Hoffen – Helfen – Heilen
21. Juni 2023

Leben retten auf Molekülebene

Interdisziplinärer Erfahrungsaustausch beim 18. HLA-Workshop der Stefan-Morsch-Stiftung

Von den Urmenschen über Bioinformatik und Forensik bis hin zu den Herausforderungen eines modernen Qualitätsmanagements: Auf dem 19. HLA-Workshop der Stefan-Morsch-Stiftung trafen sich vom 14. bis 16. Juni Expert:innen aus Biologie und Medizin auf dem Umweltcampus Birkenfeld. Allen gemeinsam ist die Arbeit rund um die Humanen Leukozyten-​Antigene. Das sind spezielle genetische Gewebemerkmale, die nicht nur bei der Suche nach passenden Lebensretter:innen für Menschen mit Leukämie eine wichtige Rolle spielen.

Das Auditorium des HLA-Workshops.

Interdisziplinärer Austausch für die Leukämiehilfe

„Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“, zitierte Stiftungsvorstand Bruno Zimmer den Automogul Henry Ford in seiner Begrüßungsrede, denn: „Nur im Dialog können wir uns weiterentwickeln.“  Aus diesem Grund sei der jährliche – und nur durch die Coronajahre unterbrochene – HLA-Workshop, der dem interdisziplinären Austausch von Expert:innen dient, der Stefan-Morsch-Stiftung ein besonderes Anliegen. Dr. Marco Schäfer und Dr. Wolfgang Peter, die Leiter des HLA-Labors der Stefan-Morsch-Stiftung und Organisatoren der Veranstaltung, freuten sich über die zahlreichen Teilnehmer:innen – wiesen aber auch auf die Herausforderung hin, Sponsor:innen zu finden, um den Workshop weiterhin kostenlos anbieten zu können.

Den Genen auf der Spur

Wie wichtig die Erkenntnisse aus der Bestimmung (Sequenzierung) der HLA-Merkmale in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen ist, wurde bei den zahlreichen Fachvorträgen deutlich. Dr. Thomas Binder von der Universitätsmedizin Rostock berichtete beispielweise aus dem Fachgebiet der Paläogenetik über den Urmenschen in uns: „In Europa tragen viele Menschen etwa drei bis vier Prozent Neanderthaler-Gene in sich – in Asien sind es die des sogenannten Denisova-Menschen, einer regionalen Variante des Frühmenschen.“ Er ist überzeugt, dass in Zukunft aufgrund zusätzlicher Funde aber auch technischer Entwicklungen noch weitere entdeckt werden.

Prof. Dr. Gerald Schlaf und M. Sc. Anastasia Doroschenko, beide vom HLA-Labor des Universitätsklinikums Halle/Saale, referierten zu diagnostischen Optionen und Verbesserungen in Bezug auf die HLA-Kompatibilität zwischen Organempfänger:in und -spender:in. Dr. Thuja Arrieta Bolaños, Institut für Zelltherapeutische Forschung des Uniklinikums Essen, sprach darüber, wie Krebs die Ergebnisse einer HLA-Analyse verfälschen kann. PD Dr. Vera Rebmann, ebenfalls vom Uniklinikum Essen, berichtete über weiterführende Einflüsse im Hinblick auf Transplantationen.

Die Vorträge von Dr. Bettina Vignolo, MVZ Martinsried und M. Sc. Yannik Busch vom HLA-Labor der Stefan-Morsch-Stiftung drehten sich um die Erfahrung mit neueren Verfahrenstechniken bei der Bestimmung der genetischen Gewebemerkmale. Das Stiftungslabor, das sich – neben den Aufgaben rund um die Stammzelltransplantation – auch an zahlreichen Studien sowie Forschung beteiligt, nimmt durch die Entwicklung eigener Lösungsansätze hier eine Vorreiterrolle ein.

Bei der Untersuchung der genetischen Gewebemerkmale können immer mehr und immer präzisere Daten gewonnen werden. Doch wie macht man diese für weitere wissenschaftliche Fragestellungen verfügbar? Dr. Andre Holzer, Bioinformatiker an der Universität des Saarlandes, berichtete über die neuesten Möglichkeiten sowie sein diesbezügliches Forschungsprojekt an der Cambridge University.

Das Auditorium beim HLA-Workshop in Birkenfeld.

Verena Klemis, Diplom-Biologin mit Schwerpunkt Transplantations- und Infektionsimmunologie am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg, und Dr. med. Sarah Jansen, Assistenzärztin an der Klinik für Infektiologie in Essen, referierten über SARS-CoV-2-spezifische T-Zellen beziehungsweise Long Covid. Mit Prof. Dr. Richard Jäger, Dekan an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach und Dr. Stefanie Grethe vom Landeskriminalamt Mainz, gab es für die Teilnehmer:innen hingegen einen Ausflug in die Forensik. Hier helfen die entschlüsselten Gene bei der Verbrechensaufklärung.

Dr. Harald Biersack, Leitender Arzt der Hämatologie und Onkologie am Klinikum Kulmbach und darüber hinaus Mitglied des Beirates der Stefan-Morsch-Stiftung, berichtete über die klinischen Erfahrungen bei der Auswahl geeigneter Stammzellspender:innen, PD Dr. Cornelia Brendel vom Universitätsklinikum Marburg, über molekularbiologische Diagnosen von Erkrankungen wie etwa Leukämie, Dr. Thomas Binder, Facharzt für Transfusionsmedizin an der Universitätsmedizin Rostock, über die neurologische Autoimmunerkrankung Anti-IgLON5-Syndrom.

Den Abschluss des abwechslungsreichen Wokshops machte Dr. Eduard Petershofen von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, mit seinem Bericht über aktuelle Herausforderungen im Qualitätsmanagement für HLA-Labore auf europäischer Ebene – aber auch vielen unglaublichen Bildern von „sicherheitsrelevanten Eigenkonstruktionen“ an Arbeitsplätzen weltweit, die für einige erstaunte Lacher sorgten.

Fortlaufender Expert:innenaustausch wichtig für verbesserte Leukämiehilfe

Der HLA-Workshop ist – neben der zeitgleich stattfindenden Fortbildung für Laborfachleute – auch eine etablierte Plattform für den interdisziplinären Austausch von Expert:innen aus Forschung und Praxis. Dr. Marco Schäfer betont: „Die Themen rund um die Stammzelltransplantation entwickeln sich rasant weiter. Um hier den Anschluss zu behalten, ist stetiger Austausch extrem wichtig. Wir alle tragen dabei ein wesentliches Ziel im Herzen: Wir wollen ganz konkret die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke nachhaltig verbessern und durch vernetztes Wissen mehr Betroffenen das Leben retten!“

 

Herzlichen Dank an unsere Partner, ohne die die Realisierung des 18. HLA-Workshops nicht möglich gewesen wäre: 

Axon Labortechnik GmbH, BAG Healthcare, BmT GmbH (One Lambda), Immucor Medizinische Diagnostik GmbHCareDX, inno-train Diagnostik GmbH, Ontime Courier GmbH, Omixon Biocomputing Ltd., Promega GmbH, Protrans, GenDx & GenDx Products, New England BioLabs GmbH

 

Ansprechpartner

Dr. rer. nat. Marco Schäfer
Leiter HLA-Labor
T: +49 6782 9933-60
F: +49 6782 9933-5560
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