Hoffen – Helfen – Heilen

Jeder trägt heutzutage alle möglichen Plastikkarten mit sich herum. In Thomas Brendels Geldbeutel finden sich zusätzlich noch der Blutspendeausweis des DRK, sein Organspenderausweis und der Stammzellspenderausweis der Stefan-Morsch-Stiftung. Das dünne hellblaue Kärtchen hat jetzt dazu geführt, dass der 45 Jährige aus Hagen vielleicht einem Menschen das Leben gerettet hat. Mit einer Stammzellspende hat er einem Leukämiepatienten die Chance geben, den Blutkrebs zu besiegen. Thomas Brendel ist IT-Spezialist bei der Cancom Gruppe, ein internationaler Anbieter von IT-Dienstleistungen mit rund 30 Standorten in Deutschland und Österreich. Er arbeitet in Paderborn und ist dort bei dem Kunden ATOS für die Datensicherung zuständig. Vor zwölf Jahren hat er sich bei einer Blutspende dazu entschlossen, durch die Abgabe einer weiteren Blutprobe sich auch als Stammzellspender bei der ältesten Stammzellspenderdatei Deutschlands registrieren zu lassen. Seit mehr als 25 Jahren bietet die Stefan-Morsch-Stiftung konkrete und schnelle Hilfe für Leukämie und Tumorkranke an. Leukämie ist nur eine der bösartigen Erkrankungen, die eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System – seine einzige Chance auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht geholfen haben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich typisieren lassen – sprich: als Stammzellspender in der Spenderdatei erfasst sind. Um diese Zellen übertragen zu können, müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient übereinstimmen. So sind in den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung zwar weltweit über 20 Millionen Menschen registriert – trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.
Thomas Brendel ist so ein Glücksfall. Doch bis es jetzt zur Transplantation kam, war es ein weiter Weg. Voraussetzung dafür war ein koordinatorischer Drahtseilakt: Die Mitarbeiterinnen der Stefan-Morsch-Stiftung müssen einen mit der Transplantationsklinik des Patienten genau abgestimmten Zeitplan mit dem Spender absprechen. Das war nicht leicht, immer wieder gab es Probleme und kurz vor dem angesetzten Entnahmetermin vor Weihnachten wurde der Termin verschoben, erzählen Thomas Brendel und seine Frau Christiane: „Wir hatten schon gesagt, das wird ein schönes Weihnachtsgeschenk …“ Aber dann ging es Brendels „genetischem Zwilling“ offenbar so schlecht, dass man die Transplantation erst einmal zurückstellen musste. Eine Zeit, in der Thomas Brendels Gedanken immer wieder zu dem Menschen wanderten, den er aus Datenschutzgründen zwar nicht kennt, dem er sich dennoch verbunden fühlt: „Ich hoffte einfach, dass ihm nichts Ernstes zustößt.“
Dann mitten im Weihnachtsurlaub kam die Nachricht: Dem Patient geht es soweit wieder besser, dass ein neuer Transplantationstermin anberaumt werden kann. Das bedeutete: Spender und Patient wurden parallel auf die Transplantation vorbereitet. Denn der Patient, der dringend auf die Stammzelltransplantation angewiesen ist, muss zum exakt vorbestimmten Zeitpunkt diese Transplantation bekommen. Sein Immunsystem wird komplett ausgeschaltet – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzell-Spende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet.
Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Knochenmark-Entnahme aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark – ist ein Eingriff unter Vollnarkose. Die Zweite Möglichkeit, die auch bei Thomas Brendel praktiziert worden ist, ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender ein paar Tage vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren.
Thomas Brendel hat seinen Arbeitskollegen versprochen über seine Stammzelltransplantation zu berichten. Denn die Meinungen unter Ihnen waren geteilt: „Die Einen haben gefragt, warum tust Du das? Die Anderen haben gesagt: Gut, dass Du das machst?“ Er will jetzt mithelfen über diese Art der Hilfe für Leukämiekranke aufzuklären: „Ich würde es sofort wieder machen!“

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