Hoffen – Helfen – Heilen

Artikel vom 10. August 2016

Seit 30 Jahren werden täglich Stammzellspender aus der Datei der Stefan-Morsch-Stiftung weltweit vermittelt, um Leukämiekranken eine Chance im Kampf gegen Blutkrebs zu geben. Im Oktober 2013 hat Birgit Germscheid aus Kürten-Bechen (Rheinisch-Bergischer-Kreis) für eine fremde Frau, eine zweifache Mutter, gespendet. Mittlerweile feiert sie einmal im Jahr mit ihrer genetischen Zwillingsschwester Iris Schmidt aus Raubach (Kreis Neuwied) den Tag, der sie verbindet.

Iris Schmidt hat einen Lieblingsmenschen: Birgit Germscheid. Leukämie lautete 2013 die Diagnose für die 47-jährige Raubacherin. Seit fast 20 Jahren ist Birgit Germscheid bei der Stefan-Morsch-Stiftung typisiert. Im Oktober 2013 spendete sie für die zweifache Mutter Stammzellen. Um Danke zu sagen, hat Iris Schmidt ihre Lebensretterin 2016 bei der RPR1-Aktion „Glück sucht Bringer“ angemeldet – und gewonnen. Im Dezember startet Birgit Germscheids Flieger in Richtung Mauritius. Begleiten lässt sie sich von der Frau, die für sie „wie die Schwester“ ist, die sie sich gewünscht hat.

Immer wieder warb der Radiosender RPR1 im Frühjahr für die Aktion Glück sucht Bringer. Hier kann man Helfer und Alltagshelden bei einer Verlosung für eine Urlaubsreise anmelden. „So jemanden habe ich auch“ denkt Iris Schmidt, als sie den Aufruf im Radio zum ersten Mal hört: ihre Lebensretterin Birgit Germscheid. „Ich wollte, dass Birgit diese Reise nach Mauritius mit ihrem Mann machen kann.“ Sie rief bei RPR1 an und erzählte von ihrer Erkrankung, von Birgit Germscheids Stammzellspende und der daraus gewachsenen Freundschaft.

Zwei Frauen, zwei Leben und eine Geschichte: Spenderin Birgit Germscheid und Iris Schmidt, die 2013 durch eine Stammzelltransplantation gerettet wurde.

NOTARZT WARTETE SCHON

Vor drei Jahren war die zweifache Mutter ständig krank. „Die Ärzte empfahlen mir, zwei Wochen Urlaub zu machen, dass ich einfach mal wieder auftanken kann.“ Schnell geht es ihr immer schlechter. Nach neun Tagen brach die Familie den Urlaub in der Türkei ab. An den Rückflug erinnert sie sich nicht. Auch nicht daran, dass der Notarzt schon neben der Landebahn in Frankfurt auf sie gewartet hat. Erst drei Tage später wachte sie in einem Krankenbett auf, an dem ihr Mann bei ihr saß. Die Diagnose „akute myeloische Leukämie“ hatten die Ärzte bereits gestellt. „Drei Tage war ich wie gefühlslos. Ich konnte nicht weinen. Ich habe meine Eltern getröstet und meine Familie darum gebeten, für mich zu beten.“ An einem Tag betraten fünf Ärzte ihr Zimmer und erklärten ihr, dass sie eine Stammzelltransplantation braucht. „Eine Ärztin saß auf meinem Bett und hielt meine Hand“, erzählt Iris Schmidt.

Reichen Chemotherapie und oder Bestrahlung nicht aus, kann nur eine Stammzelltransplantation Hoffnung auf Heilung geben. Das ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt, der die gleichen genetischen Merkmale hat, wie der Patient. Um für Leukämiepatienten wie Iris Schmidt Stammzellspender zu finden, sind täglich Teams der ältesten Stammzellspenderdatei aus dem rheinland-pfälzischen Birkenfeld in ganz Deutschland unterwegs. Täglich werden Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt.

Das Team der Stefan-Morsch-Stiftung arbeitet seit 30 Jahren daran, Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke möglich zu machen. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

2. GEBURTSTAG AM 8. OKTOBER

Den Moment, als die Ärzte Iris Schmidt erzählten, dass es eine passende Spenderin gibt, hat sie noch genau vor Augen: „Das war ein Mittwochnachmittag. Vier Ärzte kamen zu mir ans Bett, sie haben gelacht. Das gab mir Kraft, weiter durchhalten zu können.“ Wer ihre Lebensretterin war, wusste die 47-Jährige damals noch nicht. Heute trifft sie sich regelmäßig mit ihrer Spenderin: „Wir sehen uns und haben zufällig das gleiche an, wir haben den selben Geschmack und in Sachen Erziehung denken wir sehr ähnlich“, erzählt die 54-jährige Birgit Germscheid, die vor ein paar Wochen zum dritten Mal Oma geworden ist. Den Tag, der sie verbindet, der 8. Oktober – Iris Schmidts zweiten Geburtstag – feiern sie jetzt immer zusammen. „Für dieses Jahr haben wir ein schönes Hotel im Sauerland gebucht.“ erzählt Iris Schmidt.

ZEIT MIT DER FAMILIE

Ihr Leben hat sich verändert: „Ich bin dankbar, dass ich noch da bin. Zeit mit meiner Familie erlebe ich heute intensiver und sie ist mir wichtiger als je zuvor.“ Und den Menschen, die sie durch ihre Krankheit begleitet haben, möchte sie ‚Danke‘ sagen.

An die RPR1-Auslosung erinnert sich Iris Schmidt noch ganz genau: „Das war der elfte März. Ich saß mit meinem Mann und meinen Kindern am Frühstückstisch, als die Meldung im Radio kam. Wir haben uns gefreut und gejubelt, als Birgit die Woche in Mauritius gewonnen hat.“ Gleichzeitig freut sich Birgit Germscheid mit ihrem Mann in Kürten-Bechen, der sie aber nicht auf ihrem Traumurlaub begleiten kann. „Mein Mann hat Multiple Sklerose. Er sieht sich nicht in der Lage, den Flug und die Reise auf sich zu nehmen. Von ihm kam die Idee, dass ich das mit Iris zusammen machen soll.“ Für Iris Schmidt war das eine große Überraschung: „So hatte ich mir das nicht gedacht. Ich wollte doch, dass Birgit mit ihrem Mann eine schöne Zeit hat.“ Jetzt freut sie sich auf eine Woche Hochsommer mitten im Dezember, zusammen mit ihrer „genetischen Zwillingsschwester“. (AZ)

Wie Birgit Germscheid ihre Stammzellspende damals erlebt hat? Das lässt sich hier nachlesen.

Iris Schmidt und Birgit Germscheid rufen dazu auf, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen: „Lasst Euch typisieren!“

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