Hoffen – Helfen – Heilen

Wenn Kevin Kemena aus Minden auf der Gaming-Plattform Twitch zockt, ruft er seit einigen Wochen seine Community immer wieder dazu auf: „Lasst euch bei der Stefan-Morsch-Stiftung typisieren!“ Denn vor kurzem – drei Jahre nach seiner Typisierung – hat er mit der Stammzellspende einem fremden Leukämiepatienten in den USA die letzte Chance auf Weiterleben gegeben. Mit seiner Geschichte möchte er jetzt andere auf die Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufmerksam machen.

Mit „Bielefeld Hellhounds zur Typisierungsaktion

Den ersten Schritt zum Lebensretter hat der Berufskraftfahrer 2017 gemacht: Beim Pokal-Finale der Deutschen Paintball-Liga in Altlay. Dort hat er sich mit seinen Teamkollegen der „Bielefeld Hellhounds“ als mögliche Stammzellspender registriert. Dazu haben sie einfach am Info-Stand der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erster Stammzellspenderdatei, eine Speichelprobe abgegeben. Nur für den Fall, dass sie passende Spender für einen Leukämiepatienten sein könnten, dem Chemo und Bestrahlung nicht helfen.

Volltreffer für einen Leukämiepatient

Im Januar 2020 bekam der 31-Jährige von der Stammzellspenderdatei mit Sitz in Birkenfeld die Nachricht, dass er als Spender für einen Patienten in Frage kommt. „Das hat mich so überrascht, dass ich das erst mal übers Wochenende verarbeiten musste. Ich hatte mich zwar mit dem Gedanken zu helfen typisieren lassen, aber nicht damit gerechnet. Aber klar wollte ich das machen.“

Kennenlernen nach Ablauf von zwei Jahren möglich

Es folgten Aufklärungsgespräche, eine Blutentnahme beim Hausarzt und eine gründliche Voruntersuchung. Damit möchte man sichergehen, dass er der optimale Spender für den Patienten ist und mit der Entnahme kein gesundheitliches Risiko eingeht. „Ich habe die ganze Zeit an den Empfänger gedacht. Dass ausgerechnet ich auf diesen Menschen passe, denn ich gar nicht kenne, macht mich ehrfürchtig. Irgendwie fühlt man sich klein, aber auch groß. Jedenfalls ist es ein mega gutes Gefühl, dass ich helfen kann. Sobald ich die richtigen Worte gefunden habe, möchte ich über die Datei einen Brief an den Empfänger weiterleiten lassen,“ so der dreifache Vater. Direkter Kontakt ist erst nach Ablauf von zwei Jahren möglich, abhängig vom Datenschutzgesetz des Landes, in dem der Patient behandelt wird.

Stammzellen kann man auf zwei Arten spenden: Entweder per klassischer Knochenmarkentnahme, bei der der Beckenkamm unter Vollnarkose punktiert wird. Die zweite Methode ist die sogenannte Apherese. Das läuft ähnlich ab, wie eine Blutplasmaspende und dauert im Durchschnitt 3 bis 5 Stunden. So hat Kevin Kemena gespendet. In den Tagen davor hat er sich ein Medikament spritzen müssen, das die Stammzellproduktion anregt. Das hat ihn ein bisschen Überwindung gekostet: „Ich sehe aus, wie ein Holzfäller, bin von oben bis unten tätowiert. Aber mich selbst spritzen kann ich nicht. Das hat meine Frau übernehmen müssen“, erzählt er lachend. Häufig lösen die Spritzen grippeähnliche Nebenwirkungen aus wie Kopf- und Gliederschmerzen. „Das habe ich relativ stark gemerkt. Aber ich weiß, dass mein Empfänger schlimmeres durchmachen muss“, erzählt er. Nach seiner Spende zieht er ein positives Fazit: „Das ist eine gute Sache.“

Typisierungsaufruf bei Twitch

Er ist von der Typisierung überzeugt und möchte andere auch dazu motivieren: Auf Twitch heißt er Monk3y_Hunter und spielt mit seinem 5-köpfigen Kader in der Major-League auf Platz 3349 – von 16000. „Das klingt unbedeutend, aber das ist das vordere Viertel,“ erklärt er. „Auf meinem Profil rufe ich dazu auf, dass man sich online als Stammzellspender bei der Stiftung registriert oder Geld an sie spendet. So kann man Leben retten – macht das.“(az)

 

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