Hoffen – Helfen – Heilen

Vor 17 Jahren ließ sich Torsten Freudenberg in Menden (Märkischer Kreis) als Stammzell- und Knochenmarkspender typisieren. Im März 2016 wurde er gebraucht: Eine an Leukämie erkrankte Frau aus Süddeutschland hat dank seines Knochenmarks eine Chance aufs Überleben. Großes Aufheben um seine Tat lehnt Freudenberg ab. „Ich bin derjenige, der dankbar ist. Wie oft hat man die Möglichkeit, ein Leben zu retten?“
11.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Leukämie. Wenn Chemotherapie- und Bestrahlung nicht helfen, haben viele ohne eine Stammzellspende kaum eine Chance, den Blutkrebs zu besiegen. Für genau diese Patienten sucht die Stefan-Morsch-Stiftung, die in diesem Jahr 30 Jahre alt wird, geeignete Spender für Knochenmark oder periphere Blutstammzellen. Denn oft ist die Transplantation die einzige Chance fürs Überleben der Krebspatienten. Daher sind regelmäßige Typisierungsaktionen wichtig – um die Menschen zu sensibilisieren, zu informieren und zu typisieren. Eine solche Aktion organisierte die Stiftung im April 1999 im sauerländischen Menden. Damals wartete ein krebskranker Junge aus dem Ort auf eine Transplantation.

Torsten Freudenberg kannte den Jungen nicht persönlich, fühlte sich aber berührt von dessen Schicksal und folgte wie viele Andere auch dem Aufruf und ließ sich in die Datei aufnehmen. Die vielen Menschen, die sich damals als Stammzellspender registrieren ließen, können heute – Jahrzehnte später – noch Leben retten. Das zeigt das Beispiel von Torsten Freudenberg.

Schon vor etwa zehn Jahren bekam der heute 46-Jährige die Nachricht, dass er als Knochenmarkspender für ein junges Mädchen infrage käme. Doch diese Patientin ist leider verstorben, bevor es zur Spende kam. „Umso froher und glücklicher bin ich jetzt, dass einer Dame aus Süddeutschland – etwa in meinem Alter – mit der Transplantation geholfen werden kann“, sagt der Leiter des Qualitätsmanagements bei der Schwelmer Firma Nölle-Pepin, einem Automobilzulieferer für Netze aller Art. Er hoffe sehr, dass die – für ihn anonyme – Patientin gesund werden kann.

Torsten Freudenberg lebt mit seiner Ehefrau, den „Wauzis“ Molly und Amy sowie dem Kater Leo – „er ist der eigentliche Chef“ – in einem Haus, „das mir Platz und Gelegenheit gibt zu basteln und zu schreinern“, schmunzelt der 46-Jährige. Er strahlt Gelassenheit aus – kein Wunder bei einem, der seine persönlichen Ziele weitest gehend erreicht hat. Auch der Knochenmarkspende in Ratingen sah er ruhig entgegen. „Mich hat vielmehr interessiert, wo und wie viel Knochenmark entnommen wird und wie es zu der Patientin kommt“, erzählt Freudenberg.

Bei der Knochenmarkspende wird der Beckenkamm unter Vollnarkose punktiert und Knochenmarkblut durch die Punktionsnadel abgesaugt. Diese Methode wird seit mehr als 30 Jahren angewendet und ist bei etwa 20 Prozent der Spenden erforderlich.  „Ich habe hinterher einen etwas stärkeren Muskelkater gehabt, das war alles“, freut sich der Hobby-Holzhandwerker. Das Knochenmark selbst regeneriert sich in kurzer Zeit, so dass keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen bleiben. Das lebensrettende Transplantat geht anschließend innerhalb von 72 Stunden auf die Reise zu seinem Empfänger, um nicht nur ein neues Blutsystem sondern auch ein neues Immunsystem zu übertragen.

„Es ist wohl viel passiert in den Köpfen der anderen“

Torsten Freudenberg ist froh, dass er sich seinerzeit hat typisieren lassen. Sein privates Umfeld hat auf die Nachricht der bevorstehenden Knochenmarkspende „gemischt reagiert“. Einige seien baff gewesen, dass er das mache, obwohl bekannt sei, „dass ich auch Organspender bin“. In der Familie und am Arbeitsplatz ist er ganz offen mit dem Thema umgegangen und hat erklärt, geworben und mit Vorurteilen aufgeräumt. „Es ist wohl viel passiert in den Köpfen der anderen“, stellt der 46-Jährige fest. Die Ehefrau, eine Kollegin und eine Freundin haben sich daraufhin ebenfalls typisieren lassen. „Es muss noch viel mehr aufgeklärt werden, was Stammzell- oder Knochenmarkspende bedeutet und wie wichtig sie ist.“

Lob und Anerkennung für die Spende – damit kann Torsten Freudenberg nichts anfangen. „Das ist für mich selbstverständlich.  Und die Transplantation ist eine Bestätigung, dass ich richtig gehandelt habe.“ (AW)

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