Hoffen – Helfen – Heilen

Anja Kiefer aus Perl-Besch (Kreis Merzig-Wadern) hat nicht nur ein Herz für ihre Familie und Hündin Lissy, sondern auch für Menschen, die Hilfe brauchen. Deswegen sagte sie „Ja“, als ein Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung sie 2003 fragte, ob sie sich typisieren lassen möchte. Jetzt hat eine junge Frau irgendwo in Deutschland genau Anja Kiefers Hilfe gebraucht, um eine Chance gegen die Leukämie zu haben.
Nach der Typisierung vor fast 15 Jahren hat die 44-Jährige immer mal wieder daran gedacht, dass sie als potenzielle Spenderin bei Deutschlands erster Stammzellspenderdatei registriert ist. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland 11000 Menschen an Leukämie, einer bösartigen Krankheit, die das blutbildende System befällt. Nicht allen Betroffenen kann mit Chemo und Bestrahlung geholfen werden. Manche Patienten brauchen eine Transplantation gesunder Stammzellen, von einem genetisch passenden Spender. Seit 30 Jahren klärt die Stefan-Morsch-Stiftung über die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke auf und bietet die Registrierung als möglicher Stammzellspender an.

Ein überraschender Anruf der Datei

„Wahrscheinlich werde ich nie spenden“, hat Anja Kiefer noch im Herbst 2016 zu ihrer Mutter gesagt. Aber der 27. Oktober ist ihr noch genau im Gedächtnis. „Ich hatte einen wirklich schlechten Tag.“ Und dann klingelt das Telefon: Die Spenderdatei meldete sich bei ihr mit der Nachricht, dass sie als Spenderin gebraucht wird und sie wird gefragt, ob sie noch helfen möchte. Der Anruf kam zwar überraschend, hat sie aber aufgeheitert: „Ach, da bist du doch noch für was gut“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern, „das war wie ein Zeichen von oben.“

Vor der Spende wird Anja Kiefer genau untersucht

Bevor es zur Spende kommt, wird die Saarländerin genau aufgeklärt und gründlich untersucht. Die Voruntersuchungen dienen dazu, gesundheitliche Risiken für Anja Kiefer auszuschließen. Außerdem soll festgestellt werden, ob sie tatsächlich die passende Spenderin für den Patienten ist. Die 44-jährige ist gesund und sorgt dafür, dass das auch so bleibt. In ihrem Wohnort trifft man sie oft bei langen Spaziergängen mit dem kniehohen, schwarzen Familienhund, mit den großen Ohren: „Außerdem gehe ich regelmäßig ins Fitnessstudio.“

Nicht nur ihre Familie verfolgt die einzelnen Schritte gespannt. Auch die Leitung des Kindergartens in Perl-Nennig, wo sie als Reinigungskraft arbeitet, meldet sich nach den Untersuchungen bei ihr.

„Die Patientin könnte meine Tochter sein“

Ständig hat Anja Kiefer gemeinsam mit ihrem Mann an den fremden Menschen gedacht, der ihre Hilfe braucht. Dass es eine Frau in den Zwanzigern aus Deutschland ist, erfährt sie erst nach der Entnahme. Sie ist geschockt: „Ich habe einen 23-jährigen Sohn. Die Patientin könnte meine Tochter sein.“ Sie hofft für fremde junge Frau: „Ich bin nicht sehr fromm, aber trotzdem schaue ich öfter auf mein Muttergottesbild und denke, Mensch, da müsst ihr doch was machen!“

Um zu spenden gibt es zwei Methoden: Bei der klassischen Knochenmarkentnahme punktieren die Ärzte den Beckenknochen des Spenders – niemals das Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Der Spender liegt dabei unter Vollnarkose.  Die zweite Variante ist die sogenannte Apherese. Das funktioniert ähnlich wie eine Plasmaspende: Die Stammzellen werden mittels eines Apheresegerätes aus dem peripheren Blut gefiltert. So hat auch Anja Kiefer gespendet. Dafür fuhr sie zur Entnahmeeinheit der Stiftung im rheinland-pfälzischen Birkenfeld. In den Tagen davor musste sie sich einen Botenstoff spritzen, der die Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut übergehen lässt. Das war für sie kein Problem. Die Entnahme, war für sie anstrengend: „Ich hatte ein bisschen mit meinem Kreislauf zu kämpfen. Aber ich habe mich – ganz ehrlich – noch nie so gut aufgehoben gefühlt, wie bei den Mitarbeiterinnen dort. Die Ruhe, die von ihnen ausgeht ist sensationell. Das ist ein ganz tolles Team.“

„Die Spende ist nichts dramatisches, es ist einfach wichtig.“

Sie wünscht sich, dass sich mehr Menschen als Spender registrieren und begründet das ganz pragmatisch: „Jeder kann daran erkranken und auf eine Spende angewiesen sein. Und was man von jemandem haben möchte, muss man auch bereit sein, zu geben. Die Spende ist nichts dramatisches, es ist einfach wichtig.“

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