Hoffen – Helfen – Heilen

Vor drei Jahren ließ sich Marius H. aus Köln als potentieller Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren. Jetzt wurde der 27-Jährige gebraucht. Denn irgendwo gibt es einen ihm völlig unbekannten Menschen, der an Leukämie erkrankt ist und genau die gleichen Gewebemerkmale hat wie der Student. Und dieser Patient – ein Mann, eine Frau oder ein Kind – braucht dringend seine Blutstammzellen, um überhaupt eine Chance zu haben, den Blutkrebs zu besiegen.
Fast 11 000 Menschen erkranken jährlich allein in Deutschland an Leukämie. Wenn Chemotherapie und/oder Bestrahlung nicht helfen, ist die Stammzelltransplantation die letzte Chance. Dann beginnt die Suche nach einem passenden Spender in Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung. Die gemeinnützige Stiftung ist in Deutschland die älteste Datei und hat ihren Sitz im rheinland-pfälzischen Birkenfeld. Seit fast 30 Jahren sind immer wieder Mitarbeiter der Stiftung bundesweit unterwegs, um über das Thema Stammzellspende aufzuklären und junge Menschen als mögliche Lebensretter zu registrieren – Menschen wie Marius H..

2006 waren Mitarbeiter der Stiftung zu Gast beim Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg in Coesfeld. Damals war der gebürtige Münsterländer dort noch Schüler. Mit mehreren Kumpels ließ er sich als Stammzellspender registrieren: „Das war eine gute Sache und wenn ich helfen kann, mache ich das gern.“

Zuerst wurde er genau über das Thema Stammzellspende aufgeklärt, füllte einen Fragebogen zu seinem Gesundheitszustand aus und unterschrieb die Einverständniserklärung. Um seine Gewebemerkmale, die HLA-Werte, zu untersuchen, wurde ihm eine kleine Blutprobe entnommen, gerade so viel, wie in einen Fingerhut passt.

Mittlerweile studiert der 27-Jährige an der Universität in Köln Volkswirtschaftslehre. Anfang des Wintersemesters 2013 klingelte sein Telefon – es war die Stefan-Morsch-Stiftung: Seine HLA-Werte stimmen womöglich mit denen eines Leukämiepatienten überein, ob er zur Stammzellspende bereit wäre. „Ich hab mich darüber gefreut, dass ich die Möglichkeit habe, zu helfen“, erzählt er.

Doch bis es soweit ist, folgt zuerst eine Reihe von Untersuchungen und Gesprächen. Zwei Monate später war dann klar, dass er der optimale Spender ist. Marius H. ließ alles auf sich zukommen: „Es war alles sehr spannend und ich ließ mich einfach darauf ein.“ Auch seine Familie verfolgt die einzelnen Schritte mit Interesse – denn sie sind ebenfalls typisiert.

Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmarkspende wird der Beckenknochen des Spenders unter Vollnarkose punktiert und etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch entnommen – niemals aus dem Rückenmark. Marius H. entschied sich für die zweite Methode: die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Der Fachbegriff dazu lautet „Apherese“. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt.

Marius H. weiß, dass er nun sein bestes getan, um zu helfen. Ob seine Stammzellen bei dem Patienten erfolgreich sind, bleibt abzuwarten: „Es ist nicht sicher, dass die Patienten mit der Transplantation wieder gesund werden. Ich hoffe es für ihn.“ Er möchte nun anderen die Angst nehmen und sie dazu motivieren, sich ebenfalls typisieren zu lassen: „Es ist ein spannender Prozess und man wird sehr gut beraten und aufgeklärt. Ich hoffe, dass sich noch viele typisieren lassen, denn es ist nichts, wovor man Angst haben muss.

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