Hoffen – Helfen – Heilen

Das Leben eines wildfremden Menschen retten, der an Blutkrebs erkrankt ist. Diese Chance bekommt man nur, wenn man einen nahezu identischen genetischen Zwilling dieses Leukämiepatienten in einer der StammzellStammzellenspenderdateien findet. Immer noch verlaufen manche dieser Suchanfragen vergeblich. Doch Christopher Glensk aus Waldböckelheim (Kreis Bad Kreuznach) ist der passende StammzellStammzellenspender eines Leukämiepatienten. Seit sechs Jahren ist er als Stammzellenspender mit seinen Gewebemerkmalen gespeichert. Jetzt konnte der 26-Jährige helfen – damit sein genetischer Zwilling vielleicht den Kampf gegen die Leukämie gewinnt.
Das Ganze hat eine Vorgeschichte: Im Juli 2009 ist Christopher Glensk als Wehrdienstleistender bei der Bundeswehr. Bei einem Blutspendetermin in der General-Hans-Graf-von-Sponeck-Kaserne in Germersheim wird er gefragt: „Können wir ein Röhrchen mehr Blutabnehmen?“ Damit ist er bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester StammzellStammzellenspenderdatei, als potenzieller Stammzellenspender registriert. Nahezu täglich sind Teams der gemeinnützigen Stiftung bundesweit unterwegs, um über das Thema Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufzuklären – auch in den verschiedensten Bundeswehrstandorten.

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie der Leukämie. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. KnochenmarkStammzellenspender zur Verfügung stellt, der die gleichen genetischen Merkmale hat, wie der Patient.

Aus der Blutprobe(knapp ein Fingerhut voll Blut) des 26-Jährigen sind vor sechs Jahren seine Gewebemerkmale bestimmt und bei der Stammzellenspenderdatei gespeichert worden. Seitdem stehen sie anonym im deutschen Zentralregister (ZKRD) in Ulm, wo sie mit denen der Patienten weltweit verglichen werden können.

Was vielen Menschen vielleicht ein Graus ist, ist für den Christopher Glensk Alltagsgeschäft: Umzüge, egal ob für Singles, Familien oder Firmen. Steht der Umzug bevor, ist der Speditionskaufmann der Fachmann, den man sich an seiner Seite wünscht. Bei der Höhne-Grass GmbH in Mainz-Hechtsheim plant er Umzüge weltweit. Neben seinem Beruf ist er seit 15 Jahren seinem Hobby treu: Tischtennis. Seit zwei Jahren schwingt er den Schläger bei den TTF Bad Sobernheim in der Kreisliga Obere Nahe. Im September 2014 bekommt der Tischtennisspieler dann eine Nachricht der Stefan-Morsch-Stiftung: Er kommt als Stammzellenspender in die nähere Auswahl für einen an Leukämie erkrankten Menschen. „Zuerst wurde die Spende verworfen. Aber im März rief mich die Stiftung wieder an und sagte, dass ich doch als Stammzellenspender gebraucht werde.“ Ob es um den gleichen Patienten wie im vergangenen Herbst geht oder ob ein anderer seine Hilfe braucht, erfährt er nicht. „Ich hab mich gefreut, dass ich jemandem helfen kann.“

Dann muss alles ganz schnell gehen, denn fünf Tage nach dem Anruf muss er zur Voruntersuchung. „Ich bin direkt zu meinem Chef gegangen. Der fand das eine super Sache und hat mich unterstützt, obwohl es kurzfristig war“, erzählt er glücklich. Die Familie ist stolz, dass er hilft: „Mein Patenonkel hat Krebs im Endstadium. Er hat sich besonders darüber gefreut, dass ich helfe.“

Bei der Voruntersuchung wird abgeklärt, ob Christopher Glensk ganz gesund ist. Und er wird komplett über die Chancen und Risiken, aber auch über den Ablauf der Spende aufgeklärt.

Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme der Stammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Stammzellenspender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird. Bei der klassischen Methode – der Knochenmarkspende – punktieren die Ärzte den Beckenknochen des Stammzellenspenders – niemals das Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde.

Christopher Glensk hat per Apherese gespendet. Das bedeutete aber auch, dass er sich ein paar Tage vorher spritzen musste. Ganz offen erzählt er: „Ich bin erleichtert, dass das vorbei ist. Von Spritze zu Spritze bekam ich stärkere Nebenwirkungen. Schweißausbrüche, Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen.“ Um sich gut auf die Entnahme vorzubereiten, hat er auf seine Gesundheit und Ernährung geachtet. „Ich bin Raucher. Darauf zu verzichten, fiel mir wegen der starken Nebenwirkungen nicht schwer – ich hatte gar keine Lust dazu.“ Auf Sport hat er verzichtet, um sein Verletzungsrisiko zu senken. Er weiß: „Wenn mir was zwischen die Spende gekommen wäre, hätte der Patient keine Chance.“ Nach der Stammzellentnahme ist er wieder ganz der Alte und möchte andere zur Typisierung motivieren: „Es ist auf jeden Fall eine gute Sache und ich würde es definitiv wieder machen, auch trotz der Nebenwirkungen. Für mich waren es vier nicht ganz angenehme Tage, aber damit kann ich dem Empfänger vielleicht noch viele schöne Jahre schenken – Gesundheit ist das höchste Gut.“

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