Hoffen – Helfen – Heilen

Drei Jahre lang hat Karsten Köster aus Dortmund zu Ostern und zu Weihnachten anonyme Grüße an eine völlig fremde junge Frau gesendet. Der 28-jährige Physiker wusste nur, dass sie Leukämie hatte und er dafür verantwortlich war, dass ihr Leben gerettet werden konnte. Vor kurzem standen sie sich zum ersten Mal gegenüber: „Es war schön zu sehen, dass es ihr gut geht.“
Karsten Köster war aufgeregt – was erwartet einen, wenn man dem Menschen begegnet, dessen Leben man gerettet hat? Dann stehen sie sich gegenüber und es verschlägt beiden die Sprache.

„Es war schön, dass ich sie treffen konnte“

„Ich denke, wir sind beide eher schüchtern und mussten erst einmal warm werden“, erzählt Köster, der für seine Promotion an der Technischen Universität Dortmund über interstellares Eis forscht. „Heute sind 16 verschiedene Eisformen bekannt, jedoch gibt es noch viele offene Fragen, zum Beispiel über die Umwandlungen dieser Formen ineinander“, erzählt er von seiner Arbeit. Bei der ersten Begegnung mit seiner Stammzellempfängerin reicht man sich erst verlegen die Hände. Studium, Alltag, Hobbies, Pläne – über alles Mögliche unterhält sich BVB-Fan Köster dann mit der jungen Frau. „Ich spiele Schlagzeug in einer Rock-Coverband und hatte vor kurzem meine erste Flugstunde. Ich möchte den Flugschein machen, vielleicht für Ultraleichtflugzeuge“, plant er. „Sie ist Studentin und reist gerne. Sie hat mir von ihren Erfahrungen aus Jordanien und aus Jerusalem erzählt“, berichtet der Dortmunder, „es war schön, dass ich sie treffen konnte.“ Über ihre Leukämie reden sie nicht viel – zu sehr belastet sie das, was sie durchgemacht hat.

Sommer 2013: Stammzellspende für einen fremden Patienten

11 000 Mal im Jahr wird allein in Deutschland die Diagnose Leukämie gestellt. Können Chemotherapie und/oder Bestrahlung nicht helfen, kann die Transplantation gesunder Stammzellen von einem fremden Spender eine Chance auf Heilung geben. Seit mehr als 30 Jahren werben Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung dafür, sich in der Stammzellspenderdatei als potenzielle Lebensretter zu registrieren. Vor rund zehn Jahren ließ sich Karsten Köster bei einem Aufruf an der TU Dortmund typisieren. Im Frühjahr 2013 hat sich die Stiftung bei ihm gemeldet und drei Monate später saß er in der stiftungseigenen Entnahmeeinheit im rheinland-pfälzischen Birkenfeld. Er hat per Apherese gespendet. Das funktioniert ähnlich wie bei einer Plasmaspende. Dabei werden die Stammzellen aus dem peripheren Blut gefiltert und innerhalb von 72 Stunden der Patientin übertragen. In den folgenden Wochen und Monaten erleben die Patienten eine Gratwanderung zwischen Leben und Tod.

Briefe an die Stammzellempfängerin

Der Promotionsstudent ist froh, dass er sich damals typisieren ließ und helfen konnte: „Ich habe viel über das Thema nachgedacht und gehofft, dass alles gut geht.“ Besonders vor Weihnachten hat er an die damals noch fremde Empfängerin gedacht und einen Brief geschrieben, „mit Weihnachtsgrüßen und dass ich hoffe, dass es ihr gut geht.“ An ihre Antwort erinnert er sich ganz genau: „Der Brief kam einen Tag vor meinem Geburtstag“, freut er sich. „Damals ging es ihr recht gut, bis auf Grippesymptome.“

„Zu wissen, dass ich jemandem helfen konnte, gibt mir ein gutes Gefühl“, der Wissenschaftler ist von der Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke überzeugt: „Ich habe viele dazu animiert, sich auch typisieren zu lassen. So hat der Bruder meiner Freundin vor zwei Jahren selbst Stammzellen gespendet.“ Er will auch weiterhin andere darauf aufmerksam machen, wie einfach man ein Leben retten kann: „Jede Typisierung kann eine Chance auf Leben sein!“ (az)

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