18. April 2019

Soldat Kevin Leiß: Lasst Euch typisieren!

Zeitsoldat Kevin Leiß aus Braunschweig hat  im Frühjahr 2019 Stammzellen bei der Stefan-Morsch-Stiftung für einen Patienten in Australien gespendet. Danach hat der 26-Jährige die Geschichte seiner Spende aufgeschrieben. Sein Fazit: Lasst Euch typisieren!

Die Typisierung

Als ich 2014 meine Grundausbildung begonnen habe, standen einige Tage später medizinische Untersuchungen an. Im Sanitätsbereich empfing uns eine Mitarbeiterin der Stefan Morsch Stiftung und sprach mit uns über die Möglichkeit Blutkrebs zu besiegen und wie man dabei helfen kann. Ich ließ mich also typisieren und bekam einige Wochen später meinen Ausweis, den ich seither mit mir führe. Erst im November 2018 bekam ich Freitags einen Anruf aus Birkenfeld. Eine freundliche Dame fragte ob ich mich noch an meine Typisierung vor einigen Jahren erinnern könnte und ob ich bereit wäre zur genaueren Untersuchung Blut abzugeben. Das entsprechende Röhrchen erhielt ich direkt am darauffolgenden Montag. Anbei lagen einige Unterlagen wie etwa ein Gesundheitsfragebogen und Informationsmaterial. Ich ließ mir im Sanitätsbereich Blut entnehmen welches dann von einem Kurier abgeholt wurde. Im Sanitätsbereich staunte man über die tolle Zusammenstellung des Entnahmepakets. Bereits einige Wochen später lagen die Untersuchungsergebnisse vor. Ich komme als Spender infrage! Ich kam auf eine Art Warteliste und war von nun an für meinen Patienten reserviert.

Stefan-Morsch-Stiftung geht auf Nummer sicher: Bluttest vor der Stammzellspende.

Der Anruf

Es vergingen nun weitere zwei Monate in denen ich nichts weiter von der Stiftung gehört habe. Als es dem Ende der Reservierung entgegen ging, kam der entscheidende Anruf. Wieder fragte mich eine freundliche Dame am Telefon ob ich noch immer bereit für eine Spende bin. Um mich final als Spender freizugeben müsste ich mich einer Voruntersuchung unterziehen um Risiken für mich als auch den Empfänger auszuschließen. Von nun an bekam ich das Rundum-Sorglos Paket. Aufgrund einer weiten Anreise von über 500km wurde mir ein Hotel inkl. Verpflegung zur Verfügung gestellt, damit ich ausgeschlafen zur Untersuchung erscheinen kann. Von meinem Arbeitgeber habe ich für diesen Tag frei bekommen. Die Voruntersuchung verlief absolut reibungslos. Ich wurde sehr freundlich empfangen und mit den Räumlichkeiten vertraut gemacht. Die behandelnde Ärztin hat mich von Kopf bis Fuß untersucht. EKG, Ultraschall – selten wird man so gründlich untersucht wie hier. Mögliche Nebenwirkungen wurden besprochen, Abläufe erklärt und Fragen beantwortet. Um mich auf die Stammzellentnahme vorzubereiten ist es notwendig sich über einige Tage ein Medikament zu Spritzen. Die Spritze muss selbst aufgezogen und verabreicht werden. Spritzen! Oh Gott, ich hasse Nadeln. Ich konnte sie noch nie ansehen aber na gut – muss ich jetzt wohl durch. Zwischen den Untersuchungen besuchte mich noch meine persönliche Betreuerin und kümmerte sich um all meine Belange. Ist das Hotel in Ordnung? das Essen? wie war die Anreise? Es wurde sich um absolut alles gekümmert. In meinem Fall entschied man sich für die Entnahme der Stammzellen über die periphere Methode. Dies ähnelt sehr einer Plasmaspende – nur natürlich etwas umfangreicher. Im Abschluss der Untersuchungen erhielt ich dann meine Spritzen, einige Informationsmaterialien und Unterlagen zur Bescheinigung für den Arbeitgeber. Der Kopf mittlerweile schon rauchend vor Informationen war jetzt echt voll und nachdem ich noch ein Essen im Restaurant zu mir genommen hatte, ging es auf den Weg zurück in die Heimat.

