Hoffen – Helfen – Heilen

Dominik Fetke ist Banker. Er betreut Privatkunden für die Targo-Bank in Hattingen (Ennepe-Ruhr-Kreises) bei der Anlage ihrer Ersparnisse und allen anderen Bankgeschäften. Doch jetzt hatte der 24 Jährige noch einen anderen Termin, bei dem es nicht um Zinsgutschriften und Kontoentwicklung ging. Die Wertanlage, die er bei der Stefan-Morsch-Stiftung tätigte, war ein Deal fürs Leben: eine Stammzellspende, mit der er einem Leukämie-Patienten die Chance gibt, den Blutkrebs zu besiegen.Die Geschichte beginnt vor drei Jahren. Da macht Dominik Fetke aus Witten gerade Zivildienst in der Familien und Krankenpflege in Bochum. Regelmäßig müssen die Zivildienstleistenden zu Lehrgängen nach Trier an das Bundesamt für die Zivildienstschule. Heute untersteht das Bildungszentrum in Trier dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Dort unterrichtet Ewald Müller-Gouverneur. Der Lehrer engagiert sich seit vielen Jahren dafür, dass sich die Schüler „typisieren“ lassen, um Menschen mit Leukämie zu helfen. Typisierung“ lautet der Fachbergriff für die Aufnahme eine Stammzellspenderdatei wie die der Stefan-Morsch-Stiftung: Nach entsprechender Aufklärung muss ein Spender schriftlich sein Einverständnis zur Registrierung seiner Daten geben. Aus einer Blutprobe – es genügt ein Fingerhut voll Blut – werden die Gewebemerkmale des Spenders im Labor bestimmt. Gleiches funktioniert auch mit einem Abstrich der Mundschleimhaut, der mit Hilfe eines Wattestäbchens durchgeführt wird.
So hat sich auch Dominik Fetke 2009 als Stammzellspender registrieren lassen: „Der Lehrer hat uns das vorgestellt und mich überzeugt. Deshalb hatte ich kein Problem mit der Blutentnahme für die Stefan-Morsch-Stiftung.“ Seit 25 Jahren bietet die bundesweit agierende Stiftung schnelle und unkomplizierte Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke an. Dazu gehört auch der Aufbau einer Stammzellspenderdatei. Denn jedes Jahr erkranken allein In Deutschland fast 11 000 Menschen an Leukämie. Der Blutkrebs ist eine bösartige Erkrankung der weißen Blutkörperchen, die ihren Ausgang im Knochenmark nimmt, wo sämtliche Blutzellen des Menschen im Knochenmark gebildet werden. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann kann nur die Übertragung gesunder Blutstammzellen das Leben des Patienten retten. „Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen wie Dominik Fetke gibt, die sich typisieren lassen – sprich: in der Spenderdatei erfasst sind“, so Andrea Djifroudi, Sprecherin der ältesten Stammzellspenderdatei Deutschlands.
Um Stammzellen transplantieren zu können, müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient übereinstimmen. So sind in den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung zwar weltweit über 20 Millionen Menschen registriert – trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet. „Ich war total überrascht als ich jetzt Nachricht von der Stefan-Morsch-Stiftung bekam, dass ich für einen Patienten spenden kann. Der Lehrer in Trier hat mir erzählt, dass er seit Jahrzehnten registriert ist, aber noch nie als Spender ausgewählt wurde“, erzählt Fetke. Und, dass er sich über die Nachricht gefreut hat. Seine Familie, seine Freunde und seine Kollegen haben ihn bei seiner Entscheidung für die Stammzellspende unterstützt.
Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark. Oder die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse oder Blutplasmaspende. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation – wie bei der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld – werden dann die Stammzellen herausgefiltert. Das Transplantat wird dann schnellstmöglich zum Patienten gebracht – ob in die USA, Australien oder nach Flensburg. Denn nach der Entnahme muss die Transplantation innerhalb von 72 Stunden erfolgen.

Dominik Fetke kennt diesen Patienten, dem er die Chance auf Heilung gegeben hat nicht. Aufgrund der Datenschutzbestimmungen, kann der Spender erst in wenigen Monaten erfahren, wie es dem Patienten geht. In zwei Jahren dann besteht die Möglichkeit, dass er den Namen seines genetischen Zwillings erfährt und – wenn der Patient das möchte – ein Treffen stattfindet. Der 24 Jährige aus Witten würde sich freuen, wenn er die Gelegenheit einmal bekäme, seinen genetischen Zwilling kennen zu lernen: „Ich habe keine Vorstellung von ihm oder ihr, aber ich hoffe, dass es ihm bald gut geht.“ Er sagt: „Ich kann nur jedem empfehlen sich typisieren zu lassen. Ich würde es in jedem Fall wieder machen.“

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