Hoffen – Helfen – Heilen

Als René Francescon vor sechs Jahren bei der Blutspende in Gescher gefragt wurde, ob er sich auch als Stammzellspender für die Stefan-Morsch-Stiftung registrieren lassen wolle, sagte er: „Ja. Warum nicht?“ Für den heute 25 Jährigen war klar, dass er helfen will, wenn ein Leukämiepatient seine Hilfe braucht. Genau das hat er jetzt getan: „Eine Selbstverständlichkeit“, meint er. Für Emil Morsch, Gründer der Stiftung, ist ein solches Engagement auch nach mehr als 25 Jahren, in denen er die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands aufgebaut hat, keine Selbstverständlichkeit: „Er rettet damit vielleicht einem Menschen das Leben.“ René Francescon, Maschinenbau-Techniker beim Getriebebauer Neudecker &Jolitz, hat erst vor wenigen Tagen getan, was viele Hundert Menschen im Münsterland vor ihm getan haben: Stammzellen gespendet. Mehr als 14 000 Spender im 50 Kilometer-Umkreis von Coesfeld haben sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte bei der Stefan-Morsch-Stiftung als Stammzellspender registrieren lassen. Fast 200 davon sind aufgrund der Übereinstimmung ihrer genetischen Merkmale als Spender aktiviert worden. Dahinter stecken 200 Schicksale – 200 Menschen, die an Leukämie oder einer anderen schweren Erkrankung gelitten haben, die eine Transplantation von Stammzellen erforderlich machte – weil es ansonsten keine Überlebenschance gegeben hätte.
„Wenn ich einmal in einer solchen Situation bin, dann möchte ich auch, dass mir geholfen wird“, sagt René Francescon, der in seiner Freizeit gerne Sport macht. Er würde gerne den Menschen kennenlernen, der seine Stammzellen erhält. Aufgrund der Datenschutzbestimmungen, kann der Spender aber erst in wenigen Monaten erfahren, wie es dem Patienten geht. In zwei Jahren dann besteht die Möglichkeit, dass er den Namen seines genetischen Zwillings erfährt und – wenn der Patient das möchte – ein Treffen stattfindet. Ein Treffen, wie es jetzt in Coesfeld geplant ist. Bettina Kleinemeier, Mitarbeiterin der Transplantationskoordination und Spenderbetreuerinnen bei der Stefan-Morsch-Stiftung, freut sich auf den Abend im Coesfelder Brauhaus: „Ein solches Treffen ist für alle Beteiligten ein spannendes Ereignis. Sie wünscht sich, dass möglichst viele Spender die Gelegenheit bekommen, den Menschen zu treffen, für den sie gespendet haben. Das Team der Transplantationskoordinatorinnen hat die Erfahrung gemacht, dass es auch für die betroffenen Patienten oft ein ganz einschneidendes Erlebnis ist, endlich ihren „Lebensretter“ zu treffen: „Manchmal entstehen so lebenslange Freundschaften.“
Die Spenderbetreuerin, die bei der Vorbereitung auf die Stammzellspender die Spender sehr eng betreut und die Absprachen mit den Transplantationskliniken trifft, bedauert, dass es ist nicht immer möglich ist, das Spender und Empfänger sich kennenlernen. Die Gründe dafür sind vielfältig: „In manchen Fällen geht es den Patienten auch nach der Transplantation noch nicht so gut, dass ein Treffen möglich ist. In vielen Fällen ist es aber so, dass bestimmte Länder eine Kontaktaufnahme zwischen Patient und Spender strikt ablehnen. Das ist schade.“
René Francescon ist „neugierig“ auf seinen Empfänger: „Ich hoffe, dass ich mit meiner Stammzellspende helfen konnte.“ Er wirbt dafür sich als Stammzellspender zur Verfügung zu stellen. Denn in seinem Freundes- und Bekanntenkreis hat er festgestellt, dass viele Menschen noch ein falsches Bild davon haben, wie eine Stammzellspende funktioniert. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Bei der klassischen Methode der Knochenmark-Entnahme entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Der 25 Jährige aus Gescher hat sich aber für die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut entschieden. Dies funktioniert ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender. René Francescon: „Ich würde wieder spenden. Das ist doch eine Selbstverständlichkeit.“

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