bei der Bundeswehr finden es toll, dass er hilft. „Vor allem mein Vater ist stolz, dass ich das mache. Meine Mutter hatte ein bisschen Angst um mich – wie Mütter halt so sind“ erzählt er grinsend.

Bei der Voruntersuchung wird man genau über den Ablauf der Stammzellspende aufgeklärt

Bevor es zur Spende kommt, wird er genau aufgeklärt und untersucht. Die Voruntersuchungen dienen dazu, sicherzugehen, dass er wirklich der genetisch passende Spender ist und kein gesundheitliches Risiko für sich eingeht. Das Aufklärungsgespräch fand er „klasse. Frau Dr. Wolf hat mir alles ganz genau erklärt.“ Nur den Termin zu organisieren war für den angehenden Offizier stressig. Die Untersuchung war im Dezember – „mitten in der Klausurenphase“, erzählt er und verzieht das Gesicht. Er studiert im zweiten Trimester Politikwissenschaften an der Helmut-Schmidt Universität der Bundeswehr in Hamburg.

„Das nervigste war die lange Fahrt“

Um zu Spenden gibt es zwei Möglichkeiten. Die Knochenmarkspende ist die klassische Variante. Hierbei punktieren die Ärzte den Beckenknochen des Spenders – niemals das Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Nicolas Zieseniß hat mittels der zweiten Variante gespendet: Der Entnahme von Stammzellen aus dem peripheren Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Apherese nennt sich dieses Verfahren und wird heute am häufigsten angewendet. In den Tagen vor der Spende musste er sich dazu einen Botenstoff spritzen, der die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut übergehen lässt. „Das Spritzen hat ganz gut funktioniert, nur beim ersten Mal war es ein bisschen komisch, sich selbst zu pieksen“, erzählt Zieseniß. „Überhaupt war der Ablauf ganz locker. Es war nur gewöhnungsbedürftig, so lange zu liegen. Das nervigste war die lange Fahrt.“

Aber eigentlich ist das für den Bundeswehr-Studenten nebensächlich: „Ich hoffe, dass die Spende hilft und der Patient wieder gesund wird. Ich würde grundsätzlich jedem empfehlen, sich zu typisieren. So kann man Leben retten und es ist eine gute Sache.“ (az)

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