Hoffen – Helfen – Heilen

Ein kleiner Piek vor 12 Jahren war Benjamin Schmidts erster Schritt auf dem Weg zum Lebensretter. Seit der Blutabnahme von damals ist der 30-Jährige aus Warstein (Kreis Soest) als Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert. Jetzt hat der Ingenieur den zweiten entscheidenden Schritt getan: Er hat einem an Leukämie erkrankten, ihm völlig fremden Menschen, mit seiner Stammzellspende die Chance gegeben, den Blutkrebs zu besiegen.
Im Juni 2001 ließ sich Benjamin Schmidt während der Blutspende in der Grundschule Suttrop bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei als potenzieller Lebensretter typisieren. Das geschieht fast täglich. Allein 2013 waren Teams der Stefan-Morsch-Stiftung mehr als 350 Mal in ganz Deutschland unterwegs, um junge Menschen als Stammzellspender zu werben. Menschen, die bereit sind einem Menschen zu helfen, der an Leukämie erkrankt ist. Fast 11 000 Menschen erkranken jährlich allein in Deutschland an dieser Krankheit. Wenn Chemotherapie und/oder Bestrahlung nicht helfen, ist die Stammzelltransplantation die letzte Chance. Die wenigsten Patienten finden jedoch einen geeigneten Stammzellspender in der eigenen Familie. Dann beginnt die Suche nach einem passenden, fremden Spender. Zwar sind in den Spenderdateien – wie der Stefan-Morsch-Stiftung – weltweit mehr als 20 Millionen potenzielle Spender registriert. Trotzdem ähnelt die Suche, nach einem Menschen, der die gleichen Gewebemerkmale wie der Patient hat, manchmal der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

Als Benjamin Schmidt damals Blut spendete, ließ er sich gleich 5 ml Blut mehr abnehmen, um sich typisieren zu lassen: „Es ist eine gute Sache, darum wollte ich mich registrieren lassen.“ Der Ingenieur wurde genau über Stammzellspende aufgeklärt, füllte einen Fragebogen zu seinem Gesundheitszustand aus und unterschrieb eine Einverständniserklärung. Sein Blut wurde auf seine Gewebemerkmale, die HLA-Werte, hin untersucht. „Typisierung“ lautet der Fachbegriff dafür. Benötigt ein Leukämiepatient eine Transplantation, werden seine HLA-Werte mit denen von potentiellen Spendern in der Datei verglichen. Um als Spender in Frage zu kommen stimmen im Idealfall zehn von zehn dieser Werte überein.

Der Sommer war gerade vorbei, als Schmidt 2013 Nachricht von der Stefan-Morsch-Stiftung erhielt: Er komm als Spender für einen Leukämiepatienten in Frage. „Das war sehr spannend. Damit hatte ich nicht gerechnet.“ Der nächste Schritt waren genauere Blutuntersuchungen. Die Stiftung schickte ihm ein Blutentnahme-Set zu, mit dem ihm sein Hausarzt Blut abnahm. Das wurde wieder an die Stiftung gesendet. Vier Wochen später war klar, dass er der optimale Spender für den Leukämiepatienten ist. Vor der Entnahme fuhr der begeisterte Mountainbiker zur Stefan-Morsch-Stiftung nach Birkenfeld zur Voruntersuchung, wo er gründlich über die Chancen und Risiken der Spende aufgeklärt wurde.

Seine Freundin und seine Familie freuen sich über sein Engagement. Für seine Vorgesetzten bei der Firma Grauthoff Türengruppe in Mastholte war die Möglichkeit einer Stammzellspende völlig neu. Nachdem Schmidt ihnen alles erklärt hatte, waren auch sie begeistert und unterstützen sein Vorhaben.

Um Stammzellen zu spenden gibt es zwei Möglichkeiten: Bei der Entnahme von Knochenmark wird der Beckenknochen punktiert – niemals das Rückenmark. Die Stammzellen können aber auch dem Venenblut entnommen werden. Das nennt sich Apherese und funktioniert ähnlich wie eine Blutplasmaspende. Vorher muss sich der Spender etwa vier Tage lang zwei Mal täglich ein Medikament spritzen, dass die Stammzellbildung im Knochenmark anregt und die Zellen ins Blut übergehen lässt.

Das Spritzen des Botenstoffs übernahm Benjamin Schmidt selbst. Beim ersten Mal musste er sich überwinden, „aber das war dann kein Problem mehr.“ Bei allen Schritten stehen ihm die Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung zur Seite. „Ich wurde über alles genau aufgeklärt und musste mich um nichts kümmern. Ich fühle mich gut aufgehoben“, erzählt er. Auch die Apherese hat er gut überstanden: „Alles super gelaufen. Ich würde es wieder tun!“

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