Hoffen – Helfen – Heilen

Steven Oster nennt ihn „meinen Partner“. Er fühlt sich mit ihm verbunden, obwohl er ihn nicht kennt. Ein Paar, das der Krebs zusammengeführt hat. Denn: Der junge Soldat Steven Oster aus Neuwied spendete im Januar 2016 bei der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld Stammzellen, und ein an Leukämie erkrankter Mann in einem anderen Teil der Welt erhielt dadurch die Chance zu leben.
Der 23-jährige Hauptgefreite staunt heute noch: „Man tut im Prinzip nichts weiter als in einem Stuhl zu sitzen“ – Leben retten kann so einfach sein. Während seiner Grundausbildung in der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne im nordrhein-westfälischen Augustdorf, der größten Kaserne des deutschen Heeres, rief die Stefan-Morsch-Stiftung im Oktober 2014 dort zu einer Typisierungsaktion auf. 11.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Leukämie. Ohne eine Stammzellspende hätten sie kaum eine Chance gesund zu werden. Die Suche nach geeigneten Spendern ist allerdings oft nicht leicht. Daher sind regelmäßige Typisierungsaktionen so wichtig. Die Bundeswehr unterstützt die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzell-Spenderdatei, darin seit Jahren.

Steven Oster dachte damals zum ersten Mal intensiv über die Bedeutung nach. Als Organ- und Blutspender hat er zwar schon verinnerlicht, dass sein freiwilliger Einsatz zum Wohl Anderer beiträgt. Doch die Informationen der Stiftung über den Blutkrebs und die Möglichkeiten jedes Einzelnen zu helfen, haben ihm damals vor Augen geführt:  ein Piekser und ein wenig Zeit – mehr ist nicht nötig, um Leben zu retten.

Im Juli 2015 erhielt Oster die Nachricht, dass seine genetischen Merkmale „passen könnten“. Weitere Blutuntersuchungen brachten die Gewissheit, der Soldat bereitete sich auf seinen Einsatz vor. Doch dann der Schreck: Sein genetischer Zwilling bekam einen Infekt, der Spendetermin wurde verschoben und die ganze Familie Oster – Großeltern, Schwester, auch die Freundin – bangten mit dem unbekannten Menschen und seiner Familie. „Es war schon sehr emotional“, erinnert sich der 23-jährige Fitness-Fan. Die Hoffnung aber gab er nicht auf, achtete weiter auf seine Ernährung und Gesundheit und erhöhte seine Trainingseinheiten beim Laufen – Steven wollte vorbereitet sein.

Im Januar dann war es endlich soweit: „Ich war so froh, dass ich nun doch spenden konnte und hoffe sehr, dass es funktioniert.“ Die gängigste Methode zur Entnahme der Stammzellen ist die so genannte Apherese. Dabei werden die Stammzellen aus dem venösen Blut herausgefiltert. Eine Narkose oder gar eine Operation sind nicht erforderlich. Vier Tage lang muss sich der Spender vorher ein Medikament spritzen, das seinen eigenen Stammzellenpool auf Vordermann bringt. Das kann schon zu kleineren, vorübergehenden gesundheitlichen Einschränkungen führen. Außer leichten Kopfschmerzen spürte der Neuwieder nichts. „Nicht der Rede wert.“ Seinen Sport musste er allerdings in dieser Zeit einstellen, um die eigenen Gesundheit nicht zu gefährden. „Darüber war ich im Vorfeld bestens informiert und hatte deshalb ja auch sozusagen auf Vorrat meinen Sport intensiviert.“

Hauptgefreiter Oster muss nun drei bis vier Monate warten, bis er nachfragen kann, wie es seinem „Partner“ geht. „Einen Brief – anonym natürlich – darf ich schreiben“, hat sich der Neuwieder schon erkundigt. Das wird er auf jeden Fall tun. Und sollte ein Treffen nach ein paar Jahren möglich sein: „Ich würde es liebend gerne machen. Wichtig ist aber nur, dass mein Partner gesund wird“, wünscht sich Steven Oster.

In den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie die der Stefan-Morsch-Stiftung sind derzeit weltweit mehr als 25 Millionen Menschen registriert. Trotzdem ist es für jeden Patienten ein Glücksfall, wenn sich nach einer bis dahin erfolglosen Therapie ein passender Spender findet. Denn nur bei einem Drittel der Patienten kommen Familienangehörige infrage.

Die Stefan-Morsch-Stiftung verfügt über langjährige Erfahrung: Seit fast 30 Jahren leistet sie gemeinnützige Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel ist es, Menschen über die Chancen der Stammzellspende zu informieren. Täglich sind daher in der ganzen Republik Teams unterwegs, um junge Menschen zu typisieren. Bei den Angehörigen der Bundeswehr stößt das Anliegen stets auf offene Ohren und Kasernentore. (AW)

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