Hoffen – Helfen – Heilen

Im normalen Leben versüßt Christian Lotz den Menschen das Leben. Als Lebensmitteltechnologe bei einem Süßwarenhersteller überwacht der 37-Jährige Herstellungsprozesse und Produktqualität. Jetzt hatte der Familienvater eine Aufgabe bei der es um Leben und Tod ging: In den vergangenen Wochen hat ein wildfremder Mensch das Leben des 37-Jährigen ein bisschen auf den Kopf gestellt. Denn dieser Fremde ist an Leukämie erkrankt. Christian Lotz aus Alsfeld (Kreis Vogelsberg) ist der Einzige, der diesem wildfremden Menschen die Chance geben kann, vom Blutkrebs geheilt zu werden. Denn Christian Lotz ist der passende StammzellStammzellenspender und seit 18 Jahren bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester StammzellStammzellenspenderdatei, registriert.
Die Stiftung leistet seit fast 30 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel ihrer Arbeit ist es, Menschen zu werben, sich als StammzellStammzellenspender registrieren zu lassen. Beinahe täglich sind Teams der Stammzellenspenderdatei in ganz Deutschland unterwegs, um junge Menschen als StammzellStammzellenspender zu gewinnen. Vor 18 Jahren war ein solches Team in Momberg (Kreis Marburg-Biedenkopf). Damals hat sich Christian Lotz als potenzielle Lebensretter registrieren lassen: „Es war ein Aufruf für einen Bekannten aus dem Fußballverein. Ich wollte ihm helfen.“ Damit hatte der Alsfelder den ersten Schritt auf dem Weg zum Lebensretter getan.

Leukämie ist nur eine der bösartigen Erkrankungen, die eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System – seine einzige Chance auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht geholfen haben. Eine solche Chance gibt es aber nur, wenn sich Menschen wie Christian Lotz typisieren lassen – sprich: als StammzellStammzellenspender einer Stammzellenspenderdatei erfasst sind. Um Stammzellen transplantieren zu können, müssen die Gewebemerkmale von Stammzellenspender und Patient übereinstimmen. So sind in den Knochenmark- und StammzellStammzellenspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung zwar weltweit über 20 Millionen Menschen registriert – trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Stammzellenspender findet.

Christian Lotz ist so ein Glücksfall. Er ist verheiratet und hat einen 13-Jährigen Sohn. Den Ausgleich zum Beruf findet er bei Ausflügen mit seiner Familie und beim Schwimmen.

Im März 2014 bekommt er einen Anruf der Stefan-Morsch-Stiftung. Eine Mitarbeiterin der Stiftung informiert ihn darüber, dass der 37-Jährige als Stammzellenspender für einen Patienten in Frage kommt und fragt, ob er helfen möchte. „Für mich war klar, dass ich dem Mensch helfe. In der Hoffnung, dass er überlebt und es ihm irgendwann wieder gut geht“, erzählt Christian Lotz. Die Familie reagiert zurückhaltend: „Dass ich helfe, finden sie gut, aber sie machen sich Sorgen darum, wie es mir gehen wird. Aber für denjenigen, der helfen kann, ist das nur ein kleines Ereignis.“

Seine Vorgesetzten unterstützen sein Vorhaben: „Ich wurde ohne Probleme freigestellt, dass ich zu den Terminen nach Birkenfeld fahren kann.“ Als Lebensmitteltechnologe gehört es zu seinen Aufgaben, die Qualität der Produkte zu überprüfen: „Dann muss auch mal probiert werden, ob alles so schmeckt, wie es schmecken soll und ob die Konsistenz stimmt“, erzählt er lächelnd.

Jetzt musste aber erst einmal der Schoko-Fachmann auf den Prüfstand. Bevor er Stammzellen spenden darf, wird er umfassend aufgeklärt und gründlich untersucht. Diese Voruntersuchungen dienen dazu herauszufinden, ob er wirklich der optimale Stammzellenspender ist. Gleichzeitig soll ausgeschlossen werden, dass der Stammzellenspender ein gesundheitliches Risiko eingeht. Die Mitarbeiter der Stiftung beraten und begleiten den Stammzellenspender während dieser ganzen Vorbereitungsphase.

Dann beginnt die entscheidende Phase vor der Transplantation: Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Familienvater einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird.

Bei der klassischen Methode – der Knochenmarkspende – entnehmen die Mediziner Knochenmark aus dem Beckenknochen des Stammzellenspenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Weder der Stammzellenspender noch der Patient erfahren zu diesem Zeitpunkt, wer der andere ist. Christian Lotz und sein Empfänger bleiben in jedem Fall bis zum Ablauf von zwei Jahren anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Stammzellenspender und Patient einander kennenlernen können. „Es ist eine große Verantwortung, die ich mittrage. Gut, dass ich nichts über den Patienten weiß. Wenn ich erfahren würde, dass die Transplantation keinen Erfolg hatte, wäre es schlimmer für mich, wenn ich Details wüsste. Ich möchte mich nämlich darüber erkundigen, wie es ihm geht“, erklärt der 37-Jährige.

Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg: Parallel zur Vorbereitung von Christian Lotz wird in der behandelnden Transplantationsklinik der Patient vorbereitet. Das bedeutet: Das Immunsystem des Patienten wird stark unterdrückt oder sogar ausgelöscht – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzellspende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung: „Eine Transplantation ist immer eine letzte Chance. Diese Chance hat er nur durch Christian Lotz“.

Der 37-Jährige hat sich für die Apherese entschieden und zieht er ein positives Fazit: „Stammzellspende ist eine gute Sache und es ist ein Zeitaufwand, denn man ruhig investieren kann.“

Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema Stammzellspende:

Wie wird man online zum Lebensretter?
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite (www.stefan-morsch-Stiftung.de). Zudem gibt es die Möglichkeit, sich über die Homepage online registrieren zu lassen. Auf der Startseite ist der Online-Registrierungsbutton. Dort findet man Informationen über die Chancen und Risiken und über die Ausschlusskriterien. Es ist wichtig, diese Information vor dem Ausfüllen der Einverständniserklärung durchzulesen. Wer sein Einverständnis gegeben hat, bekommt ein Entnahmeset zugesandt. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Weitere Informationen bekommen Sie über unsere gebührenfreie Hotline (08 00 – 766 77 24) oder über die Homepage. Zudem bleiben wir gerne über unsere Facebookseiten mit Ihnen in Kontakt.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient einen passenden Stammzellenspender findet?
Die Wahrscheinlichkeit, für einen Patienten einen kompatiblen StammzellStammzellenspender zu finden, liegt in der Größenordnung von 1:10.000 und 1:1.000.000 und ist abhängig von den Gewebemerkmalen (HLA-Merkmalen) des Patienten. Je genauer die Übereinstimmung zwischen den Merkmalen dieses DNA-Teilstückes des Stammzellenspenders und denen des Patienten ist, umso größer sind die Erfolgsaussichten für eine Stammzelltransplantation.

Ich bin bereits typisiert. Soll ich nochmal?
Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. Egal, wo er registriert ist, die Daten aller StammzellStammzellenspenderdateien stehen anonymisiert über das deutsche Zentralregister des ZKRD für weltweite Suchanfragen zur Verfügung. Wer mehrfach registriert ist, würde als Mehrfach-Treffer erscheinen und so zunächst den Eindruck erwecken, es gäbe mehrere Stammzellenspender zur Auswahl. Letztendlich wäre das eine trügerische Hoffnung. Wer schon typisiert ist, sollte jedoch überlegen, ob die Stammzellenspenderdatei noch die aktuellen Kontaktdaten hat.
Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 – 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.

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