Hoffen – Helfen – Heilen

Das Bild eines kleinen schwer kranken Mädchens hat sich im Herbst 2012 in ganz Baden-Württemberg in die Herzen der Menschen gebrannt: Ilayda war damals sechs Jahre alt. Ihre Familie hat 2012 zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung und anderen Stammzellspenderdateien Typisierungsaktionen organisiert, um über die Chancen von Stammzellspenden für Leukämiekranke aufzuklären. Auch während eines Gottesdienstes in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gundelfingen wurde auf die Hilfsaktion aufmerksam gemacht. Dort hörte Roland Lindhorst davon und ließ sich als Stammzellspender registrieren. Jetzt konnte der 38-Jährige einem wildfremden Menschen, der an Leukämie erkrankt ist, durch seine Stammzellspende Hoffnung auf Leben geben.
„Hilfe für Ilayda und andere“ waren 2012 die Aufklärungskampagnen der Stammzellspenderdateien überschrieben. Denn jedes Jahr erkranken allein in Deutschland knapp 11 000 Menschen an Leukämie – mal sind es Arbeitskollogen, mal die Tante eines Freundes, oft aber sind es Kinder wie Ilayda aus Singen. Bewegt vom Schicksal von Ilayda fährt Roland Lindhorst aus Gundelfingen nach Freiburg, um sich bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren zu lassen. Er weiß, wenn Chemo-therapie und Bestrahlung nicht helfen, kann nur die Transplantation von Stammzellen eines pas-senden Spenders eine Chance auf Heilung geben.

Für den Erfolg einer solchen Transplantation ist eine nahezu vollständige Übereinstimmung der HLA-Gewebemerkmale (Humane Leukozyten-Antigene) von Empfänger und Spender notwendig. Mit jedem Unterschied steigt beim Patienten das Risiko, dass es zu bedrohlichen Komplikationen kommt. Nur für etwa ein Drittel der Patienten werden Spender in der eigenen Familie gefunden. Deswegen muss bei der überwiegenden Anzahl der Patienten nach einem nicht verwandten Spender gesucht werden. Die Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei, klärt deshalb immer wieder in bundesweiten Aktionen über die Stammzellspende auf, damit Menschen sich typisieren lassen. Aus einer Blutprobe werden die entscheidenden Gewebemerkmale analysiert und anonymisiert in das Zentralregister in Ulm eint, wo sie für weltweite Suchanfra-gen zur Verfügung stehen. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich somit die Chance, dass einem leukämiekranken Patienten das Leben gerettet werden kann.

Roland Lindhorst ist kein passender Spender für das Mädchen aus Singen, aber er kann einem anderen Menschen helfen. In den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung sind weltweit mehr als 20 Millionen Menschen registriert und trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.

Herr Lindhorst ist so ein Glücksfall: Seine HLA-Werte passen zu denen eines Leukämiepatienten. Etwa sechs Monate nach der Typisierung informierte ihn die Stefan-Morsch-Stiftung per Post, dass er als potentieller Spender für einen Leukämiepatienten in Frage käme. Wenige Wochen nach genauen Untersuchungen stand dann fest, dass er der geeignetste Spender ist. Gerne nahm er diese Chance an: „Ich finde es einfach wichtig zu helfen, grade mit so einer einfachen Sache.“ Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Diese Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme von Knochenmark auf dem Beckenkamm – niemals aus dem Rückenmark. Oder die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Dialyse (Apherese). Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation – wie bei der Stefan-Morsch-Stiftung – werden dann die Stammzellen entnommen. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender.

Roland Lindhorst, der sich bei der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Gundelfingen engagiert und bei der Gestaltung der Gottesdienste mitwirkt, erfuhr viel Rückhalt für die Spende aus seinem Umfeld. Auch die Vorgesetzten der Theresienklinik in Bad Krozingen, wo er als Qualitäts- und Hygienemanager beschäftigt ist, unterstützten ihn. Um den Spendetermin wahrnehmen zu können war für ihn in letzter Minute noch einiges zu organisieren. Gerade erst musste seine mit Zwillingen schwangere Frau ins Krankenhaus. Kurzfristig musste er sich um die Betreuung des zweijährigen Sohnes kümmern: „Mir ist bewusst, dass ich damit jemandem helfe und das ist ein Antrieb. Der Aufwand steht dabei in keinem Verhältnis zum Wirken.“

Er hat die Spende gut überstanden und hofft jetzt, dass er dem Patienten helfen konnte.

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