Hoffen – Helfen – Heilen

Die Begegnung mit Nadeln und Spritzen vermeidet Sven Saar aus dem kleinen Hunsrückdorf Achtelsbach (Kreis Birkenfeld). „Das ist gar nicht meins“ sagt er kopfschüttelnd. Außer, es geht um Leben und Tod. Ein Leukämiepatient irgendwo auf der Welt ist auf die Stammzellspende des 39-Jährigen angewiesen. Ohne zu zögern krempelt der Maler und Lackierer im April 2017 die Ärmel hoch, um sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erster Stammzellspenderdatei, die lebensrettenden Stammzellen entnehmen zu lassen.
Politiker, Ehefrau, Arbeitskollege, Freundin oder das eigene Kind – Leukämie kann jeden treffen – 11 000 Mal im Jahr allein in Deutschland. Je nach Leukämieart variieren die Heilungschancen. Wenn Bestrahlung und/oder Chemo nicht helfen, kann eine Transplantation gesunder Stammzellen die letzte Hoffnung auf Heilung sein. Diese Chance auf Leben haben Patienten aber nur, wenn sich ein genetisch passender Spender zur Verfügung stellt. Seit 30 Jahren wirbt deshalb die Stefan-Morsch-Stiftung  in ganz Deutschland dafür, dass sich Menschen als mögliche Spender registrieren.

Typisierung bei der Stefan-Morsch-Stiftung

Sven Saar ist im Juni 2002 einfach die acht Kilometer nach Birkenfeld zur Stiftung gefahren, um sich zu registrieren: „Ich hatte die Muse dazu, das an dem Tag machen zu lassen“, erzählt er. Er füllte einen Gesundheitsfragebogen aus, unterschrieb die Einverständniserklärung, ließ sich Blut abnehmen, fuhr wieder nach Hause und dachte nicht mehr daran.

Leukämiepatient braucht Hilfe

Täglich werden in den Dateien weltweit für Leukämiepatienten genetisch passenden Spender gesucht. Erst 14 Jahre nach seinem Besuch in der Stiftung passt Sven Saar auf einen Patienten. Kurz vor Weihnachten 2016 bekommt er die Nachricht und wird gefragt, ob er dazu bereits ist: „Ich war positiv geschockt“, lacht er. „Ich hatte damit nicht mehr gerechnet. Im Endeffekt ist es mir auch egal, wer der Patient ist. Hauptsache, ihm kann geholfen werden.“ Zwischendurch wurde die Spende abgesagt. Das kann passieren, wenn sich der Gesundheitszustand des Patienten verändert hat und im Moment keine Transplantation möglich oder nötig ist. Kurze Zeit später wurde die Hilfe des zweifachen Vaters aber doch gebraucht. „Dann musste es schnell gehen. Zwei Wochen später sollte ich spenden“, erzählt er.

Aufklärung vor der Spende

Bevor der 39-Jährige Stammzellen spenden durfte, wurde er umfassend aufgeklärt und gründlich untersucht. Die Ärztin der Stefan-Morsch-Stiftung klärt dabei, ob er wirklich der optimale Spender ist. Gleichzeitig muss sie ausschließen, dass der Spender ein gesundheitliches Risiko eingeht. Dann würde er nicht zur Spende zugelassen, selbst wenn er wollte. Aber Sven Saar ist gesund und so kann er spenden.

Stammzellentnahme war nicht schlimm

Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Bei der klassischen Methode – der Knochenmarkspende – entnehmen die Mediziner Knochenmark aus dem Beckenknochen des Spenders. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Saar ließ sich die Stammzellen aus dem peripheren Blut entnehmen. Die sogenannte Apherese funktioniert ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. In den Tagen davor musste er zur Vorbereitung einen Botenstoff spritzen, der Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Für den Fußballer des SV Wolfersweiler war das ein Problem, den Nadeln machen ihn nervös. Aber für ihn steht fest, er will helfen und überwindet sich für den unbekannten Patienten: „Das Spritzen war schlimm. Meine Freundin hat das gemacht.“ Auch zur Entnahme hat sie ihn begleitet.

Nach der Spende ist er erleichtert, dass er keine Spritzen mehr braucht: „Die Entnahme selbst war nicht schlimm.“    (az)

Werde
Lebens-
retter:in

Jetzt registrieren Slogan