Jens Althaus aus dem Kreis Uslar hat Stammzellen bei der Stefan-Morsch-Stiftung gespendet
Irgendwo in Deutschland gibt es eine Frau, die braucht Jens Althaus Hilfe. Sie kämpft gegen den Blutkrebs. Ohne die Stammzellspende eines passenden Spenders hätte sie keine Chance. Jens Althaus, 36 Jahre alt aus Delliehausen im Kreis Uslar, kennt weder den Namen der Frau, noch wo sie wohnt. Das verbietet der Datenschutz. Aber dass er der passende Spender ist, der ihr vielleicht das Leben retten kann, das weiß er. In den vergangenen Wochen hat er alles dafür getan, dass sie eine Chance gegen die Leukämie bekommt.
Alles begann vor 15 Jahren in Moringen: Damals rief die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei, zur Typisierung auf. Mehrere Tausend Menschen ließen sich damals als Stammzellspender registrieren. Ein Mädchen war an Leukämie erkrankt. Alle wollten helfen. Auch Jens Althaus: „Wir sind mit der ganzen Jugendgruppe Delliehausen zur Typisierung gefahren“, erzählt er – „rund 20 Leute.“
15 Jahre später trägt dieser Aufruf immer noch dazu bei, dass Menschen mit Leukämie- und Tumorerkrankungen das Leben gerettet werden kann. Das beste Beispiel dafür ist: Jens Althaus. Er ist inzwischen Einzelhandkaufmann im Grünen Laden Krull GmbH. In seiner Freizeit kümmert er sich um die 32 Mini-Shettys, wie Miss California oder Picobello. Die Familie züchtet die gerade mal 82 Zentimeter großen Pferdchen auf dem Gestüt Rehbachtal.
Als jetzt die Anfrage von der Stammzellspenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung kam, ob er bereit sei, Stammzellen zu spenden, stand für ihn gleich fest: „Das werde ich machen!“ Trotzdem war er aufgeregt. Doch die Mitarbeiterinnen der Stiftung beraten und begleiten die Spender während der ganzen Vorbereitungsphase. Zu dieser Vorbereitung gehören nicht nur umfangreiche Aufklärungsgespräche und gründliche Voruntersuchungen. Auch eventuell notwendige Absprachen mit dem Arbeitgeber wegen des Verdienstausfalls, die Unterbringung der Spender vor der Spende in der Entnahmestation im rheinland-pfälzischen Birkenfeld, die Organisation der An- und Abreise sowie die Kostenübernahme für alle Ausgaben sind Sache der Spenderdatei.
Mitte Juli ist es dann soweit: Die Stammzellspende steht bevor. Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt die Patientin ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wurde Jens Althaus einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird.
In seltenen Fällen benötigt der Patient auch danach noch Unterstützung. So war es auch bei der Empfängerin von Althaus´ Stammzellen. Deshalb werden die Spender für weitere Entnahmen bis zu zwei Jahre reserviert. Das bedeutet: Treten bei dem Patienten nach der Übertragung von Stammzellen Komplikationen auf, entscheidet das behandelnde Transplantationszentrum sich bisweilen dafür, das blutbildende System mit einer weiteren Lymphozyten-Infusion zu unterstützen. Schon wenige Tage nach der Stammzellspende kam Althaus zur Lymphozytenspende erneut nach Birkenfeld. Und jetzt im September war noch einmal eine Stammzelltransplantation erforderlich. Jens Althaus zieht ein positives Fazit. Er hofft, dass er der Frau helfen kann. Im Moment dürfen weder er noch die Patientin erfahren, wer der andere ist. Jens Althaus und seine Empfängerin bleiben in jedem Fall bis zum Ablauf von zwei Jahren anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, dass sie einander kennenlernen können.
Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. Parallel zu Jens Althaus Vorbereitung wurde in der behandelnden Transplantationsklinik die Patientin vorbereitet. Das bedeutet: Bestrahlung und/oder Chemotherapie löschen das Immunsystem aus oder unterdrücken es sehr stark. In dieser Phase ist das Leben der Patientin massiv gefährdet. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung: „Eine Transplantation ist immer eine letzte Chance. Diese Chance hat die Frau aber nur durch Jens Althaus. Deshalb ist es so wichtig, dass Menschen wie er bereit sind, diese Chance durch eine Stammzellspende zu ermöglichen.“
Wie wird man Stammzellspender?
Prinzipiell kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren Stammzellen spenden. Informationen über Ausschlussgründe lassen sich auf der Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Die Typisierung ist für alle Spender kostenlos, jedoch werden Spenden zur Finanzierung der Blutuntersuchungen gerne entgegen genommen – da jede Spenderregistrierung mindestens 50 Euro kostet.
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Homepage. Zudem gibt es dort auch die Möglichkeit sich online registrieren zu lassen. Über den Button „Online-Registrierung“ auf der Startseite kann man sich eingehend informieren, die Einverständniserklärung ausfüllen und sich ein Entnahmeset zuschicken lassen. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine kleine Blutprobe entnehmen zu lassen oder eine Speichelprobe durchzuführen. Dieses Päckchen wird einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Falls Sie Fragen zu den Ausschlusskriterien haben, rufen Sie einfach unsere gebührenfreie Hotline (08 00 – 766 77 24) an. Infos gibt es auch auf unserer Facebook-Seite.
Wie wirken eigentlich Lymphozyten?
Lymphozyten sind eine Form von weißen Blutkörperchen und haben wichtige Funktionen bei der Erkennung von Selbst und Fremd im Körper. So kämpfen sie bei der Abwehr von Infektionen und bei der Kontrolle von bösartigen Erkrankungen an vorderster Front. Bei einer Übertragung von Stammzellen spielen Lymphozyten eine besondere Rolle: Lymphozyten aus dem ursprünglichen Transplantat des Spenders sind für unerwünschte Nebenwirkungen wie die „Transplantat gegen Wirt“-Reaktion (GvHD) beim Empfänger verantwortlich. Dabei wendet sich das Transplantat gegen den Körper des Empfängers – eine gefährliche Situation. Gleichzeitig haben diese intakten Abwehrzellen des Spenders aber auch einen wichtigen Effekt beim Kampf gegen den Krebs. Diese Zellen können im Körper des Patienten auch kranke, von der Leukämie oder anderen bösartigen Erkrankungen noch übrig gebliebene Zellen erkennen und vernichten. Diesen Mechanismus („Graft-versus-Leukemia“-Effekt) macht man sich heute bei einigen Patienten gezielt zunutze. Durch eine dosierte zusätzliche Übertragung von aktiven Immunzellen des Spenders nach der Transplantation versucht man, den „Graft-versus-Leukemia“-Effekt zu stärken und damit einen Rückfall der bösartigen Grunderkrankung zu verhindern.
Für die Lymphozytenspende ist keine medikamentöse Vorbehandlung, wie bei der peripheren Blutstammzellspende, erforderlich. Fragen dazu? Die Stefan-Morsch-Stiftung beantwortet sie gerne unter der gebührenfreie Hotline 08 00 – 766 77 24.