Hoffen – Helfen – Heilen

„Es geht um ein Menschenleben“, das ist Grund genug für Dennis Brull die Ärmel hochzukrempeln und sein Möglichstes zu tun, um vielleicht einem Leukämiepatienten das Leben zu retten. Drei Jahre, nachdem sich der 25-Jährige als potentieller Lebensretter bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei registrieren ließ, spendet er Blutstammzellen, um dem ihm völlig unbekannten Patienten Hoffnung auf Heilung zu geben.
Dennis Brull ist verheiratet, studiert Wirtschaftsinformatik an der Universität in Karlsruhe und absolviert gerade ein Praktikum beim Automobilunternehmer Daimler in Stuttgart. Bevor er mit dem Studium anfängt, leistet er als einer der letzten den Pflichtwehrdienst bei der Bundeswehr ab. Stationiert war er in der Kaserne in Füssen. Dort hört er während der Blutspende im Sommer 2010 zum ersten Mal von der Stefan-Morsch-Stiftung. Unter dem Leitmotiv “Helfen – Hoffen – Heilen“ leistet die Stiftung seit mehr als 25 Jahren schnelle und persönliche Hilfe für Krebskranke und ihre Familien. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Oftmals reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Deshalb ist die Stefan-Morsch-Stiftung nahezu täglich in ganz Deutschland unterwegs, um über das Thema Stammzellspende aufzuklären – auch in vielen Bundeswehrstandorten.

Helfen ist für Dennis Brull wichtig: „Ich gehe regelmäßig Blut spenden. Da war für mich die Typisierung selbstverständlich.“ Er wurde genau über Stammzellspende aufgeklärt. Dann füllte er einen Fragebogen zu seinem Gesundheitszustand aus und unterschrieb die Einverständniserklärung, die er aber jederzeit zurückziehen könnte. Ihm wurde ein kleines Röhrchen voll Blut, etwa 5 ml abgenommen und im Labor der Stefan-Morsch-Stiftung auf seine Gewebemerkmale, die HLA-Werte, hin untersucht. Typisierung nennt sich dieser Vorgang. Benötigt ein Patient eine Transplantation, werden seine HLA-Werte mit denen von potentiellen Spendern in der Datei verglichen. Um als Spender in Frage zu kommen stimmen im Idealfall zehn von zehn dieser Werte überein. In den Knochenmark-und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung sind weltweit mehr als 20 Millionen Menschen registriert und trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.

Vor vier Monaten meldet sich die Stefan-Morsch-Stiftung bei Brull: ein Leukämiepatient braucht eine Stammzelltransplantation, Brull könnte helfen. Dennis Brull war sofort dazu bereit: „Das ist für mich selbstverständlich. Dafür habe ich mich typisieren lassen.“ Es folgen genaue Untersuchungen und nach wenigen Wochen war klar, dass er der geeignete Spender für den Leukämiepatienten ist. Dass ihr Mann Stammzellen spenden möchte, macht Brulls Ehefrau Angst: „Sie macht sich Sorgen um mich und hat Bedenken, dass mir was passiert“, erzählt er. Auch seine Familie reagiert besorgt. Doch die Zweifel und Sorgen seiner Familie beeinflussen ihn nicht in seiner Entscheidung: „Ich mache das für den Patienten. Ich gebe ihm damit eine Chance.“ Freunden und Arbeitskollegen erzählte er nichts: „Das muss ich nicht jedem erzählen.“

Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmarkspende entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme peripherer Stammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Der Fachbegriff dafür lautet Apherese. Das wird im Entnahmezentrum der Stefan-Morsch-Stiftung gemacht. Vorher wird dem Spender ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Im Durschnitt dauert das vier Stunden. Für den erfahrenen Blutspender ist das kein Problem: „Es ist wie eine Blutspende, nur ein bisschen länger.“

Dennis Brull hat geholfen und gibt einem Leukämiekranken Hoffnung auf Heilung. Er würde es wieder tun und möchte auch andere zur Typisierung motivieren: „Es geht um Menschenleben. Einem Menschen zu helfen, ist nichts Geringes.“

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