Hoffen – Helfen – Heilen

„Klar, dass ich das mache“, sagte der 46-jährige Frank Riedel aus Dortmund, als er im Winter 2013 von der Stefan-Morsch-Stiftung gefragt wurde, ob er für einen Leukämiepatienten Stammzellen spenden würde. Die einzige Chance, um das Leben eines leukämiekranken Mannes zu retten. Und zunächst lief für den Patienten auch alles gut. Doch der Patient braucht wenige Monate später wieder Unterstützung, in Form einer Lymphozytenspende. Er kann auf den Fleischermeister zählen: Er willigt auch diesmal sofort ein ohne zu zögern.Als im Winter 2009 die Stefan-Morsch-Stiftung in Dortmund zur Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufrief, ging Frank Riedel mit seiner Frau dort hin, um sich als möglicher Lebensretter – als Stammzellspender typisieren zu lassen. Die Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ klärt sie seit 1986 über das Thema Stammzellspende auf und wirbt dafür, dass sich Menschen als potenzieller Spender registrieren lassen. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Oftmals reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt – so wie Frank Riedel es getan hat. Mit jedem neu gewonnen Spender steigen die Chancen, für einen an Leukämie erkrankten Menschen auch einen passenden Spender zu finden.
„Ich habe nicht viel darüber nachgedacht – bin einfach mit meiner Frau dahin gegangen, um mich anzumelden“, erinnert sich der Fan von Borussia Dortmund und ließ sich typisieren. Zuerst wurde er genau über die Spende aufgeklärt, füllte einen Fragebogen zu seinem Gesundheitszustand aus und unterschrieb die Einverständniserklärung über die Stammzellspende. Eine kleine Menge Blut, etwa ein Fingerhut voll genügt, um seine Gewebemerkmale, die HLA-Werte, zu untersuchen.
Frank Riedel lebt mit seiner Frau und den zwei Töchtern, 13 und 16 Jahre, in Dortmund, ganz in der Nähe des Stadions. „Zuhause können wir den Torjubel hören“, erzählt er. Als Fleischermeister arbeitet er auf dem Bioland Bauernhof Schultenhof. Dort ist er nicht nur zuständig für die Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren in Bioqualität. Er betreut, mit einem Gesellen und einem Auszubildenden an seiner Seite, eine Gruppe von Menschen mit geistiger Behinderung. Entsprechend ihrer Fähigkeiten bezieht er sie in die Arbeit ein. Der 46-Jährige hat dafür eine entsprechende Weiterbildung gemacht, um sich auf die besonderen Ansprüche einzustellen. In seiner Freizeit geht fährt er am liebsten Rad oder geht hin und wieder ins Stadion, um seine Lieblingsfußballmannschaft anzufeuern.
Vor einem Jahr bekommt er eine Nachricht der Stefan-Morsch-Stiftung: Der 46-Jährige ist der kompatible Spender für einen Patienten. „Mensch, das ist ja toll, wenn ich jemandem helfen kann“, freute er sich. Zwei Monate nach dem ersten Schreiben findet die Stammzellapherese in der Entnahmeeinheit der Stefan-Morsch-Stiftung statt: Die funktioniert ähnlich wie eine Blutplasmaspende. Nach der Spende erfährt er, dass es sich beim Patienten um einen Mann um die 50 Jahre aus Deutschland handelt. „Es ist ein schönes Gefühl, helfen zu können. Für uns ist es normal, gesund zu sein. Man vergisst die, die krank sind Gesundheit ist das Wichtigste. Alles Materielle hat keinen Wert, wenn man nicht gesund ist. Das ist den meisten nicht bewusst.“
Keine drei Monate waren vorbei, als sich eine Mitarbeiterin der Stiftung wieder an ihn wendet. „Der Mann brauchte eine Lymphozytentransplantation, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Ich wurde gefragt, ob ich also noch einmal helfen würde“, erzählt Riedel. „Ich war überrascht. Aber ich habe sofort ‚Ja‘ gesagt.“ Um die Krebszellen endgültig zu verdrängen, wird oft noch solch eine Spende benötigt. Lymphozyten gehören zu den Leukozyten, besser bekannt als weiße Blutkörperchen. Sie haben die Aufgabe, Krankheiten abzuwehren, unter anderem auch Krebszellen. „Ich wünsche dem Patienten, dass es ihm hilft und er wieder auf die Beine kommt“, sagt er ernst.
Im Vergleich zur Stammzellspende ist bei der Lymphozytenspende keine medikamentöse Vorbehandlung nötig. Die Entnahme läuft genauso ab, wie bei der Apherese. Riedel zieht ein positives Fazit: „Es gab überhaupt keine Probleme. Alles war rundum wunderbar. Ich wurde gut versorgt und sehr freundlich betreut. Das Wichtigste ist aber, wie es dem Patienten geht, dass es ihm hilft.“

Antworten auf die häufigsten Fragen rund um das Thema Stammzellspende:

Wie wird man Stammzellspender?
Prinzipiell kann jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 40 Jahren Stammzellen spenden. Informationen über Ausschlussgründe lassen sich auf der Internetseite der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) nachlesen. Die Typisierung ist für alle Spender kostenlos, jedoch werden Spenden zur Finanzierung der Blutuntersuchungen gerne entgegen genommen – da jede Spenderregistrierung mindestens 50 Euro kostet.
Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite (www.stefan-morsch-Stiftung.de). Zudem gibt es die Möglichkeit, sich über die Homepage online registrieren zu lassen. Auf der Startseite ist der Online-Registrierungsbutton. Dort findet man Informationen über die Chancen und Risiken und über die Ausschlusskriterien. Es ist wichtig, diese Information vor dem Ausfüllen der Einverständniserklärung durchzulesen. Wer sein Einverständnis gegeben hat, bekommt ein Entnahmeset zugesandt. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Weitere Informationen bekommen Sie über unsere gebührenfreie Hotline (08 00 – 766 77 24) oder über die Homepage. Zudem bleiben wir gerne über unsere Facebookseiten mit Ihnen in Kontakt.

Was passiert bei einer Stammzellentnahme?
Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmarkentnahme wird durch eine Punktion des Beckenkamms das Knochenmark entnommen – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode – und die weitaus häufigste – ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient einen passenden Spender findet?
Die Wahrscheinlichkeit, für einen Patienten einen kompatiblen Stammzellspender zu finden, liegt in der Größenordnung von 1:10.000 und 1:1.000.000 und ist abhängig von den Gewebemerkmalen (HLA-Merkmalen) des Patienten. Je genauer die Übereinstimmung zwischen den Merkmalen dieses DNA-Teilstückes des Spenders und denen des Patienten ist, umso größer sind die Erfolgsaussichten für eine Stammzelltransplantation.

Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 – 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.

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