11. August 2016

Kampf gegen den Blutkrebs braucht Mitstreiter

„Die Typisierung ist eine Notwendigkeit.“ Christa Donies Sätze sind sehr gerade. Sie relativiert die Worte nicht durch Nebensätze. Die Birkenfelderin ist 58 Jahre alt. 2009 erkrankte sie an Leukämie und wurde dank einer Stammzellspende geheilt. Sie will, dass sich mehr Menschen als potenzielle Lebensretter bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren lassen. Deshalb erzählt sie ihre Geschichte, die eng mit der jetzt 30 Jahre alten Stammzellspenderdatei verwoben ist.
Christa Donie lebt in der rheinland-pfälzischen Kleinstadt, in der 1986 die Stefan-Morsch-Stiftung gegründet wurde. Sie erinnert sich noch an die Spendenaufrufe für Stefan, den Namensgeber der Stiftung, die bundesweit durch die Medien gingen. Bei einem Besuch 2016 in der Stiftung trifft sie Emil Morsch nach langer Zeit wieder. Er erzählt, was damals passierte: „Als 1983 klar war, dass unser leukämiekranker Sohn Stefan nur in den USA eine Knochenmarkspende bekommen konnte, die Krankenkasse aber damals die Kosten nicht übernehmen wollte, haben meine Frau Hiltrud und ich eine Bürgschaft auf unser Haus aufgenommen. Als das nicht reichte, wurde ein Spendenaufruf gestartet. Es war ergreifend zu sehen, wie Kinder ihre Spardosen und ältere Frauen einen Teil ihrer kleinen Rente dafür geopfert haben, damit Stefan diese Chance in den USA bekam.“ Letztendlich waren es diese Spenden, die nach Stefans Tod dazu führten, dass 1986 die Stefan-Morsch-Stiftung gegründet wurde: „Ohne Menschen, die bereit sind, sich für andere Menschen zu engagieren – ob als Stammzellspender, als ehrenamtlicher Helfer oder als Geldspender – wäre die Arbeit der Stiftung und was wir erreicht haben, nicht möglich.“ Mehr als 400.000 Menschen sind heute in der ersten deutschen Stammzellspenderdatei registriert. Menschen, die bereit sind, freiwillig und unentgeltlich Menschen wie Christa Donie das Leben zu retten.

2009: Blutwerte stimmen nicht

Guido Schulz ist normalerweiser der Personalchef der Stiftung. 2009 holte er die lebensrettenden Stammzellen für Christa Donie aus Zypern. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Guido Schulz ist normalerweiser der Personalchef der Stiftung. 2009 holte er die lebensrettenden Stammzellen für Christa Donie aus Zypern. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

2009 ist die Verwaltungsbeamtin gerade von einer Frankreich-Reise mit ihren Kindern zurückgekehrt. Sie fühlt sich „grippig“: „Das Fieber ging nicht mehr runter“, erzählt sie. Ein typisches Symptom für eine Leukämie, aber wer denkt schon an so etwas. In der Ärztebereitschaftszentrale, die in der damals benachbarten Stefan-Morsch-Stiftung untergebracht ist, wird sie untersucht. Die Blutwerte stimmen nicht. Bereits am nächsten Tag ist sie zur Chemotherapie in der Klinik für Knochenmarktransplantation (KMT), die damals am Idar-Obersteiner Klinikum angesiedelt war und im Ursprung von der von der Stefan-Morsch-Stiftung gegründet wurde.

Aber die Therapie hat nicht den gewünschten Erfolg. Der Blutkrebs ist noch da. Nur eine Stammzellspende kann das Leben retten. Christa Donie erzählt nicht, was diese Nachricht bei ihr und ihrer Familie ausgelöst hat. In der Stammzellspenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung beginnt die Suche nach einem passenden Stammzellspender – auch weltweit –  denn in der eigenen Familie hat niemand die gleichen genetischen Merkmale wie die todkranke Patientin. Tatsächlich werden mehrere Spender gefunden. Doch einer der Spender steht nicht zur Verfügung. Die Nachricht ist der nächste Schock. Doch die Suche geht weiter – auch über das Deutsche Zentralregister (ZKRD) in Ulm. In Zypern wird ein passender Spender gefunden.

Stammzellkurier fliegt nach Zypern

Guido Schulz von der Stefan-Morsch-Stiftung reist nach Zypern, um das Stammzelltransplantat schnell und sicher nach Idar-Oberstein zu bringen. Normalerweise ist er der Personalchef der Stiftung, im Ernstfall macht er aber auch heute noch den Stammzellkurier.

In der Zwischenzeit wurde Christa Donies Immunsystem ausgelöscht, damit die Stammzellen des Spenders freie Bahn haben: Sie sind das neue blutbildende System, das Christa Donie braucht, um den Kampf gegen den Blutkrebs zu gewinnen. Am 3. Juli 2009 werden die Stammzellen des fremden Spenders übertragen. Langsam, sehr langsam geht es wieder aufwärts. Heute geht es Christa Donie wieder gut, sie arbeitet wieder in ihrem Beruf. Ihre Werte müssen regelmäßig kontrolliert werden, aber ihr Leben wurde gerettet. Sie weiß: „Heute gibt es weltweit über 27 Millionen Menschen, die als Stammzellspender registriert sind, aber es gibt immer noch Menschen, die nicht so viel Glück haben wie ich und einen passenden Spender finden. Deshalb müssen die Typisierungsaufrufe weitergehen.“  (dji)   

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