Hoffen – Helfen – Heilen

Sein Stammzellspender-Ausweis steckt seit 12 Jahren in seinem Geldbeutel, direkt beim Blutspenderausweis. Seit dem ist Ludger Fabry aus Balve bei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert. Doch jetzt wurde der 47 Jährige gebraucht – als potenzieller Lebensretter für einen an Leukämie erkrankten Menschen. Durch seine Stammzellspende bekommt dieser Patient eine Chance, den Blutkrebs zu besiegen. Ludger Fabry ist kein durchtrainierter Sportler. Er arbeitet als Haustechniker in einer Seniorenwohnanlage, kümmert sich um die Technik, ist für die Bewohner des Hauses auch gerne der Gesprächspartner und auch schon mal Kummerkasten. Beim DRK Ortsverein in Balve geht er regelmäßig zum Blutspenden: „Irgendwann war da einfach mal die Möglichkeit, sich ein Röhrchen Blut mehr abzapfen zu lassen und sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung als Stammzellspender registrieren zu lassen. Das habe ich damals einfach mal gemacht, weil es die anderen auch gemacht haben.“
Nahezu täglich sind Teams der Stefan-Morsch-Stiftung unterwegs, um über die Chancen und Risiken der Stammzelltransplantation aufzuklären. Deutschlands älteste Spenderdatei bietet dann auch die Typisierung an: Aus einer Blutprobe – ein Fingerhut voll Blut genügt – werden die Gewebemerkmale bestimmt. Nach der Analyse werden diese Merkmale in der Spenderdatei – der Stefan-Morsch-Stiftung – gespeichert. Von dort werden sie anonym an das deutsche Zentralregister (ZKRD) übermittelt, wo die weltweiten Suchanfragen für die Patienten eingehen. Als die Stiftung ihn kontaktierte, weil seine Gewebemerkmale mit denen eines Patienten übereinstimmten, war er überrascht. „Ich wurde vor der Spender so gründlich untersucht, wie seit meiner Musterung für die Bundeswehr nicht mehr“, erzählt der Balver, der in seiner Freizeit gerne angelt und im Wald unterwegs ist.
Nach diesen gründlichen Checkups war sich Ludger Fabry sicher, dass er kerngesund ist. Zudem folgte noch ein umfangreiches Aufklärungsgespräch, bei dem er als Spender genauestens über die Stammzellspende aufgeklärt wurde: „Ich hatte mir vorher so meine Gedanken gemacht“, so Ludger Fabry. Aber ihm war klar, dass er helfen möchte. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland fast 11000 Menschen an Leukämie. Nicht immer können Chemotherapie und/oder Bestrahlung die Patienten heilen. Dann ist die Transplantation von Stammzellen die letzte Überlebenschance. Nur 30 Prozent der Patienten finden einen geeigneten Spender im eigenen Familienkreis. Für die übrigen beginnt die Suche nach einem Spender, der nahezu identische Gewebemerkmale hat – also eine Art genetischer Zwilling ist. Bei der großen Vielfalt der Gewebemerkmale in der Bevölkerung (theoretisch gibt es mehr als 50 Millionen Kombinationen) ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Merkmale bei zwei nicht verwandten Menschen übereinstimmen, jedoch nicht sehr groß. Obwohl derzeit weltweit mehr als 20 Millionen potenzielle Spender registriert sind, verläuft noch so manche Suche erfolglos.
Der Patient für den Ludger Fabry gefunden wurde, hatte Glück. Ludger Fabry war bereit Stammzellen zu spenden. Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Aus diesen Mutterzellen bilden sich verschiedene Blutkörperchen, die unter anderem für den Sauerstofftransport und das Immunsystem verantwortlich sind. Um Stammzellen zu übertragen gibt es zwei Möglichkeiten: Die Knochenmark-Entnahme mittels Punktion des Beckenkamms unter Vollnarkose. Oder die Spende peripherer Blutstammzellen. Hierbei gewinnt man die zur Transplantation erforderlichen Blutstammzellen aus dem Blut des Spenders. Dem Spender wird über ca. 4 Tage ein körpereigener Botenstoff gegeben. Dieses Medikament (G-CSF), zweimal täglich unter die Haut gespritzt, stimuliert die Produktion der Stammzellen, die dann aus dem Knochenmark in das periphere Blut übertreten. Hierbei können Nebenwirkungen wie Knochen- oder Gliederschmerzen – ähnlich einer Grippe – auftreten. Die Symptome klingen nach der Spende rasch ab.
In der Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld wurden die Stammzellen aus dem Blut mittels Apherese „herausgewaschen“ (zentrifugiert) – ähnlich wie bei einer Blutplasmaspende oder einer Dialyse. Die Stammzellseparation dauert ca. 4 bis 5 Stunden. Ludger Fabry hatte sich spontan dazu bereit erklärt noch einen 2. Tag zur Spende zu bleiben, da für den Empfänger mehr Stammzellen als normal benötigt wurden. Ludger Fabry sagt von sich selbst „Ich bin kein Sportler“, aber er hat einem todkranken Menschen, die Chance gegeben den Blutkrebs zu besiegen: „Ich könnte mit dem Gedanken nicht leben, zu wissen, du hättest helfen können. Letztendlich war die Spende für mich eine Kleinigkeit.“

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