Hoffen – Helfen – Heilen

Raphael Kuhn aus Wadern (Landkreis Merzig-Wadern) ist einer, der gerne hilft, wenn Menschen in Not sind. Schließlich macht er sein Freiwilliges Soziales Jahr beim Rettungsdienst des DRK, will anschließend die Ausbildung zum Rettungsassistent machen und später Rescue Engineering studieren. Das ist die berufliche Laufbahn, die der 19 Jährige anstrebt. Jetzt aber hatte Raphael Kuhn ein ganz Privates Lebensretter-Projekt: Mit einer Stammzellspende gab er einem Leukämie-Patienten, die Chance den Blutkrebs zu besiegen.
Alles begann 2011 an seiner Schule: Das Gymnasium Hermeskeil organisiert seit mehreren Jahren immer wieder Typisierungsaktionen in Zusammenarbeit mit der Stefan-Morsch-Stiftung, der ältesten StammzellStammzellenspenderdatei Deutschlands. Denn jedes Jahr erkranken allein in Deutschland knapp 11 000 Menschen an Leukämie. Wenn die Behandlung mit Chemotherapie und/oder Bestrahlung nicht ausreicht, ist oft eine Transplantation von Stammzellen die letzte Chance auf Heilung. Voraussetzung dafür ist, dass sich ein passender Stammzellenspender findet. Denn mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System, das die Krebszellen ersetzt bzw. verdrängt. Dazu müssen aber die genetischen Merkmale von Patient und Stammzellenspender übereinstimmen – die so genannten HLA-Werte. Diese Werte wurden bestimmt, als Raphael Kuhn sich am Hermeskeiler Gymnasium typisieren ließ.

„Typisierung“ lautet der Fachbergriff für die Aufnahme in die StammzellStammzellenspenderdatei: Nach entsprechender Aufklärung muss ein Stammzellenspender schriftlich sein Einverständnis zur Registrierung seiner Daten geben. Aus einer Blutprobe – es genügt ein Fingerhut voll Blut – werden die Gewebemerkmale des Stammzellenspenders im Labor bestimmt. Gleiches funktioniert auch mit einem Abstrich der Mundschleimhaut, der mit Hilfe eines Wattestäbchens durchgeführt wird. Die Gewebemerkmale werden nach der Analyse bei der Stammzellenspenderdatei – der Stefan-Morsch-Stiftung – gespeichert. Von dort werden sie anonym an das deutsche Zentralregister des ZKRD übermittelt, wo die weltweiten Suchanfragen nach einem passenden Stammzellenspender auflaufen.

Genau solch eine Suchanfrage ergab nun, dass Raphael Kuhn der passende StammzellStammzellenspender für einen ihm unbekannten Patienten ist. Der 19 Jährige freute sich, „endlich“ helfen zu können. Nach einer Reihe von Voruntersuchungen und einem gründlichen Check-up seines Gesundheitszustandes, sowie einem ausführlichen Aufklärungsgespräch wurde er zur Spende zugelassen und noch einmal gefragt, ob er bereit ist Stammzellen zu spenden. Seine Antwort war klar. „Irgendwann wird einem bewusst, dass das Leben eines anderen Menschen davon abhängt …“ erzählt Kuhn, der in seiner Freizeit Judo macht, Fußball- und Volleyball spielt.

Für die Transplantation von Stammzellen gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark – ist ein Eingriff unter Vollnarkose. Die zweite Variante ist die Entnahme von Stammzellen aus dem peripheren Blutkreislauf. Für diese Methode hatte sich Raphael Kuhn entschieden. Dazu wird dem Stammzellenspender wenige Tage vor der Entnahme ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der dazu führt, dass die Stammzellen, die normalerweise nur im Knochenmark vorhanden sind, ins Blut übergehen. In der Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung werden diese Stammzellen ähnlich wie bei einer Blutplasmaspende oder Dialyse aus dem Blutkreislauf herausgefiltert. Das Transplantat muss dann schnellstmöglich – innerhalb von 72 Stunden – zum Patienten gebracht werden – nach Hamburg, nach Russland, Australien oder Südamerika. Denn parallel zur Vorbereitung des Stammzellenspenders wird auch der Patient auf die Übertragung der gesunden Stammzellen vorbereitet. Eine sehr kritische Phase, so Sieglinde Wolf, Transfusionsmedizinerin der Stefan-Morsch-Stiftung. Denn bevor transplantiert wird, muss das Immunsystem des Patienten lahm gelegt werden. Während dieser Phase ist er hochanfällig für Infektionen. Wenn er sich jetzt ansteckt, oder es aus irgendeinem Grund mit der Transplantation nicht klappt, ist das Leben des Patienten massiv gefährdet.

„Mir war plötzlich klar, als ich Auto gefahren bin, dass jetzt jemand davon abhängig ist, dass ich mich verantwortungsbewusst verhalte“, erzählt Kuhn. Trotzdem stellte dieser Gedanke keine Belastung für ihn dar. Freunde, Familie und Kollegen haben bei der Vorbereitung unterstützt. „Viele wussten nicht, dass man auf so einfache Weise helfen kann und wollen sich jetzt auch typisieren lassen.“ Nach der Vorbereitung mit dem Botenstoff und der Entnahme selbst, zieht der angehende Lebensretter ein positives Fazit: „Ich würde es jederzeit wieder machen. Denn der Aufwand steht in keinem Verhältnis zu der Tatsache, dass man vielleicht ein Leben retten kann.“

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