4,8 Millionen Menschen sind in Deutschland als Stammzellspender registriert. Heike Bender aus Quierschied (Regionalverband Saarbrücken) ist eine von ihnen. Seit 1992 hat die 45 jährige einen kleinen, hellblauen Ausweis der Stefan-Morsch-Stiftung – nur für den Fall, dass ein ihr völlig fremder Mensch an Leukämie erkrankt und die Mutter eines Sohnes der einzige Mensch ist, der mit einer Stammzellspende dieses Menschenleben retten kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie als Spenderin helfen kann, liegt bei weniger als einem Prozent. Aber das ist nur Statistik: Denn Heike Bender ist gerade dabei, dem zweiten Menschen mit einer Stammzellspende das Leben zu retten. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, hat nach dem Tod seines Sohnes Stefan vor mehr als 27 Jahren die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke als erste Stammzellspenderdatei Deutschlands in Birkenfeld gegründet. Er weiß: „Nur etwa 1 Prozent der Spender, die in den Dateien registriert sind, werden jemals tatsächlich Blutstammzellen spenden. Mütter haben noch geringere Chancen als Spender ausgewählt zu werden – wenn mehrere mögliche Spender zur Verfügung stehen.“ Denn entscheidend ist die größtmögliche Kompatibilität der Gewebemerkmale, die bei der Typisierung im Labor identifiziert wird. Das bedeutet: Um einen passenden Spender für einen Leukämiepatienten zu finden, muss man quasi den genetischen Zwilling finden. „Das ist oft schon ein Glücksfall. Gibt es jedoch mehrere passende Spender wählen die Transplantationskliniken lieber einen jungen Mann aus oder eine Frau, die noch keine Schwangerschaften hatte“, so Morsch.
Heike Bender ist also ein Glücksfall – nun schon zum zweiten Mal: 2001 ließ sie sich aus dem Beckenkamm Knochenmark entnehmen, um einem Jugendlichen aus Holland zu helfen. Er hat die Krankheit überlebt: „Das ist ein schönes Gefühl“, erzählt sie, während sie nun – zwölf Jahre später – wieder versucht zu helfen. Denn im März 2013 wird die Schulsekretärin erneut als bestmögliche Spenderin für einen, ihr wildfremden Patienten gebraucht. „Ich hatte erst Sorge, wie ich die Betreuung meines Sohnes organisieren könnte. Ich war aufgeregt, hatte aber den Wunsch wieder zu helfen“, erzählt sie.
Dieses Mal wurden die Stammzellen aus dem peripheren Blut entnommen. Diese inzwischen häufigste Entnahmemethode funktioniert so: Heike Bender bekam über mehrere Tage verteilt einen körpereigenen Botenstoff. Dieses Medikament (G-CSF), zweimal täglich unter die Haut gespritzt, stimuliert die Produktion der Stammzellen, die dann aus dem Knochenmark in das periphere Blut übertreten. Hierbei können Nebenwirkungen wie Knochen- oder Gliederschmerzen – ähnlich einer Grippe – auftreten. Die Symptome klingen nach der Spende rasch ab. „Es war wie in der letzten Woche der Schwangerschaft, wenn die Wehen einsetzen“, beschreibt Heike Bender die Nebenwirkungen.
In der Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung wurden die so produzierten Stammzellen aus dem Blut mittels Apherese „herausgewaschen“ (zentrifugiert) – ähnlich wie bei einer Blutplasmaspende oder einer Dialyse. Die Stammzellseparation dauerte ca. 4 – 5 Stunden. Heike Bender ist froh: „Wenn dadurch der Empfänger überlebt, ist es das auf jeden Fall wert. Es ist schön, etwas abzugeben zu können, wenn es einem gut geht.“