Hoffen – Helfen – Heilen

Beim Weinfest in Löf (Kreis Mayen-Koblenz) fasste Stefan Bernardy den Entschluss, sich als Stammzell- und Knochenmarkspender typisieren zu lassen. Dies war im Juli 2007. Neun Jahre – 2016 – später rettet dieser Entschluss womöglich das Leben eines kleinen Kindes in den USA.
Die Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld hatte am 18. Juli 2007 zu einer Spenden- und Typisierungsaktion „Hilfe für Martin“ in Löf aufgerufen. Mit überwältigender Resonanz: Mehr als 1100 Menschen haben sich damals registrieren lassen. Nicht nur das: Der Fußballverein engagierte sich seinerzeit mit vielen ehrenamtlichen Helfern und organisierte ein Benefiz-Fußballspiel gegen die Lotto-Elf.

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland mehr als 11.000 Menschen an Leukämie. Vielen Patienten kann heute durch die Übertragung von Stammzellen eines gesunden Stammzellspenders geholfen werden. Die Suche nach geeigneten Spendern ist allerdings aufwendig, weil die genetischen Merkmale von Spender und Empfänger weitestgehend übereinstimmen müssen. Aufrufe wie die „Hilfe für Martin“ helfen Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, Menschen für das Thema zu sensibilisieren und für eine Typisierung zu gewinnen. Immer noch ist es für viele Patienten ein Glücksfall, wenn sich ein passender Spender findet.

Für den Weinort Löf an der Mosel war die Hilfsaktion natürlich ein großes Thema – auch beim Weinfest eine Woche zuvor. Dort verabredete sich der heute 39-jährige Stefan Bernardy spontan mit Bekannten, einen Getränkestand für den Aktionstag zu organisieren, um Spenden zu sammeln. Im doppelten Sinne krempelte der gebürtige Brodenbacher so die Ärmel hoch: Denn er ließ sich ebenfalls einen Fingerhut voll Blut entnehmen, um sich so als Spender registrieren zu lassen. Eine gute Tat, wie sich 2016 – neun Jahre später – herausstellt.

„Da ist man wohl noch näher dran“

Seit Anfang des Jahres ist Stefan Bernardy Verkaufsleiter bei der  Firma Braas in Oberursel. Zuhause wirbelt die 17 Monate alte Tochter den Alltag durcheinander: Die Lebensumstände des 39-Jährigen haben sich seit der Typisierung erheblich verändert. Dennoch zögerte er keinen Moment, als er von der Stiftung die Nachricht erhielt, er käme als Knochenmark-Spender infrage. Für den jungen Vater war es ein besonders emotionaler Moment, als ihm bewusst wurde, dass seine Spende für ein leukämiekrankes kleines Kind etwa im Alter seiner Tochter ist. „Da ist man wohl noch näher dran“, meint Stefan Bernardy. Die Gedanken seien natürlich auch bei den unbekannten Eltern und man hofft, dass alles für diese Familie gut geht.

Bei der Knochenmark-Spende wird der Beckenkamm unter Vollnarkose punktiert. Diese Methode wird seit mehr als 30 Jahren routinemäßig angewendet und ist bei etwa 20 Prozent der Spenden erforderlich. Vor allem bei Kindern, so hat es Bernardy erfahren, böte sie die größte Chance auf Heilung. „Sicher macht man sich so seine Gedanken, denn trotz des Routineeingriffs kann eine Narkose riskant sein“, meint der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann. Doch: „Ich bin kerngesund und habe absolutes Vertrauen in die Medizin.“

Für den Eingriff musste er nach Düsseldorf in die Klinik und stellte hinterher fest: „Das war alles keine große Sache. Morgens um 8:30 Uhr kam ich dran, um 9:30 Uhr habe ich schon wieder frühstücken können.“ Etwas schlapp habe er sich danach schon gefühlt – „und ein bisschen enttäuscht“, scherzt der 39-Jährige lachend: Als er die Pflaster wieder abmachte, habe er seiner Frau gar keine großartigen Operationsspuren präsentieren können. Die winzigen Punkte waren kaum zu sehen. Die Gedanken seiner Familie sind jetzt bei dem kleinen Mädchen in den USA und deren Eltern. „Nach vier Monaten kann ich nachfragen, wie die Operation verlaufen ist und das werde ich in jedem Fall tun“, sagt Stefan Bernardy. (AW)

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