Die Mobilisierung

Für die Dauer der Mobilisierung, sprich die Einnahme des Medikamentes (körpereigener Wachstumsfaktor) bekam ich von meinem Arbeitgeber Sonderurlaub. Zu Recht wie sich herausstellen sollte. Über Nebenwirkungen (z.B. Grippeähnliche Symptome sowie Rückenschmerzen) wurde ich zwar vorab informiert, dass sie jedoch so stark in Erscheinung treten sollten überraschte mich ein wenig. Die ersten Tage noch ohne Schmerzmittel, habe ich es dann zum Ende hin doch genommen. Tja, echte Männer kennen wohl doch noch Schmerz. Ich verbrachte das Wochenende vor der Entnahme auf dem Sofa und machte es mir vor dem Fernseher gemütlich. Wirklich viel anzufangen war nicht viel mit mir. Was aber Rückwirkend das schlimmste war, waren tatsächlich die Spritzen. Oh Gott, wie ich solche doch hasse! Und dann auch noch selbst verabreichen? Für mich ein absolut Nervenzerreisender Kraftakt. Aber auch dies ließ sich am Ende meistern, immerhin liegt irgendwo auf der Welt ein Mensch dem es sicherlich schlechter gehen würde als mir. Das Wissen einem anderen Menschen das Leben zu retten war es einfach wert. Dienstag sollte die Entnahme stattfinden also reiste ich wie schon bei der Voruntersuchung einen Tag früher an. Diesmal sollte mich mein Vater begleiten, da ich nach der Spende nicht unbedingt Fahrtauglich sein würde. Der letzte Tag hatte es auch noch mal so richtig in Sich. Ich quälte mich also mit der letzten Spritze ab und ging schlafen.

Nadeln? Kevin Leiß überwindet seine Sorge. Er will Leben retten.

Die Entnahme

Früh morgens um kurz vor 5 klingelte der Wecker. Ich musste mir eine letzte finale Spritze setzen. Diese fiel mir dann jedoch erstaunlich leicht, wusste ich doch, dass es die letzte sei und es dann endlich los gehen kann. Ich zog mir bequeme Kleidung an und aß einige Laugenbrötchen die ich mir am Vortag gekauft hatte. Laut der Ärztin soll Laugengebäck und viel Wasser die Spende vereinfachen. Das lass ich mir natürlich nicht zweimal sagen. In der Klinik angekommen wurde ich wie schon beim ersten Mal überaus freundlich Begrüßt. Mein Vater bekam einen Kaffee, ich nur eine Flasche Wasser. Kaffee solle ich nicht zu mir nehmen – gut, trinke ich eh nicht. Ich wurde erneut von der Ärztin empfangen und es wurde ein weiteres mal ein Ultraschallbild meiner Milz gemacht. Diese soll ordentlich gewachsen sei, was ein gutes Zeichen für die Bildung der Stammzellen sein soll. Es kann los gehen. Im Entnahme Raum kümmerten sich zwei Helferinnen um mich. Sie machten es mir so bequem wie möglich und erklärten mir erneut das Gerät. Aufgrund meiner schlecht zu findenden
Venen legte mir die Chefärztin persönlich die Nadeln. Schon wieder Nadeln..

