Hoffen – Helfen – Heilen

Wenn Siegfried Michels aus Britten (Kreis Merzig-Wadern) von seiner „Güllepumpe“ schwärmt verstehen nur Insider, dass er von seinem Motorrad redet. Aber der 26-Jährige hat noch weitere Gesprächsthemen. Zum Beispiel, wie er sich für das Leben eines leukämiekranken Jungen einsetzt.
Still sitzen? Das macht er nur für die Zeit der Stammzellspende bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands erster Stammzellspenderdatei. Gerade renoviert er seine Wohnung im Elternhaus, fährt Motorrad oder geht in den Wald, fällt Bäume, zersägt Stämme und hackt sie zu Brennholz. „Es gibt IT-ler, die neben ihrem Job auch in der Freizeit nix anderes machen, als Computer. Ich aber nicht“, erzählt Siegfried Michels über sich. Er entwickelt bei KÜS in Losheim am See Software für Kraftfahrzeuge. Gerade hat er Lymphozyten – eine Art der weißen Blutkörperchen – bei der Stefan-Morsch-Stiftung gespendet.

Typisierungsaktion für Lena in Lebach

„Wie geht es Lena, dem Mädchen für das ich mich vor zwei Jahren in Lebach typisieren ließ?“, will er von den Mitarbeitern der Birkenfelder Stiftung wissen. „Gut! Ein Spender wurde gefunden. Sie geht wieder zur Schule. Das kann man auf unserer Homepage nachlesen.“ Siegfried Michels nickt. Eine Knochenmarkentnahme unter Vollnarkose in Düsseldorf und eine ambulante Stammzellspende in Birkenfeld hat er bereits hinter sich. Jedes Mal für den selben kleinen Jungen, irgendwo in Deutschland.

Mit Stammzellspende fremdem Kind helfen

Michels weiß kaum was über ihn. Nur, dass er ein leukämiekrankes Kleinkind ist, um das er sich große Sorgen macht. „Was ist da schiefgelaufen, wird der Kleine wieder gesund?“, schoss ihm durch den Kopf, als eine Mitarbeiterin der Spenderdatei ein zweites und drittes Mal gefragt hat, ob er zur Spende bereit wäre. Mittlerweile weiß er, dass manchmal einfach ein bisschen mehr Hilfe gebraucht wird, dass ein Patient eine Chance gegen den Blutkrebs hat.

Ambulente Stammzellspende bei der Stefan-Morsch-Stiftung

„Ich habe ein Problem mit Nadeln“, verrät Michels, „aber ich wollte mich trotzdem typisieren lassen. Mittlerweile habe ich mich an Nadeln gewöhnt.“ Er deutet mit dem Kinn auf die beiden Schläuche in seinen Armbeugen. Durch einen Schlauch fließt Blut in ein spezielles Gerät, in dem Lymphozyten aus seinem Blut herausgefiltert und in einem Beutel gesammelt werden. Das Blut wird dann wieder zurück in Michels anderen Arm gepumpt. So war es auch bei seiner Stammzellspende, mit der Michels dem Jungen ein gesundes blutbildendes System geschenkt hat. Die Lymphozyten sollen dem kleinen Jungen helfen, die übrig gebliebenen Leukämiezellen zu bekämpfen, um einen Rückfall zu verhindern.

„Jeder sollte sich mit dem Thema Typisierung auseinandersetzen“

„Ich würde es immer wieder tun! Ich fühle mich, wie ein Zahnrad in einer lebensrettenden Maschine. Ich finde, jeder sollte sich mal mit dem Thema Typisierung auseinandersetzen!“ Besonders gerührt hat ihn die Weihnachtskarte, die die Stefan-Morsch-Stiftung von der Familie an ihn weiterleitete. Aus Datenschutzgründen ist bis zwei Jahre nach der Spende nur anonymer Kontakt möglich. „Die Karte habe ich erst mal zur Seite gelegt. Ich hatte Angst, vor schlechten Nachrichten. Es ist ein besonderes, intimes Gefühl, dass da eine Verbindung zu jemandem ist. Und dann hält man was von ihm in den Händen.“

Er denkt manchmal an den Jungen und hofft, dass er bald wieder eine Nachricht bekommt: „Dass es ihm gut geht und er gesund geworden ist. Irgendwann möchte ich ihn und seine Familie kennenlernen.“

Werde
Lebens-
retter:in

Jetzt registrieren Slogan