Hoffen – Helfen – Heilen

René Böker ist ein Mann mit einem großen Herzen. Seine Familie, zu der eine Ehefrau und zwei Töchter gehören, aber auch seine Hühner, Gänse, Enten, Ziegen und andere Vierbeiner haben dort einen Platz. Vor kurzem ist ein weiterer Mensch dazu gekommen:  eine fremde 60-jährige Leukämiepatientin aus Deutschland. Für sie hat er bei der Stefan-Morsch-Stiftung Stammzellen gespendet – ohne viel Aufhebens davon zu machen. „Als wenn es normal wäre“, sagt der Mann aus Hürth (Rhein-Erft-Kreis).
Er ist  der gelassene, unaufgeregte Typ. René Böker ist nur wichtig, „dass ich endlich zum Zug komme und helfen kann.“ Mehr als 16 Jahre sind seit der Typisierung vergangen. „Damals sind wir dörferweise dem Aufruf der Stefan-Morsch-Stiftung gefolgt, weil ein Fußballkollege an Leukämie erkrankt und ein Spender für Stammzellen gesucht worden war.“ Für den Freund war keine passender Spender dabei, aber jede Registrierung bedeutet weltweit für Blutkrebspatienten eine neue Chance auf Leben.

Die Stefan-Morsch-Stiftung ist Deutschlands älteste Spenderdatei. Seit 30 Jahren hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen dafür zu gewinnen, sich typisieren und in eine entsprechende Datenbank aufnehmen zu lassen. Denn jährlich erkranken allein in Deutschland 11 000 Patienten an Leukämie. Eine Transplantation ist oft die letzte Möglichkeit, ihnen zu helfen. Nicht immer sind Familienangehörige geeignete Spender. Dann wird in den international vernetzten Datenbanken der Dateien nach übereinstimmenden genetischen Merkmalen gesucht. Es ist ein Glücksfall, wenn sich ein solcher genetischer Zwilling findet.

So schien René Böker schon vor ein paar Jahren zu „passen“. Doch damals ist etwas „dazwischen gekommen“, erfährt der 37-Jährige. Und so vergingen wieder einige Jahre bis zum entscheidenden Anruf vor wenigen Wochen. Nun brauchte eine 60 Jahre alte Frau aus Deutschland ganz dringend seine Hilfe. Der gelernte Maurer-Zimmermann – beschäftigt im Chemiepark Knapsack – war bereit.

Tochter Alina will Arzthelferin werden

Zur Vorbereitung auf die Stammzellspende müssen sich die Spender Tage vorher ein Medikament spritzen, um die Stammzellproduktion anzuregen. „Papa, so hat meine 16-jährige Tochter Alina zu mir gesagt, Papa, ich will doch Arzthelferin werden, also lass’ mich mal spritzen.“ Und Papa René Böker hat – ganz gelassen – seine Älteste machen lassen. Dabei kann das Medikament zu leichten gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. „Von fünf Nebenwirkungen hatte ich vier. Fast das volle Programm“, so der 37-Jährige.

Eine Kraftquelle ist für ihn die 3500 Quadratmeter große grüne Oase rund ums Haus. In der Natur und an der frischen Luft zu sein – „das ist mein Hobby“. Auf diesem Land umsorgt er auch allerlei Vieh auf zwei und vier Beinen. „Die Zwergziegen haben gerade Nachwuchs“, verkündet er voller Stolz. Natürlich hat sich seine Familie Sorgen gemacht, als René Böker zum Spendetermin ins rheinland-pfälzische Birkenfeld gefahren ist. Eine Operation oder Narkose ist zwar bei der heutzutage häufigsten Form der Spende, der so genannten peripheren Stammzellentnahme (Apherese), nicht erforderlich. Dennoch haben sich die Bökers angesichts der Erfahrungen mit dem Medikament so ihre Gedanken gemacht.

In der Entnahmestation der Stefan-Morsch.Stiftung werden die Stammzellen  im Apheresegerät aus dem venösen Blut herausgefiltert. „Vier Stunden lang habe ich Stammzellen abgegeben“, berichtet der zweifache Vater. Er sollte ruhig liegen bleiben, angeschlossen an die Maschine. „Danach war ich richtig fertig.“ Böker erholt sich allerdings rasch wieder und denkt an die Leukämie-Patientin: Ihr geht es sicher sehr viel schlechter.“ Er würde die Frau gerne kennenlernen, der  seine Stammzellen innerhalb von 72 Stunden danach übertragen wurden. Doch das hat Zeit. „Wichtig ist nur, dass es was genützt hat“, bekräftigt René Böker. Und geht Energie, Ruhe und Gelassenheit tanken, im Kreis seiner  Familie. (X/AW)

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