Hoffen – Helfen – Heilen

Für gewöhnlich ist Matthias Klein im Dienste der Öffentlichkeit unterwegs – als Schutzpolizist kümmert er sich um Sicherheit und Ordnung in Bad Kreuznach. Doch vor kurzem nahm er einen besonderen Auftrag aus Birkenfeld an: Vor elf Jahren registrierte er sich als möglicher Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung. Nun braucht ein Leukämiepatient die Hilfe des 34-Jährigen aus dem Kreis Bad Kreuznach. Denn zufällig stimmen die genetischen Gewebemerkmale des Oberkommissars mit denen eines ihm unbekannten Patienten überein. „Man muss bereit sein, für andere da zu sein“, sagt er und fährt nach Birkenfeld zur Stefan-Morsch-Stiftung. Dort spendet er für den Patienten Stammzellen.
Matthias Klein ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder. Als er sich 2003 typisieren ließ, war er noch in der Ausbildung. Er besuchte die Landespolizeischule in Frankfurt-Hahn und ging dort zur Blutspende. Die die Stefan-Morsch-Stiftung war ebenfalls vor Ort, um über das Thema Stammzellspende aufzuklären. Die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands leistet unter dem Leitmotiv “Helfen – Hoffen – Heilen“ seit fast 30 Jahren schnelle und persönliche Hilfe für Krebskranke und ihre Familien. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie der Leukämie. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist möglich, wenn sich ein passender Stammzell- beziehungsweise Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Deshalb ist die Stefan-Morsch-Stiftung nahezu täglich in ganz Deutschland unterwegs, um über das Thema Stammzellspende aufzuklären.

Für Matthias Klein sind Blutspenden nichts Neues. Ein möglicher Lebensretter für einen Leukämiekranken zu werden, findet er eine gute Sache: „Es ist einfach ein Röhrchen Blut mehr, warum also nicht.“ Vor der Blutabnahme wird er von Mitarbeitern der Stiftung über das Thema Stammzellspende aufgeklärt, unterschreibt die Einverständniserklärung und füllt einen Fragebogen aus. Im Labor der Stiftung werden Blutproben auf Ihre Gewebemerkmale, die HLA-Merkmale, untersucht. Braucht ein Patient eine Stammzelltransplantation, werden seine Gewebemerkmale, mit denen von registrierten Spendern verglichen. Um als Spender in Frage zu kommen, sollten im Idealfall zehn Werten übereinstimmen.

Er ist gerade im Dienst, als eine Mitarbeiterin der Stefan-Morsch-Stiftung ihn anruft: Seine Werte stimmen wahrscheinlich mit denen eines Leukämiepatienten überein – ob er zu einer Stammzellspende bereit wäre. Er dachte sich nicht viel dabei, denn seit seiner Typisierung hat sich die Stiftung schon zwei Mal bei ihm gemeldet. „Ich dachte, es wäre wie bei den letzten Malen und ich passe nicht zu dem Leukämiepatienten.“

Matthias Klein saß mit seiner Frau in einer Skigondel im Kleinwalsertal in Österreich, als sein Handy erneut klingelte: Es war wieder die Stefan-Morsch-Stiftung – er sei der passende Spender. Sofort steht für den 34-Jährigen die Entscheidung fest: „Das mache ich auf jeden Fall, wenn ich in Frage komme.“

Matthias Klein fährt nicht nur gern Ski, auch Rad fahren gehört zu seinen Hobbies. Seitdem er Kinder hat, hat er den Sport zurückgeschraubt, denn die Familie hat einen Nutzgarten übernommen, in dem sie Gemüse anbaut: „So sind wir mit den Kindern öfter draußen. An dem Garten sehen sie, wie alles wächst und dass hinter Lebensmitteln Arbeit steckt.“ Klein ist mit Begeisterung dabei: „Meine Kollegen nennen mich spaßeshalber schon Biogärtner“, erzählt er lächelnd.

Als er den Kollegen und seinen Vorgesetzten von der Stammzellspende erzählt, sind sie begeistert: „Die Reaktionen waren sehr positiv. Ich wurde sofort für die Termine freigestellt.“ Auch seine Frau, die ihn auch zum Entnahmetermin begleitet, steht hinter ihm: „Wer A sagt muss auch B sagen – wer sich typisieren lässt, sollte auch spenden, wenn er gebraucht wird“, sagt sie. Einige Bekannte waren skeptisch. Aber für Klein war klar: „Einen Rückzieher hätte ich nur gemacht, wenn für mich ein akutes Risiko bestanden hätte. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder, da macht man sich seine Gedanken.“

Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark. Die zweite Möglichkeit ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse. Mit dieser Variante hat Matthias Klein gespendet. Ein paar Tage vor der Entnahme muss er sich einen körpereigenen Botenstoff verabreichen, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Das Spritzen übernahm er selbst, „obwohl meine Frau das gerne gemacht hätte“, lacht er. In der Entnahmestation der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld werden die Stammzellen herausgefiltert. Das nennt man Apherese.

Mit der Stammzellspende möchte Klein dem Patienten helfen. Er hofft, „dass es dem Patienten gut gehen wird und dass er danach möglichst normal leben kann.“ Dass er das Richtige getan hat – davon ist er überzeugt: „Wenn man selbst sowas kriegt, wäre man froh, wenn ein Spender da wäre. Ich würde wieder helfen.“

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