Hoffen – Helfen – Heilen

„Ich bin gerade auf dem Dach rumgeturnt als der Anruf kam.“ Das unerwartete Telefonat, das Patrick Alles auf seinem Neubau in Leitzweiler bei Baumholder erreichte, kam von der Stefan-Morsch-Stiftung: Seine genetischen Merkmale passen zu denen eines Menschen, der an Leukämie erkrankt ist und dringend eine Stammzellspende benötigt. Deshalb ruhte nun Anfang Februar der Neubau und der 34-jährige Automatisierungstechniker Alles machte sich an das Projekt „Leben retten“.Die 1986 gegründete Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste StammzellStammzellenspenderdatei Deutschlands. Sie beschäftigt heute mehr als 60 Mitarbeiter. Eine Frau, die bis vor einigen Jahren bei der Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke gearbeitet hat, ist Karin Loch – ebenfalls aus Leitzweiler. „Mit ihrer Tochter waren wir 2007 beim Rheinland-Pfalz-Tag in Baumholder. Sie hat mich auf die Idee gebracht, dass ich mich bei der Stiftung typisieren lasse“, erzählt Patrick Alles, der inzwischen bei den US-Streitkräften in Baumholder beschäftigt ist. Seitdem ist der gebürtige Leitzweilerer in der bundesweit tätigen StammzellStammzellenspenderdatei registriert – ebenso wie nahezu 400 000 andere Stammzellenspender. Die Gewebemerkmale der Stammzellenspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung sind anonymisiert über das deutsche Zentralregister (ZKRD) abrufbar, wenn ein Leukämiepatient irgendwo auf der Welt einen passenden StammzellStammzellenspender benötigt.
Wird ein passender Stammzellenspender gefunden, kontaktiert die Stefan-Morsch-Stiftung den Stammzellenspender. So wurde auch Patrick Alles nachdem er wieder vom Dach seines Hauses heruntergeklettert war, um den Anruf der Stiftung entgegenzunehmen, erneut gefragt, ob er freiwillig und unentgeltlich für einen unbekannten Patienten spenden möchte. Dann folgte eine Reihe von Voruntersuchungen, um herauszufinden, ob er wirklich der optimale Stammzellenspender ist. Gleichzeitig sollte ausgeschlossen werden, dass er als Stammzellenspender ein gesundheitliches Risiko eingeht. „Unsere Mitarbeiter beraten und begleiten den Stammzellenspender während dieser ganzen Vorbereitungsphase“, so Andrea Djifroudi, Sprecherin der Stiftung. Sie weist außerdem daraufhin, dass „jegliche Kosten für die Untersuchungen, die Versicherung und die An- und Abreise zum Entnahmeort übernommen werden.“
Patrick Alles, der inzwischen verheiratet ist und einen zweieinhalbjährigen Sohn hat, entscheidet, dass er helfen will: „Ich war eigentlich gar nicht nervös, weil mir meine Bekannte von damals eigentlich schon alles über die Stammzellspende erklärt hatte.“ Dann begann die entscheidende Phase vor der Transplantation: Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut funktioniert ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Stammzellenspender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In der Birkenfelder Entnahmestation wurden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird.
Weder der Stammzellenspender noch der Patient erfahren zu diesem Zeitpunkt, wer der andere ist. Stammzellenspender und Empfänger bleiben in jedem Fall bis zum Ablauf von zwei Jahren anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Stammzellenspender und Patient einander kennenlernen können. Patrick Alles, der unter anderem in der Freiwilligen Feuerwehr Leitzweiler und beim MV Heide Rückweiler Mitglied ist, wurde von den US-Streitkräften für die Spende freigestellt. Auch seine Frau und seine Freunde unterstützten ihn, fragten interessiert, wie oft es denn zur Stammzellspende kommt. Nach der Entnahme zieht er ein positives Fazit: „Ich würde es wieder tun. Es war alles nicht so schlimm.“

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