Hoffen – Helfen – Heilen

Zwölf Jahre ist es her, dass die Stefan-Morsch-Stiftung in Laubach einen Typisierungsaufruf für einen Jungen startete. Mehr als 600 Menschen ließen sich damals als Stammzellspender bei der „Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke“ registrieren. Martina Reichert aus Cochem war eine von ihnen. „Je mehr Menschen sich typisieren lassen, desto eher besteht die Chance, dass einem Leukämiekranken geholfen werden kann“, dachte sie sich damals. Jetzt konnte sie mit einer Stammzellspende einem Patienten die Chance geben, den Blutkrebs zu besiegen.

Leukämie ist nur eine der bösartigen Erkrankungen, die im Ernstfall eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System – seine einzige Chance auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht geholfen haben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen wie Martina Reichert gibt, die sich typisieren lassen – sprich: als Stammzellspender in der Spenderdatei erfasst sind. Um Stammzellen transplantieren zu können, müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient übereinstimmen. So sind in den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung zwar weltweit über 20 Millionen Menschen registriert – trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.

Als sich Martina Reichert vor 12 Jahren typisieren ließ, wurde ihr eine Blutprobe entnommen – weniger als ein Fingerhut voll sind heute dazu nötig. Im hauseigenen Labor der Stiftung werden dann die Gewebemerkmale bestimmt und in der Spenderdatei verzeichnet. Über das deutsche Zentralregister des ZKRD können diese Daten anonymisiert weltweit mit den Daten von Patienten abgeglichen werden, deren letzte Chance auf Leben eine Stammzelltransplantation ist.

Als Martina Reichert jetzt von der Stefan-Morsch-Stiftung die Nachricht bekam, dass sie als Spenderin gebraucht wird, war sie überrascht: „Dass ich überhaupt gefunden wurde … Ich bin mehrmals umgezogen und habe nie daran gedacht, mich auch bei der Stiftung umzumelden.“ Eine solche Situation bedeutet für die Mitarbeiter der Stiftung echte Detektivarbeit: Über soziale Netzwerke, Wer-kennt-wen oder Facebook oder über die Einwohnermeldeämter wird versucht, die Spender wieder ausfindig zu machen. Eine solche Recherche kostet wertvolle Zeit, wenn man weiß, dass auf der anderen Seite ein Patient dringend auf die Transplantation wartet.

Martina Reichert ist froh, dass die Stiftung sie doch noch gefunden hat, denn sie wollte helfen. Die 29 Jährige gelernte Rettungsassistentin macht zurzeit eine Ausbildung als medizinische Fachangestellte und sie hat für diese Hilfe einiges auf sich genommen. Nach einer Reihe von Voruntersuchungen und einem gründlichen Check-up ihres Gesundheitszustandes, sowie einem ausführlichen Aufklärungsgespräch, wurde sie zur Spende zugelassen und noch einmal gefragt, ob sie bereit ist Stammzellen zu spenden. Ihre Antwort: „Ja“.
Für die Transplantation von Stammzellen gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark – ist ein Eingriff unter Vollnarkose. Die zweite Variante ist die Entnahme von Stammzellen aus dem peripheren Blutkreislauf. Für diese Methode hatte sich Martina Reichert entschieden. Dazu wird dem Spender wenige Tage vor der Entnahme ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der dazu führt, dass die Stammzellen, die normalerweise nur im Knochenmark vorhanden sind, ins Blut übergehen. Als Nebenwirkungen können Kopf- und Gliederschmerzen ähnlich wie bei einer Grippe auftreten. Diese verschwinden nach der Entnahme wieder, sind aber eine unangenehme Begleiterscheinung. In der Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung werden die so gewonnenen Stammzellen ähnlich wie bei einer Blutplasmaspende oder Dialyse aus dem Blutkreislauf herausgefiltert. Zur Spende nach Birkenfeld wurde Martina Reichert von ihrem Freund Mike Hesse begleitet, der sie während der Vorbereitung liebevoll betreut und unterstützt hat. Ihr Fazit: „Ich würde es jederzeit wieder machen, weil es eben Leute gibt, denen es wesentlich schlechter geht als mir.“

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