Das Labor

Etwa eine Stunde nachdem das Gerät anfing das erste Blut zu filtern, bekam ich eine erste Rückmeldung aus dem Labor. Das  Medikament hat gewirkt, ich habe eine ordentliche Ladung Stammzellen in mir. Das Motiviert mich. Dann die Rechnung, ich müsse ungefähr vier Stunden sitzen bleiben. Na toll, da muss ich jetzt wohl durch. Blöd nur, dass meine Venen so klein sind und mein Blut
so schlecht lief. Es dauerte also doch 4,5 Stunden. Immerhin keine 5 Stunden dachte ich mir. Das ist nämlich die maximale Zeit die es dauern darf. Während der Spende war ich keine einzige Sekunde unbeaufsichtigt. Die Helferinnen waren überaus freundlich, unterhielten einen, machten Witze. Man fühlte sich einfach nur wohl. Und wenn das einer sagt, der Nadeln hasst und die letzten Tage nur im Bett lag – dann hat das schon etwas zu bedeuten! Auch die Ärztin kam regalmäßig vorbei und überwachte den Zwischenstand. Nun, irgendwann war ich endlich fertig und brauchte dann einen kleinen Moment um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen. Die Arzthelferinnen hatten in der Zwischenzeit eine Kleinigkeit zu Essen bestellt, welche schon im Zimmer nebenan auf mich wartete. Während ich also zu Mittag aß, wertete das Labor bereits meine Spende aus. Ein Zwilling in Australien Als ich mit meinem Vater beim Essen saß, kam ein älterer Herr auf mich zu. Dieser war der Gründer der Stiftung. Er bedankte sich persönlich bei mir und überreichte mir ein kleines Präsent. Eine unglaublich schöne Geste. Wir hatten ein kurzes Gespräch und im Anschluss bekam ich auch noch ein kleines Buch, was er selbst geschrieben hatte und signierte es für mich. Klasse! Ein paar Minuten später kamen auch meine Betreuerin sowie die Ärztin zu mir, die mir dann berichteten, dass ich statt der gewünschten Anzahl an Zellen, fast das doppelte gespendet habe. Wow, da war ich wohl doch ziemlich fleißig. Jetzt aber die wichtigste aller Fragen: Wohin geht meine Spende denn nun? Australien soll das Ziel sein. Ein Mann um die 50 Jahre. Wow. Ich bin beeindruckt. Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage darf ich erst nach 2 Jahren persönlichen Kontakt aufbauen, wenn dies vom Empfänger gewünscht wird. Ich bin jetzt wirklich fertig. Die Medikamente, die Prozedur der Spende und die ausgelösten Emotionen waren jetzt wirklich zu viel. Ich will nur noch in mein Bett. Ich bekam letzte Unterlagen an die Hand und verabschiedete mich. Auf dem Weg zum Auto sah ich noch den Kurier auf meine Spende warten. Diese Spende würde er noch am selben Tag in Richtung Australien bringen. Aufgrund der Verbindungen und Flugzeit würde er erst 2 Tage später dort ankommen. Wie groß die Welt doch ist.

Kevin Leiß bei der Stammzell-Entnahme in der Station der Stefan-Morsch-Stiftung.

Stefan-Morsch-Stiftung

So sehr ich mich doch mit den Spritzen schwer tat oder im Bett mit der ein oder anderen Nebenwirkung zu kämpfen hatte, möchte ich mich in diesem Sinne noch herzlich bei der Stiftung bedanken. Zu jeder Zeit fühlte ich mich gut aufgehoben. Meine persönliche Betreuerin rief mich fast wöchentlich an, erkundigte sich nach mir, beantwortete Fragen und erkundigte sich auch einfach nur nach meinem Gesundheitszustand in Bezug auf die Medikamente. Einfach das Rundum-Sorglos Paket. Ja man wird medizinisch behandelt, bekommt Medikamente und Zugänge gelegt. Aber ein Patient war ich zu keinem einzigen Zeitpunkt. Ich war ein Gast, ein Freiwilliger, Ein Lebensretter. Sollte ich irgendwann noch einmal einen Anruf bekommen, so werde ich keine Sekunde zögern. Mit wenig Aufwand kann man so viel erreichen. Der Stiftung wünsche ich weiterhin alles Gute im Kampf  gegen den Krebs. Ich bedanke mich bei jeder einzelnen Person die mich während der Spende begleitet hat. Meinem Zwilling wünsche ich eine schnelle Genesung und alles Gute. Heute dürfte er meine Spende erhalten haben und meine Gedanken sind bei ihm. Lasst euch typisieren!

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